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Veröffentlicht am 02.08.2017

Karriere als Kunstfälscher

Ambach – Die Auktion / Die Tänzerin
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Felix Ambach hatte es bisher nicht leicht. Als unerwünschtes und ungeliebtes Kind von den Eltern vernachlässigt, vom älteren Bruder Christian gedemütigt, war seine Kindheit ein Alptraum. Dabei hatte er ...

Felix Ambach hatte es bisher nicht leicht. Als unerwünschtes und ungeliebtes Kind von den Eltern vernachlässigt, vom älteren Bruder Christian gedemütigt, war seine Kindheit ein Alptraum. Dabei hatte er immer den Traum, einmal als Holzbildhauer Karriere zu machen. Seine Figur, die er für die Bewerbung bei einer Kunstakademie geschnitzt hatte, wurde von Christian als Feuerholz benutzt. Aus der Traum, während Christian als Kunstexperte Karriere macht.

Als ihm Christian auch noch seine Freundin wegschnappt, fühlt sich Felix einmal mehr als der Versager, den Christian in ihm sieht. Er lässt sich gehen, lebt von der Hand in den Mund mit kleinen Aufträgen als Schreiner, das Geld ist immer knapp. Als er nicht mal mehr das Geld für das Grab der Eltern aufbringen kann, reift in ihm ein Plan, wie er seinem Bruder die jahrelangen Demütigungen heimzahlen und ihn als Kunstexperte bloßstellen kann. Doch bei der Ausführung des Plans läuft nicht alles glatt. Als ein zwielichtiger Kunstsammler ihm einen Deal vorschlägt, geht Felix darauf ein und gerät immer mehr in den Einfluss des Mannes.....

"Die Auktion" und "Die Tänzerin" sind die ersten beiden Teile der Reihe um den Kunstfälscher Felix Ambach, einen Mann den man nach und nach gut kennenlernt. Ein Looser, der in den Tag hinein lebt, sein Haus vermüllt, sich um nichts kümmert. Den Autoren gelingt sehr gut, seine Wandlung zu beschreiben. Wie ihn der Ehrgeiz packt, es seinem hochnäsigen Bruder endlich heimzuzahlen. Die jahrelange Schmach und Demütigungen lassen in ihm den perfekten Plan reifen. Felix Wandlung kommt glaubhaft rüber, der Schaffensdrang, der ihn wie im Fieber arbeiten lässt, bis sein Werk vollendet ist. Im zweiten Teil lernt man ihn noch besser kennen, immer mehr wird er von seinem zwielichtigen Partner abhängig. Denn als Mitwisser hat er ihn in der Hand. Neben Felix und Christian gibt es weitere, teils schrullige Charaktere, die allesamt sehr gut gezeichnet sind. So gut, dass ich mir jeden einzelnen bildlich vorstellen konnte.

Der Schreibstil ist schön flüssig und lässt sich flott lesen, die Handlung wechselt mit spannenden und wieder ruhigeren Kapiteln ab. Dabei gibt es auch einige Szenen mit herrlicher Situationskomik, die für einige Lacher sorgten. Meistens verfolgt man Felix bei seinen Aktionen, es gibt aber auch Kapitel aus der Sicht anderer Beteiligter, so dass man als Leser mehr weiß, als Felix. Der zweite Teil endet mit einem fiesen Cliffhanger, gut dass ich direkt mit dem nächsten Teil beginnen kann.

Fazit: Gelungener Auftakt der Reihe, ich bin gespannt wie es mit Felix weiter geht.

Veröffentlicht am 30.07.2017

spannender Italien Krimi

Im Namen des Paten
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"Im Namen des Paten" ist der zweite Teil um den Ex Polizisten Lupino Severino. Teil eins habe ich nicht gelesen, konnte aber auch ohne Vorwissen sehr flüssig in die Handlung eintauchen. Lupino ist inzwischen ...

"Im Namen des Paten" ist der zweite Teil um den Ex Polizisten Lupino Severino. Teil eins habe ich nicht gelesen, konnte aber auch ohne Vorwissen sehr flüssig in die Handlung eintauchen. Lupino ist inzwischen Privatdetektiv und zeigt als Fremdenführer Touristen Venedig. Wie könnte er ablehnen, als "Il Piccoletto", der Pate von Venedig ihn um einen "Gefallen" bittet? Der Pate zahlt gut, der Auftrag hört sich nach leicht verdientem Geld an, er soll nichts weiter als einen Kurierdienst übernehmen. Einen Speicherstick von Venedig nach Grado bringen. Doch dieser Auftrag ist gefährlich, Lupino wird in den Krieg zwischen zwei Mafia-Clans hineingezogen und bringt sich in große Gefahr.

Ich konnte problemlos in die Geschichte starten, was auch am angenehmen Schreibstil liegt, der sich schön flüssig lesen lässt. Der Autor schreib schön bildhaft, beim lesen hatte ich die Sehenswürdigkeiten und verschiedenen Landschaften Italiens bildlich vor Augen. Die eingestreuten italienischen Vokabeln sorgen für viel Atmosphäre und Italien-Flair. Hilfreich sind die Übersetzungen als Fußnote für alle, die nur über rudimentäre Italienischkenntnisse verfügen. So kommt beim lesen schon fast Urlaubsfeeling auf, wäre da nicht die spannende Handlung mit Mord und Totschlag.
Lupino ist ein sympathischer Typ mit dem ich mitfiebern konnte, er bringt sich bei seinem Auftrag immer wieder in Lebensgefahr. Die Handlung ist temporeich, ständig passiert etwas so dass beim lesen keine Langeweile aufkommt und ich das Buch am liebsten in einem Rutsch gelesen hätte.

Fazit: Spannender Italien-Krimi, ich bin auf die Fortsetzung gespannt.

Veröffentlicht am 26.07.2017

ganz großes Kino

Der Nebelmann
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Schauplatz Italien, das kleines Dorf Avechot in den Bergen. Es ist kurz vor Weihnachten, als die sechzehnjährige Anna Lou spurlos verschwindet. Eigentlich wollte sie nur in die Kirche, doch dort ist sie ...

Schauplatz Italien, das kleines Dorf Avechot in den Bergen. Es ist kurz vor Weihnachten, als die sechzehnjährige Anna Lou spurlos verschwindet. Eigentlich wollte sie nur in die Kirche, doch dort ist sie nie angekommen. Dass Anna Lou ausgerissen ist scheint unwahrscheinlich, sie lebte fast schon zu behütet im Kreis ihrer religiösen Familie, hatte keinen Freund. Keiner kann sich ihr Verschwinden erklären, es muss angenommen werden, dass sie einem Verbrechen zum Opfer fiel. Der Fall ruft den Sonderermittler Vogel und seinen Assistenten Borghi auf den Plan. Vogel ist eine erfolgreicher Ermittler, hat mehrere Fälle gelöst und steht gern im Mittelpunkt der Medien. So bezieht er bei den Ermittlungen von Anfang an die Presse mit ein, der Fall erregt landesweit viel Aufmerksamkeit. Er betrachtet den Fall als Bühne, er selbst ist der Hauptdarsteller, der sich wieder mal profilieren kann. Das kleine Bergdorf wird zum Anziehungspunkt für sensationslüsterne Pilger, die einen Blick auf das Elternhaus von Anna Lou werfen wollen. Dann gibt es eine erste Spur....

Von Donato Carrisi habe ich schon "Der Todesflüsterer" gelesen, ein Thriller der mir im Gedächtnis geblieben ist. Deswegen war ich auf sein neuestes Werk besonders gespannt. Sprachlich hat mich der Autor auch hier wieder überzeugt, er schreibt anspruchsvoll und transportiert die düstere, kalte Stimmung perfekt. Auch der Aufbau ist gelungen, neben der Handlung in der Gegenwart spielen immer wieder Kapitel zu verschiedenen Zeiten in der Vergangenheit, das sorgt für zusätzliche Verwirrung.

Die Figuren sind gut angelegt, allerdings gab es keinen Sympathieträger und ich bin auch keinem wirklich nahe gekommen. Ich war bei dieser Story eher der Beobachter am Rande und nicht mitten drin im Geschehen, was der Geschichte aber keinen Abbruch tut.

Man verfolgt als Leser die Bemühungen von Vogel und Borghi und erkennt bald, wie Vogel tickt. Sein Vorgehen macht sprachlos, ist eines Ermittlers unwürdig. Er spielt Schicksal allein um seines Erfolges Willen.

Ich tappte bei dieser Geschichte lange im Dunklen, hatte keinen Plan was hinter dem Verschwinden der kleinen Anna Lou steckt. Der Autor hat mich mit seinen Wendungen sprachlos zurückgelassen, selten lag ich mit meinen Vermutungen so falsch wie hier. Spannungstechnisch hätte ich etwas mehr erwartet. Die Handlung beginnt eher ruhig, steigert die Spannung zum Ende hin dann aber enorm. Alles in allem ist "Der Nebelmann" ein faszinierender Thriller mit unglaublichen Wendungen, auf die Verfilmung bin ich schon sehr gespannt.

Veröffentlicht am 24.07.2017

lässt mich ratlos zurück...

Ana. Der sanfte Tod einer Rebellin
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Ein Buch, das mich etwas ratlos zurück lässt. Wie rezensiere ich ein Buch, das sich laut Klappentext mit dem Thema ADHS beschäftigt, aber letztlich die Lebensgeschichte der Protagonistin Ana schildert, ...

Ein Buch, das mich etwas ratlos zurück lässt. Wie rezensiere ich ein Buch, das sich laut Klappentext mit dem Thema ADHS beschäftigt, aber letztlich die Lebensgeschichte der Protagonistin Ana schildert, deren Bezug zu ADHS (noch) nicht besteht? Von der kurzen Einführung auf 9 Seiten mal abgesehen, in der der Sozialarbeiter und Soziologe Pascal Rudin Fakten zum Thema nennt, geht Anas Geschichte komplett am Thema vorbei.

Ana hat ein bewegtes Leben hinter sich, von ihrer Mutter ungeliebt wird sie schnell selbständig und verkauft ihren Körper. Damit und mit den richtigen Beziehungen entwickelt sie ein florierendes Geschäftsmodell. Sex sells. Wir lernen Ana als junge Frau aus ihrer Niederschrift kennen, der Journalist Ben, der ein Buch über sie schreiben soll, erlebt sie als kranke alte Frau im Hospital. An sich ist Anas Lebensgeschichte nicht uninteressant, wären nicht die Passagen zu ausschweifenden Sexpartys, die mich abgestoßen haben. Dazu wirft Ana jede Menge synthetische Drogen ein, eine Pille für jede Stimmungslage. Pillen, die sie gern auch mal anderen Menschen ohne deren Wissen verabreicht.

Ana kommt mit ihrem Verhalten unsympathisch rüber, keine Protagonistin mit der ich mich auch nur ansatzweise identifizieren könnte. Wieso sie zu dieser kranken Frau wurde, wird in diesem ersten Teil der Trilogie auch nicht klar.

Insgesamt gesehen habe ich in einem Roman verarbeitete Erfahrungsberichte zum Thema ADHS erwartet, ein Thema das mich interessiert. Das Buch hat meine Erwartungen in der Hinsicht überhaupt nicht erfüllt. Schade um die Lesezeit.

Veröffentlicht am 19.07.2017

inspirierender Gartenratgeber in modernem Design, der Lust auf Garten macht

Mein Blumengarten
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"Mein Blumengarten - wie er mir gefällt" von "Mascha Schacht" aus dem Ulmer Verlag macht optisch einen hochwertigen Eindruck. Das Cover zeigt die schöne Blüte der Sonnenbraut als Eyecatcher und macht gleich ...

"Mein Blumengarten - wie er mir gefällt" von "Mascha Schacht" aus dem Ulmer Verlag macht optisch einen hochwertigen Eindruck. Das Cover zeigt die schöne Blüte der Sonnenbraut als Eyecatcher und macht gleich Lust auf Garten. Der Einband ist strukturiert, fühlt sich an wie Stoff, macht einen angenehmen und hochwertigen Eindruck. Die Seiten sind aus dickerem, matten Papier, viel schöner als das sonst so übliche Hochglanzpapier. Über das praktische Lesebändchen habe ich mich besonders gefreut. Das moderne Design wird auch im Innenteil weitergeführt, kleine und großformatige Fotos von Blüten wechseln sich mit Zeichnungen und Übersichtstafeln ab. Das Layout ist gelungen, modern und ansprechend, kein Vergleich mit den alten Gartenratgebern die bei mir sonst noch im Bücherregal stehen.

Die zentrale Frage lautet: Was wünsche ich mir von meinem Garten? Auf den kommenden Seiten werden verschiedene Gartentypen vorgestellt, z. B für denjenigen der spontan ist und die Abwechslung liebt und gern mit Samentütchen arbeitet. Oder lieber doch dauerhaften Gartenspaß mit Stauden und Sträuchern? Diese und noch viel mehr Vorschläge helfen, für sich selbst zu klären, welche Erwartungen man an seinen Garten stellt.

Die nächsten Kapitel befassen sich mit den der Gartenplanung, dem richtigen Standort und Schnitt der einzelnen Pflanzen. Im Pflanzenteil werden die Hauptdarsteller wie Gehölze, Rosen, Stauden, Zwiebeln und einjährige Sommerblumen vorgestellt, immer wieder aufgelockert durch wichtige und hilfreiche Tipps in Kästchen gesetzt oder Anleitungen wie man z. B. eine Rankhilfe aus Weidenruten bauen kann. Auch das leidige Thema des richtigen Schnitts und die Düngung wird behandelt sowie die die wichtigsten Pflanzenschädlinge. Am Ende des Buchs findet man eine To-Do-Liste, welche Arbeiten in den einzelnen Monaten im Garten zu tun sind, ein Punkt der für mich sehr hilfreich ist.

Fazit: Ich bin von dem Buch begeistert, es macht Spaß sich die einzelnen Kapitel durchzulesen, beim lesen hatte ich spontan Ideen, was ich in meinem Garten verändern und welche Blumen ich pflanzen möchte. Eine wunderbare Anregung für eingefleischte Garten-Fans mit vielen schönen Ideen.