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Veröffentlicht am 22.10.2019

Ein mitreißendes und berührendes Buch über Mutterliebe, den Überlebenskampf und die enge Verbindung von Mensch, Tier und Umwelt

Die Letzten ihrer Art
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Die norwegische Autorin Maja Lunde ist 2017 mit ihrem Roman “Die Geschichte der Bienen” weltweit bekannt geworden. Ihre vierteilige Buchreihe über Klimathemen hat sie mit “Die Geschichte des Wassers” fortgesetzt.

“Die ...

Die norwegische Autorin Maja Lunde ist 2017 mit ihrem Roman “Die Geschichte der Bienen” weltweit bekannt geworden. Ihre vierteilige Buchreihe über Klimathemen hat sie mit “Die Geschichte des Wassers” fortgesetzt.

“Die letzten ihrer Art” ist der dritte Band.
Die Erzählung erstreckt sich wieder über mehrere Generationen und Orte. Im Zentrum stehen Wildpferde - “Przewalski”, nach ihrem russischen Entdecker, oder auch “Takhis” genannt. Es sind die karamellfarbenen Pferde der Urzeit, die man von den Höhlenmalereien kennt und die auch heute noch in der mongolischen Steppe leben.

Wir folgen drei Handlungssträngen:
Norwegen, 2064
Isa und ihre Mutter Eva leben allein auf einem Hof mit verschiedenen seltenen Tieren. Der Klimakollaps ist eingetreten und die Menschen sind auf der Flucht nach Norden, denn im Süden gibt es kaum noch Nahrung und Wasser.
Als wegen eines verregneten Sommers nicht genug Futter für die Tiere bleibt, will Isa weiter nach Norden ziehen. Doch ihre Mutter möchte unbedingt die zwei Wildpferde retten.

Mongolei, 1992
Die deutsche Tierärztin Karin entlässt eine Herde Wildpferde in die Freiheit. Mit dabei ist ihr erwachsener Sohn Mathias. Welches Motiv hat er für die Reise?

Russland, 1881
Michail arbeitet im Zoo St. Petersburgs. Als er von den seltenen Wildpferden der Mongolei hört, glaubt er, sie könnten eine Attraktion sein und den Park retten. Er plant eine Expedition, um die scheuen Tiere einzufangen. Nachdem er aus seinem bürgerlichen Umfeld zu einem Abenteuer aufgebrochen ist, findet er inmitten eines Schneesturms etwas, das er nicht erwartet hat.

Maja Lunde erzählt die Geschichten der Protagonisten langsam und hypnotisch. Durch ihre Andeutungen wird man förmlich in das Buch hineingesogen, während sich die Handlung und die Zusammenhänge immer mehr entfalten.
Ich habe die 600 Seiten in einem Tag gelesen, denn ich wollte erfahren, wer die fremde Frau ist, die auf dem Hof von Isa und Eva auftaucht. Und wieso schreibt Isa Briefe an Lars, die sie in einen verlassenen Briefkasten wirft?

“In meinem ganzen Leben habe ich nur sieben Menschen kennengelernt. Meine Mutter, dich, deine Eltern, deine Schwester. Und Tante Anne. Einar habe ich noch dazu genommen, aber eigentlich zählt er nicht, weil ich mich immer in meinem Zimmer verstecke, wenn er kommt. Sieben Menschen, das ist gar nichts. Vor allem, wenn fast alle von ihnen verschwunden sind. Eigentlich gibt es nur einen Menschen in meinem Leben. Und im Vergleich dazu, wie sehr sie sich mit Tieren auskennt, hat meine Mutter wirklich ziemlich wenig Ahnung von Menschen. Davon, wie wir leben sollten und was wir brauchen.”

Mit jedem weiteren Satz der Autorin beginnt man die komplexe Vorgeschichte, die Lebenswelt und die Beweggründe der Charaktere mehr zu erahnen. Ab der Hälfte des Buches, traten die Konflikte gänzlich hervor und die Geschichten gingen mir sehr nah.

Das Leben aller Protagonisten ist eng mit dem der Wildpferde verbunden. So wie schon seit Tausenden von Jahren das Leben der Menschen und Tiere verbunden ist. Beiläufig ruft uns Lunde ins Gedächtnis, welche Abhängigkeit zu unseren Arbeitstieren, den Reittieren, und den Spendern von Nahrung besteht.

Ich fand es äußerst faszinierend, mehr über die Geschichte der Wildpferde zu erfahren. Jenen Pferden mit den kurzen, schwarzen Beinen und dem dunklen Aalstrich auf dem Rücken. Der Bestand war bis auf 14 vermehrungsfähige Tiere zusammengeschrumpft, als man in den 90er begann sie zu züchten und wieder auszuwildern.

Das Buch handelt nicht nur von der Klimaveränderung, dem Aussterben von Arten und den möglichen Konsequenzen für das Leben der Menschen, sondern allgemein von Geburt und Tod, von Kämpfen und überbehütender Liebe, Erwachsenwerden und Freiheit.
Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 22.10.2019

Enttäuschend - Interessante Ausgangslage, jedoch teilweise zäh zu lesen, Fragen bleiben offen

Das Bücherhaus
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Folgender Satz aus dem Klappentext hat in mir große Erwartungen geweckt:
»Dieses Buch kann Ihr Leben verändern!«, Wall Street Journal

Worum geht es in dem Buch?
Der Autor, John Kaag, ein vierzigjährige ...

Folgender Satz aus dem Klappentext hat in mir große Erwartungen geweckt:
»Dieses Buch kann Ihr Leben verändern!«, Wall Street Journal

Worum geht es in dem Buch?
Der Autor, John Kaag, ein vierzigjährige amerikanische Philosophieprofessor, stößt durch Zufall in in New Hampshire auf die Bibliothek von William Ernest Hocking.
Hocking sei laut Kaag einer der letzten großen Denker Amerikas gewesen.

Kaag entdeckt in der Bibliothek seltene Erstausgaben und Briefe bekannter Autoren und Philosophen, und er macht sich daran, den Bestand zu sichten.
Während er ausführlich die Landschaft und die Einrichtung der Gebäude beschreibt, erzählt er auch kurz von seiner Kindheit und seinem alkoholkranken Vater. Kaag hat mir Depressionen zu kämpfen und stellt sich, wie William James, die Frage: “Ist das Leben lebenswert?”

"Auf der einen Seite klammern wir uns an die Hoffnung, dass unsere Welt sowohl vernünftig als auch bedeutsam ist; auf der anderen Seite kommen wir vielleicht zu der Einsicht, dass sie weder das eine noch das andere ist."

Den Einstieg fand ich gelungen. Der Autor stellte Fragen und schilderte Gefühle der Einsamkeit, die wohl jeder Mensch hat.
»Wir leben allein, unsere tiefsten Gedanken und die reinsten in unserem innersten Bewusstsein bleiben ungeträumt von der gemeinen Masse.« (Ella Lyman Cabot)

Er schlug einen geschichtlichen Bogen, zurück zu Descartes, Hobbes, Dante, Kant. Und er ging auf Determinismus, Zufall und den amerikanischen Pragmatismus ein.

Ab dem ersten Drittel zerfaserte für mich der Plot. Er erwähnte Namen von (für mich) unbekannten, amerikanische Philosophen, ohne mehr zu ihnen zu erzählen. Er zitierte Griechisch (ohne Übersetzung) und englische Gedichte (mit Übersetzung). Er erwähnte Emerson und Thoreau und Whitman.

Kaags Ehe zerbrach und er zitierte Michel Montaigne »Die Ehe ist wie ein Käfig; man sieht die Vögel außerhalb, die verzweifelt versuchen, hineinzukommen, und diejenigen, die sich ebenso verzweifelt bemühen, wieder herauszugelangen.«

“In einem Pfandhaus außerhalb von Derry verkaufte ich (Kaag) meinen Ehering für 278 Dollar, gerade genug Geld, um eine Kiste mittelmäßigen Pinot Noir zu kaufen, den ich brauchte, um zeitweilig die ganze Qual zu vergessen.”

Der Autor war mir inzwischen unsympathisch geworden. Die Schilderungen seiner Gefühle blieben für mich an der Oberfläche. Es erschien mir, als versuche er ein bestimmtes Bild von sich zu stilisieren. Beim Lesen hatte ich hingegen Mr. Collins aus “Stolz und Vorurteil” vor Augen.

Im letzten Drittel des Buches ging Kaag auf Frauen in der Philosophie ein. Deren Bücher standen auf dem Dachboden von Hockings Anwesen. Bei diesen Schriften hatte ich den Eindruck, dass sie mehr an der Realität orientiert waren und zum Ziel hatten die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern.

“Frauen wurden zu Schlichtheit und Wahrhaftigkeit ermahnt, damit sie noch etwas ›ansehnlicher‹ werden würden. Von den Männern wurde Gottgefälligkeit erwartet, aber die Frauen sollten bloß den Männern gefallen.”

Zum Ende hin landete Kaag bei Sartre: “nämlich dass die Menschen in dieser Welt vollkommen allein und deshalb radikal und unerschütterlich frei sind.”

Den autobiographischen Teil der Geschichte fand ich wenig berührend, da der Autor weder groß über Emotionen schrieb, noch seine Gedanken und die Schlussfolgerungen nachvollziehbar machte. Er zitierte verschiedene Philosophen, erläuterte dem Leser aber nicht, wieso er sich für diese entschieden hatte und vor allem nicht, wie der Leser selbst in einem Dickicht aus widerstreitenden philosophischen Ansichten eine passende Antwort für sich selbst finden könnte.

Meine Meinung stimmt mit der Kaags überein: Wir sind auf uns allein gestellt und entscheiden selbst, wie wir leben.

Damit endete Kaags Buch. Viel zu früh.
Für mich wird es ab diesem Punkt der Erkenntnis erst richtig interessant. Denn es stellt sich die bedeutende Frage:
“Wie sollte man leben und wie findet man dies für sich heraus?”

Kaags Kritik, die Denker und Philosophen hätten sich in ihren Elfenbeinturm zurückgezogen und nichts Hilfreiches mehr zu Außenpolitik und Religion beizutragen, kann ich übrigens nicht nachvollziehen. Gerade in den letzten Jahren wurde viel zu den Themen “Selbst”, Atheismus, Spiritualität und Werten veröffentlicht.

Was nehme ich aus dem Buch mit?
Es gab einige nette Zitate, die im Text versteckt waren. Ich habe nun eine ungefähre Ahnung von amerikanischen Philosophen und habe einige neue Namen, wie Pierce, James und Hocking gehört.
Dieses Buch könnte Lesern gefallen, die sich für amerikanische Philosophie und alte Bücher interessieren. Ich bin aber sicher, es gibt stringenter geordnete und übersichtlichere Werke.

Veröffentlicht am 22.10.2019

Enttäuschend - Interessante Ausgangslage, jedoch teilweise zäh zu lesen, Fragen bleiben offen

Das Bücherhaus
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Folgender Satz aus dem Klappentext hat in mir große Erwartungen geweckt:
»Dieses Buch kann Ihr Leben verändern!«, Wall Street Journal

Worum geht es in dem Buch?
Der Autor, John Kaag, ein vierzigjährige ...

Folgender Satz aus dem Klappentext hat in mir große Erwartungen geweckt:
»Dieses Buch kann Ihr Leben verändern!«, Wall Street Journal

Worum geht es in dem Buch?
Der Autor, John Kaag, ein vierzigjährige amerikanische Philosophieprofessor, stößt durch Zufall in in New Hampshire auf die Bibliothek von William Ernest Hocking.
Hocking sei laut Kaag einer der letzten großen Denker Amerikas gewesen.

Kaag entdeckt in der Bibliothek seltene Erstausgaben und Briefe bekannter Autoren und Philosophen, und er macht sich daran, den Bestand zu sichten.
Während er ausführlich die Landschaft und die Einrichtung der Gebäude beschreibt, erzählt er auch kurz von seiner Kindheit und seinem alkoholkranken Vater. Kaag hat mir Depressionen zu kämpfen und stellt sich, wie William James, die Frage: “Ist das Leben lebenswert?”

"Auf der einen Seite klammern wir uns an die Hoffnung, dass unsere Welt sowohl vernünftig als auch bedeutsam ist; auf der anderen Seite kommen wir vielleicht zu der Einsicht, dass sie weder das eine noch das andere ist."

Den Einstieg fand ich gelungen. Der Autor stellte Fragen und schilderte Gefühle der Einsamkeit, die wohl jeder Mensch hat.
»Wir leben allein, unsere tiefsten Gedanken und die reinsten in unserem innersten Bewusstsein bleiben ungeträumt von der gemeinen Masse.« (Ella Lyman Cabot)

Er schlug einen geschichtlichen Bogen, zurück zu Descartes, Hobbes, Dante, Kant. Und er ging auf Determinismus, Zufall und den amerikanischen Pragmatismus ein.

Ab dem ersten Drittel zerfaserte für mich der Plot. Er erwähnte Namen von (für mich) unbekannten, amerikanische Philosophen, ohne mehr zu ihnen zu erzählen. Er zitierte Griechisch (ohne Übersetzung) und englische Gedichte (mit Übersetzung). Er erwähnte Emerson und Thoreau und Whitman.

Kaags Ehe zerbrach und er zitierte Michel Montaigne »Die Ehe ist wie ein Käfig; man sieht die Vögel außerhalb, die verzweifelt versuchen, hineinzukommen, und diejenigen, die sich ebenso verzweifelt bemühen, wieder herauszugelangen.«

“In einem Pfandhaus außerhalb von Derry verkaufte ich (Kaag) meinen Ehering für 278 Dollar, gerade genug Geld, um eine Kiste mittelmäßigen Pinot Noir zu kaufen, den ich brauchte, um zeitweilig die ganze Qual zu vergessen.”

Der Autor war mir inzwischen unsympathisch geworden. Die Schilderungen seiner Gefühle blieben für mich an der Oberfläche. Es erschien mir, als versuche er ein bestimmtes Bild von sich zu stilisieren. Beim Lesen hatte ich hingegen Mr. Collins aus “Stolz und Vorurteil” vor Augen.

Im letzten Drittel des Buches ging Kaag auf Frauen in der Philosophie ein. Deren Bücher standen auf dem Dachboden von Hockings Anwesen. Bei diesen Schriften hatte ich den Eindruck, dass sie mehr an der Realität orientiert waren und zum Ziel hatten die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern.

“Frauen wurden zu Schlichtheit und Wahrhaftigkeit ermahnt, damit sie noch etwas ›ansehnlicher‹ werden würden. Von den Männern wurde Gottgefälligkeit erwartet, aber die Frauen sollten bloß den Männern gefallen.”

Zum Ende hin landete Kaag bei Sartre: “nämlich dass die Menschen in dieser Welt vollkommen allein und deshalb radikal und unerschütterlich frei sind.”

Den autobiographischen Teil der Geschichte fand ich wenig berührend, da der Autor weder groß über Emotionen schrieb, noch seine Gedanken und die Schlussfolgerungen nachvollziehbar machte. Er zitierte verschiedene Philosophen, erläuterte dem Leser aber nicht, wieso er sich für diese entschieden hatte und vor allem nicht, wie der Leser selbst in einem Dickicht aus widerstreitenden philosophischen Ansichten eine passende Antwort für sich selbst finden könnte.

Meine Meinung stimmt mit der Kaags überein: Wir sind auf uns allein gestellt und entscheiden selbst, wie wir leben.

Damit endete Kaags Buch. Viel zu früh.
Für mich wird es ab diesem Punkt der Erkenntnis erst richtig interessant. Denn es stellt sich die bedeutende Frage:
“Wie sollte man leben und wie findet man dies für sich heraus?”

Kaags Kritik, die Denker und Philosophen hätten sich in ihren Elfenbeinturm zurückgezogen und nichts Hilfreiches mehr zu Außenpolitik und Religion beizutragen, kann ich übrigens nicht nachvollziehen. Gerade in den letzten Jahren wurde viel zu den Themen “Selbst”, Atheismus, Spiritualität und Werten veröffentlicht.

Was nehme ich aus dem Buch mit?
Es gab einige nette Zitate, die im Text versteckt waren. Ich habe nun eine ungefähre Ahnung von amerikanischen Philosophen und habe einige neue Namen, wie Pierce, James und Hocking gehört.
Dieses Buch könnte Lesern gefallen, die sich für amerikanische Philosophie und alte Bücher interessieren. Ich bin aber sicher, es gibt stringenter geordnete und übersichtlichere Werke.

Veröffentlicht am 17.10.2019

Fesselnder Erlebnisbericht - Abenteuer in der Weite Norwegens

Mein größtes Rennen
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Silvia Furtwängler fährt seit fast 30 Jahren Hundeschlitten. In ihrem neu erschienen Buch beschreibt sie u.a. die Vorbereitungen und die Teilnahme am Finnmarksløpet, dem härtesten und längsten Hundeschlittenrennen ...

Silvia Furtwängler fährt seit fast 30 Jahren Hundeschlitten. In ihrem neu erschienen Buch beschreibt sie u.a. die Vorbereitungen und die Teilnahme am Finnmarksløpet, dem härtesten und längsten Hundeschlittenrennen Europas. Die 1200 km lange Strecke nördlich des Polarkreises ist berüchtigt für extremes Wetter und sehr schlechte Trails.

2008 ist Furtwängler nach Norwegen ausgewandert und lebt mit Mann, Sohn und 40 Huskys am Møsvatn-See in der Hardangervidda (zwischen Bergen und Oslo).

Darcy, Føyke, Donna, Venus, Devil, My, Aqua, White und Tussi heißen einige der Hunde. Je nach Charakter setzt Furtwängler die Huskys als Leader an der Spitze ein oder platziert sie direkt vor dem Hundeschlitten.

Spannend, welche Eigenarten die Tiere haben. Darcy, neigt dazu einfach mal aus einer Laune heraus von der Strecke abzuweichen, während Venus partout keinen Wind mag und Føyke spricht kein Englisch.

«Haw!», rief ich. Wieder und wieder. Nichts tat sich. Anscheinend hatte ich eine Leaderin erworben, die keine Leaderin war. Ich grübelte und grübelte. Da kam mir eine Idee. War es möglich, dass Føyke mich vielleicht nicht verstand? Ich hatte wenig über ihren Vorbesitzer in Erfahrung bringen können, es konnte gut sein, dass er an keinen internationalen Rennen teilgenommen hatte, sondern mit seinen Hunden nur Norwegisch gesprochen hatte.
«Venstre!» Ich versuchte es mit dem norwegischen Wort für «links». Zweisilbrig und dazu noch in die Länge gezogen, für einen Musher der reinste Zungenbrecher.

Im Englischen, der Verkehrssprache der Musher (Hundeschlittenführer), heißt es Gee! und Haw!

Als Vorbereitungen für das Rennen müssen Berge von Fischköpfen für Snacks zersägt und Creme für die Hundepfoten eingepackt werden. Wie gut, wenn man dabei Unterstützung hat.
Beim Rennen sind die Musher auch nachts unterwegs und fahren mit Stirnlampen. Man muss auf alles gefaßt sein: die Unberechenbarkeit der Hunde, Beißereien oder Meuterei, Unfälle, scharfer Wind und vom Schnee bedeckte Streckenmarkierungen.

Die Regeln für die Teilnahme sind streng. Die Hunde werden von Veterinären genauestens untersucht. Dramatisch, als während eines Vorbereitungsrennens mehrere Tiere plötzlich im Rennen krank werden oder sich verletzen. Würden sie sich bis zum großen Finnmarksløpet, der in zwei Wochen stattfinden sollte, noch erholen?

Silvia bricht der Tiere wegen auch das nächste Rennen ab und trainiert ein weiteres Jahr, um 2019 erneut teilzunehmen. Dieses Mal reist ihr erwachsener Sohn Steven als Doghandler mit. An den Renncheckpunkten empfängt er seine Mutter mit einem warmen Getränk und versorgt die Hunde.

Spannend und humorvoll beschreibt die Autorin ihre Gedanken als Musher, das sensible Gleichgewicht eines Hundeschlittengespanns, die wilde Natur Norwegens und die Begegnungen mit anderen Huskyzüchtern. In einem kleinen Exkurs berichtet sie von Island und Grönland - zur Abwechslung hat sie als Guide auf einem Kreuzfahrtschiff anheuert. In einer kurzen Sequenz erwähnt sie außerdem ihre Kindheit und beschreibt, warum ihr Unabhängigkeit und frei entscheiden zu können so wichtig sind.
Am Ende des Buches findet sich ein Fototeil.

Ein fesselnder Erlebnisbericht über das Leben und die Zusammenarbeit mit Huskys in der Wildnis Norwegens.

Veröffentlicht am 17.10.2019

Fesselnder Erlebnisbericht - Abenteuer in der Weite Norwegens

Mein größtes Rennen
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Silvia Furtwängler fährt seit fast 30 Jahren Hundeschlitten. In ihrem neu erschienen Buch beschreibt sie u.a. die Vorbereitungen und die Teilnahme am Finnmarksløpet, dem härtesten und längsten Hundeschlittenrennen ...

Silvia Furtwängler fährt seit fast 30 Jahren Hundeschlitten. In ihrem neu erschienen Buch beschreibt sie u.a. die Vorbereitungen und die Teilnahme am Finnmarksløpet, dem härtesten und längsten Hundeschlittenrennen Europas. Die 1200 km lange Strecke nördlich des Polarkreises ist berüchtigt für extremes Wetter und sehr schlechte Trails.

2008 ist Furtwängler nach Norwegen ausgewandert und lebt mit Mann, Sohn und 40 Huskys am Møsvatn-See in der Hardangervidda (zwischen Bergen und Oslo).

Darcy, Føyke, Donna, Venus, Devil, My, Aqua, White und Tussi heißen einige der Hunde. Je nach Charakter setzt Furtwängler die Huskys als Leader an der Spitze ein oder platziert sie direkt vor dem Hundeschlitten.

Spannend, welche Eigenarten die Tiere haben. Darcy, neigt dazu einfach mal aus einer Laune heraus von der Strecke abzuweichen, während Venus partout keinen Wind mag und Føyke spricht kein Englisch.

«Haw!», rief ich. Wieder und wieder. Nichts tat sich. Anscheinend hatte ich eine Leaderin erworben, die keine Leaderin war. Ich grübelte und grübelte. Da kam mir eine Idee. War es möglich, dass Føyke mich vielleicht nicht verstand? Ich hatte wenig über ihren Vorbesitzer in Erfahrung bringen können, es konnte gut sein, dass er an keinen internationalen Rennen teilgenommen hatte, sondern mit seinen Hunden nur Norwegisch gesprochen hatte.
«Venstre!» Ich versuchte es mit dem norwegischen Wort für «links». Zweisilbrig und dazu noch in die Länge gezogen, für einen Musher der reinste Zungenbrecher.

Im Englischen, der Verkehrssprache der Musher (Hundeschlittenführer), heißt es Gee! und Haw!

Als Vorbereitungen für das Rennen müssen Berge von Fischköpfen für Snacks zersägt und Creme für die Hundepfoten eingepackt werden. Wie gut, wenn man dabei Unterstützung hat.
Beim Rennen sind die Musher auch nachts unterwegs und fahren mit Stirnlampen. Man muss auf alles gefaßt sein: die Unberechenbarkeit der Hunde, Beißereien oder Meuterei, Unfälle, scharfer Wind und vom Schnee bedeckte Streckenmarkierungen.

Die Regeln für die Teilnahme sind streng. Die Hunde werden von Veterinären genauestens untersucht. Dramatisch, als während eines Vorbereitungsrennens mehrere Tiere plötzlich im Rennen krank werden oder sich verletzen. Würden sie sich bis zum großen Finnmarksløpet, der in zwei Wochen stattfinden sollte, noch erholen?

Silvia bricht der Tiere wegen auch das nächste Rennen ab und trainiert ein weiteres Jahr, um 2019 erneut teilzunehmen. Dieses Mal reist ihr erwachsener Sohn Steven als Doghandler mit. An den Renncheckpunkten empfängt er seine Mutter mit einem warmen Getränk und versorgt die Hunde.

Spannend und humorvoll beschreibt die Autorin ihre Gedanken als Musher, das sensible Gleichgewicht eines Hundeschlittengespanns, die wilde Natur Norwegens und die Begegnungen mit anderen Huskyzüchtern. In einem kleinen Exkurs berichtet sie von Island und Grönland - zur Abwechslung hat sie als Guide auf einem Kreuzfahrtschiff anheuert. In einer kurzen Sequenz erwähnt sie außerdem ihre Kindheit und beschreibt, warum ihr Unabhängigkeit und frei entscheiden zu können so wichtig sind.
Am Ende des Buches findet sich ein Fototeil.

Ein fesselnder Erlebnisbericht über das Leben und die Zusammenarbeit mit Huskys in der Wildnis Norwegens.