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Veröffentlicht am 05.03.2019

Nachtwärts

Die Krone der Sterne
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Die junge Iniza soll als „Braut“ der Gottkaiserin der Hexen von Tiamande verheiratet werden. Keine schöne Aussicht. Einzige Alternative ist ihre Entführung und Hochzeit mit einem alten Griesgram, der die ...

Die junge Iniza soll als „Braut“ der Gottkaiserin der Hexen von Tiamande verheiratet werden. Keine schöne Aussicht. Einzige Alternative ist ihre Entführung und Hochzeit mit einem alten Griesgram, der die Macht ihrer Familie stärkt. Keine schöne Aussicht. Kein Wunder, dass Iniza einen Plan zur Flucht schmiedet. Der gelingt zwar eher mittelgut, denn es sind Tote zu beklagen. Doch mit ihrem heimlichen Geliebten Glanis, dem alten Kämpfer Kramit und der Marketenderin Shara kann Iniza zunächst entkommen. Die Hexen sind darüber alles andere als glücklich und nehmen die Verfolgung auf. Es sieht daher zunächst eher so aus als wären Iniza und ihre neuen Bekannten vom Regen in die Traufe gekommen.

Hat man schon länger keinen Science Fiction Buch gelesen, eignet sich dieser Auftakt einer Trilogie sehr gut für den Wiedereinstieg. Mit plastischen Worten mal der Autor Bilder von fremden Welten, seltsamen Techniken, Raumschiffen, die in der Lage sind Raumsprünge vorzunehmen. Eine hochentwickelte und gleichzeitig irgendwie altmodische Welt, in der eine junge Frau quasi einer Art Göttin dargeboten wird. Was wirklich mit den Bräuten geschieht, ist nicht bekannt, denn noch keine hat es zurück zu ihrer Familie geschafft. Iniza verfolgt allerdings einen eigenen Plan, dessen Umrisse sich erst im Laufe der Zeit abzeichnen.

Mit Kai Meyer hat man einen versierten Autor, der für „Die Krone der Sterne“ den bekannten deutschen Phantastik Preis 2018 gewonnen hat. Er hat eine Welt erfunden, in die man sich zwar etwas hineinfühlen muss. Ist das geschafft, hat man ein spannendes Abenteuer mit sympathischen Heldinnen und Helden, die hier einen ersten Schritt auf ihrem gemeinsamen Weg tun. Wie schön, dass im Buch der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind und dass mit einem Buch, die Phantasie der Leser angeregt wird. Iniza ist eine durchsetzungsstarke junge Frau, die sicher noch einige Geheimnisse hat. Und auch ihre Mitstreiter bieten eine interessante Vielfalt an Persönlichkeiten.

Veröffentlicht am 02.03.2019

Die Prüfung

Fiona: Unten im Dunkeln
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Wenn sie ihm echte Fälle bringt, lässt ihr Chef sie aus dem Verlies. Eigentlich sollte Fiona Griffiths sich auf die Prüfung vorbereiten. Während der freien Tage, die sie deshalb genommen hat, macht sie ...

Wenn sie ihm echte Fälle bringt, lässt ihr Chef sie aus dem Verlies. Eigentlich sollte Fiona Griffiths sich auf die Prüfung vorbereiten. Während der freien Tage, die sie deshalb genommen hat, macht sie vieles, Lernen ist nicht dabei. Wieder zurück im Dienst, landet sie in der Asservatenkammer, um jede Menge Beweismittel zu archivieren und zu katalogisieren. Viel lieber wäre Fiona draußen beim Polizeieinsatz. Nun, sie muss das Beste daraus machen. Die alten Fälle, die Jackson ihr gegeben hat, arbeitet sie eher nebenbei durch. Bei ihrer unnachahmlichen Spürnase dauert es nicht lange, bis aus einem vermeintlichen Unfall und einem vermeintlichen Selbstmord zwei Tötungsdelikte werden.

In diesem vierten Band der Fiona Griffiths Reihe muss die junge Polizistin ihr ganzes Geschick aufbringen. Natürlich will sie nicht in der Asservatenkammer versauern, doch wie immer, wenn sie mal wieder naseweis war, muss sie eine Weile kleine Brötchen backen. Doch wissend um ihre Fähigkeiten lassen die Vorgesetzten ein paar Fälle sichten, deren Ermittlung zu nichts weiter geführt hat. Fiona ergreift die Chance, sich wenigstens hin und wieder auf etwas Interessantes konzentrieren zu dürfen als auf ungeordnete Beweisstücke. Einiges kommt ihr komisch vor bei den erwähnten Todesfällen. Haben die eigentlich zuständigen Beamten etwas übersehen? Nicht unbedingt, die meisten sind einfach nicht mit Fionas Fähigkeiten ausgestattet, aus kleinsten Ungereimtheiten ein Delikt herauszuschälen.

Man will hier wirklich nicht zu viel verraten, wie Fiona aus Nichts ein Verbrechen konstruiert. Die Entdeckungen, die einem im Rahmen der Lektüre erwarten, sind einfach zu brillant und verwegen. So manches „Häh?“ entfleucht einem, gefolgt von einem „Cool“. Da wird einem beim Mitdenken schon die eine oder andere Kletterpartie abverlangt. Was einen zu Beginn manchmal zum Absetzen zwingt, wird im Verlauf der Handlung zu einem echten Pageturner, den man nicht mehr aus der Hand legen will. So langsam schält sich auch das Große und Ganze heraus, was es angeraten erscheinen lässt, die Reihe mit Band eins zu beginnen.

Vielleicht muss man Fiona Griffiths erst etwas besser kennenlernen, um ihre komplexe, aber durchaus sympathische Persönlichkeit erfassen zu können. Doch je länger man einen gemeinsamen Weg mit ihr beschreitet, desto wohler fühlt man sich mit ihr.

Veröffentlicht am 01.03.2019

Tochter einer Freundin

Mitternachtsmädchen (Ein Nathalie-Svensson-Krimi 3)
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Immer um Mitternacht geschieht es, junge Frauen werden vergewaltigt. Zwei der Opfer überleben die Tat schwer traumatisiert, das dritte Opfer kommt ums Leben. Und der Polizei bleibt nicht viel Zeit, denn ...

Immer um Mitternacht geschieht es, junge Frauen werden vergewaltigt. Zwei der Opfer überleben die Tat schwer traumatisiert, das dritte Opfer kommt ums Leben. Und der Polizei bleibt nicht viel Zeit, denn der Täter könnte an jedem Tag gegen Mitternacht wieder zuschlagen. Nathalie Svensson, die als Psychologin von der Polizei zu dem Fall hinzu gezogen wird, hat diesmal ein besonderes Interesse an der Aufklärung des Verbrechens. Sie kannte die getötete junge Frau persönlich. Sie war die Tochter einer Freundin, die Nathalie schon in ihrer Kindheit gekannt hat und die inzwischen mit dem Medizinstudium begonnen hatte. Eine zerstörte Zukunft.

Fieberhaft machen die die Ermittler von der Operativen Fallanalyse auf die Suche nach Hinweisen, die zum Täter führen können. Da sie zwei der Opfer befragen können, haben sie die Hoffnung auf hilfreiche Angaben. Die beiden jungen Frauen, die am Leben geblieben sind, können jedoch wegen des großen Schocks kaum brauchbare Aussagen machen. Auch aus dem Umfeld gibt es kaum Brauchbares. Die Eltern des Mädchens sind vor Schock erstarrt. Nathalie Svensson gönnt sich kaum eine Pause, dabei kämpft sie privat um ein geteiltes Sorgerecht für ihre beiden Kinder. Bald gibt es zwar einige Verdächtige, doch jeder bestreitet etwas mit den Verbrechen zu tun zu haben.

Mit eher kurzen Kapiteln wird die Handlung rasant voran getrieben. Dabei verliert der Autor nie seinen Plan aus dem Blick. Wie in jeder Ermittlung müssen zunächst die irreführenden Spuren entdeckt werden, um dann auf den Punkt kommen zu können. Verdächtige sind nicht ohne Grund verdächtig. Nach den vorhandenen Informationen können sie an den Verbrechen beteiligt gewesen sein. Doch insbesondere die geschulte Psychologin Nathalie Svensson lässt auch entlastende Aussagen gelten und sorgt so dafür, dass immer weiter geforscht wird. Nicht ablenken lässt sie sich von ihrem schwierigen privaten Umfeld. Die Zeitknappheit im Nacken müssen die Beamten schnell vorankommen. Ihre Anspannung überträgt sich auf den Leser, der unbedingt wissen will, ob und wie sie es schaffen, weitere Taten zu verhindern. Ein packender Krimi, der mit lebendigen Dialogen überzeugt.

Veröffentlicht am 27.02.2019

Die Drei

Rheinblick
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Gerade hat die SPD die Wahl von 1972 gewonnen, bei einer hohen Wahlbeteiligung von über 90% stellen sie die stärkste Fraktion. Die Koalitionsverhandlungen können beginnen. Doch Kanzler Willy Brand muss ...

Gerade hat die SPD die Wahl von 1972 gewonnen, bei einer hohen Wahlbeteiligung von über 90% stellen sie die stärkste Fraktion. Die Koalitionsverhandlungen können beginnen. Doch Kanzler Willy Brand muss sich einem Eingriff unterziehen und kann nicht den vollen Einsatz geben. Die Wirtin des „Rheinblicks“ Hilde Kessel ist wie immer am Puls der Zeit, das Wahlergebnis ist Thema des Tages. Doch die Zeiten sind nicht mehr wie in den Vorjahren, die drei vom Rheinblick gibt es nicht mehr. Dennoch ist für Hilde die Vergangenheit wacher denn je, etwas von damals droht sie einzuholen. Sonja Engel, eine junge Logopädin, soll den Kanzler in seinem Heilungsprozess unterstützen, was sich als nicht so einfach erweist.

Was war das für eine Zeit, wo die Politik noch Tagesgespräch war und Diskussionen über politische Fragen in den Wohngemeinschaften junger Menschen eher der Regelfall waren. Wahlbeteiligungen über 90%. Politiker von heute würden davon träumen. Doch nicht alles war so schmuck und heimelig im beschaulichen Bonn, wie man zunächst annehmen könnte. Obwohl es für Hilde oberstes Gebot ist, dass was im Rheinblick erzählt wird, auch im Rheinblick bleibt, ist es nicht immer einfach wegzuhören. Und alle kommen zu Hilde, egal ob Rot, ob Schwarz, ob Gelb. Und auch in Sonjas WG geht es manchmal um so profane Dinge, wie wer das Essen macht und wie die Miete bezahlt werden soll. In der Behandlung von Brandt sieht Sonja ihre große Chance.

Liest man den Roman, gelangt man zu der Ansicht, dass es sich damals um eine spannende Zeit gehandelt hat. Das Leben in Bonn ist von der Politik bestimmt. Doch auch der Dinge des alltäglichen Lebens dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Aus dieser Mischung strickt die Autorin eine packende Erzählung, die einem sowohl das politische Geschehen als auch das Studentenleben nahebringt. Die Aufbruchstimmung nach den 68ern, das Demokratiemanagement durch einen Kanzler, der verstanden hat, was für Schuld das Land mit diesem verheerenden Krieg auf sich geladen hat. Doch auch in dieser Zeit gibt es welche, die den anderen die Butter auf dem Brot nicht gönnen. So werden Ränke geschmiedet, es wird bestochen und viele sind sich selbst die Nächsten. Ja, so könnte es gewesen sein. Glaubhaft und authentisch wirken die Worte der Autorin, mit denen sie einen Einblick in die Geschichte der damals noch jüngeren Republik gewährt.

Veröffentlicht am 24.02.2019

Bruderschmerz

Nichts weniger als ein Wunder
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Er gräbt eine Schlange aus, einen Hund und eine alte Schreibmaschine, Matthew, der älteste der fünf Dunbar-Brüder. Genau auf dieser Schreibmaschine wird er ihre Geschichte niederschreiben und die der Eltern. ...

Er gräbt eine Schlange aus, einen Hund und eine alte Schreibmaschine, Matthew, der älteste der fünf Dunbar-Brüder. Genau auf dieser Schreibmaschine wird er ihre Geschichte niederschreiben und die der Eltern. Ihre geliebte Mutter ist gestorben und ihr Vater hat sie verlassen. Etwas, womit junge Menschen unmöglich klarkommen können. Doch die Dunbar-Brüder halten zusammen. Sie nehmen es als Lebensaufgabe an, sie müssen weiterleben, ihre Mutter hätte es so gewollt. Clay, der zweitjüngste der Fünf, ist es, der sich aufmacht zum Vater, um eine Brücke zu bauen, um die Vergangenheit mit der Gegenwart zu verbinden.

Nahezu jeder kennt „Die Bücherdiebin“, der herausragende Roman, mit dem der Autor bekannt wurde. Lange galt es auf den nächsten großen Roman zu warten. Und nun ist es soweit, die Geschichte der fünf Dunbar-Brüder ist erschienen. Gespannt blickt man auf das Buch und fragt sich, ob das neue Werk mit dem Vorgänger mithalten kann. Der Anfang ist dabei vielversprechend, man erwartet eine skurrile aber dennoch anrührende Geschichte, in der die Brüder den tragischen Tod ihrer Mutter überwinden müssen. Doch nach dem vielversprechenden Beginn fängt man erstmal an, sich „Die Bücherdiebin“ zurückzuwünschen. Zu sperrig und verworren sind die ersten Seiten des Buches. Man fragt sich, ob die Begeisterung über „Die Bücherdiebin“, die fast in einer Nacht verschlungen war, übertrieben in Erinnerung geblieben ist, ob man das erste Buch nochmal lesen sollte oder ob man das aktuelle Buch wie das Erste lieber auf Englisch lesen sollte, um den Zauber zu empfinden.

Zum Glück lassen sich die verschiedenen Fäden, die die Handlung zusammenhalten, entwirren. Es ergibt sich ein fesselndes und anrührendes Buch über fünf ungewöhnliche Kinder und Jugendliche, die vor der Zeit erwachsen werden müssen und die diese Aufgabe mit dem gebotenen Unperfektionismus meistern. Die Dunbar-Brüder raufen sich im wahrsten Sinne des Wortes, doch sie raufen sich auch zusammen. Ihre Mutter wird immer in ihren Herzen sein, doch die Trauer kann nicht ewig dauern. Der Tod wirft die Jungen in ein Tal, das unendlich tief erscheint. Jedoch auch das tiefste Tal erreicht ein Sonnenstrahl. Das mag ein Hund oder eine Katze sein, vielleicht ein Mädchen. Die Erinnerung bleibt allerdings, an eine Mutter, die ihren Kindern alles gab, insbesondere sich selbst.

Ein Buch, mit dem man sich anfreunden sollte, damit man nichts verpasst.