Profilbild von walli007

walli007

Lesejury Star
offline

walli007 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit walli007 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.01.2020

Wie Hund und Katz

Der Ring des Lombarden
0

Obwohl ihr Mann Nicolai Golatti viel älter war, haben er und Aleydis de Bruinker eine gute Ehe geführt. Und nun, nach seiner Ermordung, die aufgeklärt werden konnte, ist die junge Witwe Alleinerbin. Im ...

Obwohl ihr Mann Nicolai Golatti viel älter war, haben er und Aleydis de Bruinker eine gute Ehe geführt. Und nun, nach seiner Ermordung, die aufgeklärt werden konnte, ist die junge Witwe Alleinerbin. Im Jahr 1423 hat sie es als Frau allein nicht leicht. Zudem hat sie auch feststellen müssen, dass Nicolai neben seiner Wechselstube auch noch andere Geschäfte führte. Besser wäre es schon, wenn sie einen Gefährten hätte. Allerdings will sie auch nicht nur wegen des Geldes und der Stellung geheiratet werden. Mit dem Gewaltrichter Vinzenz van Cleve legt sich Aleydis nicht nur einmal an, aber manchmal sind seine Ratschläge durchaus hilfreich.

Bei diesem historischen Roman handelt es sich um den zweiten Band der Reihe um Aleydis de Bruinker, wobei es im ersten Teil wohl um den Mordfall Nicolai Golatti geht. Zwar ist es zum Verständnis nicht unbedingt notwendig, da die Geschichte aufeinander aufbaut, empfiehlt es sich mit dem ersten Band zu beginnen. Mit dem vorliegenden Band springt man gleich in den für Aleydis noch fremden Alltag ohne ihren Mann. Sie muss sich mit den Alltäglichkeiten rumplagen und auch mit den unterschiedlichen Unternehmungen ihres Mannes. Sie hat entdeckt, dass er auch Geld verliehen hat und sie fragt sich, wie sie den Schuldnern gegenüber auftreten soll.

Nicht nur ein rätselhafter Brandanschlag fesselt die Leser, sondern auch die prickelnden Wortgefechte zwischen Aleydis und Vinzenz machen Lust auf mehr. Sie mögen es noch nicht zugeben, aber sie harmonieren doch ausgesprochen gut. Gemeinsam erfahren sie mehr über Nicolais geheime Geschäfte und kommen auf die Hintergründe zu dem Brand. Die Schilderungen des mittelalterlichen Kölns sind dabei lebendig und interessant. Man weiß natürlich nicht genau wie es war, aber man kann sich gut vorstellen, so könnte es gewesen sein. Das rundet die Handlung dieses Romans wunderbar ab. Dieser historische Roman beinhaltet genau die richtige Mischung aus spannender Fiktion und gut recherchiertem Geschichtswissen.

Veröffentlicht am 26.01.2020

Eberhofer-Kreisel

Guglhupfgeschwader
0

Es läuft beim Eberhofer, Franz. Mit der Susi läuft es, mit dem Paulchen und der Lotta. Natürlich vermisst er seinen Ludwig, aber dafür gibt es eben die Lotta. Sogar den neuen Kreisel wollen sie nach ihm ...

Es läuft beim Eberhofer, Franz. Mit der Susi läuft es, mit dem Paulchen und der Lotta. Natürlich vermisst er seinen Ludwig, aber dafür gibt es eben die Lotta. Sogar den neuen Kreisel wollen sie nach ihm benennen. Deshalb ist der Rudi vergrätzt, schließlich hilft er dem Franz bei allen seinen Fällen, nur dass er eben nicht mehr bei der Polizei ist. Aber nun gibt es Streß mit dem Lotto-Otto, der hat sein Geld beim Spielen durchgebracht und mehr als das. Nun hat er Schulden, bei gar unfreundlichen Leuten und er fürchtet um sein Leben.

Und so muss der Franz mal wieder aus seiner Komfortzone und mit der Arbeit beginnen. Das allerdings wird nicht so einfach, denn nicht so wie gewohnt kann er sich auf Rudi verlassen. Nein, der kündigt ihm die Freundschaft, nur noch eine Arbeitsbeziehung soll es sein. Franz weiß nicht wie ihm geschieht. Wie kommt der Rudi denn auf solche eine komische Idee. Ehrlich gesagt, hat der Franz dem Lotto-Otto nicht so recht geglaubt, dass er in Gefahr schwebt. Als es jedoch im Lotto-Laden eine Explosion gibt, muss der Eberhofer einsehen, dass hier eingehende Ermittlungen angebracht sind.

Wie immer gekonnt vorgetragen von Christian Tramitz bietet dieser zehnte Fall des Franz Eberhofer ein kurzweiliges Hörvergnügen mit dem urigsten bayrischen Akzent. Da grummelt und grantelt es an allen Ecken und Enden. Und manchmal eher zufällig kommt der Franz zu einer Lösung, die sogar seine Vorgesetzten in Erstaunen versetzt. Da kommt der Kreisel zu seinen Ehren genau richtig. Als Leser/Hörer kann man sich an den Geschichten um den Franz und seine Mannen erfreuen, es geht immer ein wenig voran und es darf gerne noch zehn Fälle für den Eberhofer, Franz geben. Manchmal ist es gerade das, was es braucht, mal etwas nicht ganz so Ernstes. Ein urbayrisches Krimivergnügen.

Veröffentlicht am 25.01.2020

Februar 1973

Tod im Februar
0

Der Polizist Harry McCoy ist wieder im Dienst. Und sofort wird er zu einem Mordfall gerufen. Auf einem Hochhaus wurde die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Sein Anblick ist nicht leicht zu ertragen. ...

Der Polizist Harry McCoy ist wieder im Dienst. Und sofort wird er zu einem Mordfall gerufen. Auf einem Hochhaus wurde die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Sein Anblick ist nicht leicht zu ertragen. Bei dem Opfer handelte es sich um einen aufstrebenden Fußballspieler, der mit der Tochter eines bekannten Glasgower Unterweltbosses verlobt war. Dieser taucht schließlich mit seinem Anwalt bei der Polizei auf und präsentiert eine doch erstaunliche Geschichte. McCoy müssen es sich zu Aufgabe machen, Wahrheit und Lüge zu trennen. Der Hintergrund der Tat muss ans Licht.

In den 1970ern angesiedelt gestalten sich die Ermittlungen der Beamten herrlich old school. Harry McCoy hat mit diesem Fall seinen zweiten Auftritt. Und hier ist er noch dabei, die Auswirkungen der vorherigen Untersuchung zu überwinden. Gleichzeitig muss er sich mit seiner eigenen Vergangenheit befassen, was sich als sehr schmerzhaft erweist. Bei seiner Kindheit muss es ein Kraftakt gewesen sein, zu einen vielleicht etwas ruppigen, aber doch angesehenen Mitglied der Gesellschaft zu werden. So ganz allerdings kann McCoy seine Vergangenheit nie verleugnen. Und der aktuelle Fall erweist sich als verzwickt, denn hinter der vermeintlichen Lösung steckt doch mehr.

Für das Verständnis dieses Verbrechens ist die Kenntnis des ersten Bandes nicht vonnöten, doch dieser zweite Band macht so neugierig, dass der erste auf den Merkzettel kommt. Kalt, düster und mit ein paar nassen Schneeflocken garniert - das beschriebene Wetter entspricht ungefähr der Stimmung. Da wird der Frust beim Bearbeiten des Falles schon mal mit einem Bier oder auch etwas Härterem runtergespült. Und doch bleibt McCoy am Ball, wissend, dass die Polizei manchmal nur Schlimmeres verhindern kann und mitunter nichtmal das. Dabei entwickelt sich die Handlung ausgesprochen flott und auch wenn manches relativ früh klar scheint, so gibt es doch immer wieder Überraschungen. Und der Glaube an den ehrlichen Bullen wird zwar etwas strapaziert, geht aber zum Glück nicht ganz verloren. Bleibt zu hoffen, dass dies nicht der letzte Auftritt von McCoy ist. Auf Englisch ist der Monat März zumindest schon erreicht.

Veröffentlicht am 23.01.2020

Nulldiät

Im Netz des Lemming
1

Der Sohn vom Lemming hat einen neuen Schulfreund. Ben und Mario sind ein Herz und eine Seele, deren Social Media Sprech sie nur selbst verstehen. Der Lemming kommt sich doch alt vor. Freundlich wie er ...

Der Sohn vom Lemming hat einen neuen Schulfreund. Ben und Mario sind ein Herz und eine Seele, deren Social Media Sprech sie nur selbst verstehen. Der Lemming kommt sich doch alt vor. Freundlich wie er ist, bietet er dem Mario an, ihn auf dem Heimweg ein Stück zu begleiten. Und wie die meisten Jungen seines Alters spielt Mario an seinem Handy. Bis er nach dem Lesen eines Posts erbleicht, an der Haltestelle aus der Bahn stürzt und bei der nächsten Gelegenheit von einer Brücke springt. Der Lemming kann nicht fassen, was gerade gesehen ist und mindestens ebenso fassungslos ist er über das, was als nächstes geschieht.

Die schöne neue Welt der Social Media Plattformen und Kanäle, was hat sie nicht alles versprochen. Freiheit, Love, Peace und Happyness, Und nun? Ein kleiner Junge bringt sich um, nachdem einen Post gelesen hat. Und über den Lemming bricht ein Shitstorm und eine Welle von Verdächtigungen herein, die sich gewaschen hat. Wie Harpyien wirken die Aktivitäten dieses Molochs Internet. Lemming und sein Bekannter Chefinspektor Polivka stehen der Entwicklung zunächst hilflos gegenüber. Immer ist das Netzgerücht schneller. Wie sollen sie bloß herausfinden, wer letztlich ein Kind in den Tod getrieben hat und noch andere Untaten verursacht hat.

Dieses Buch enthält einige Wahrheiten, die man zwar nicht wissen möchte, denen man sich als wenigstens einigermaßen mündiger Bürger stellen sollte. Zwar haben es der Lemming und sein Kumpel Polivka manchmal etwas leicht beim Entschlüsseln der Rätsel, doch die Hintergrundinformation, die der Roman zum Zustand unserer Gesellschaft bietet, hat es in sich und sollte Satz für Satz, Wort für Wort gelesen werden. Man kann an der Schlechtigkeit der Welt verzweifeln, sich wieder und wieder wünschen, dieses vermaledeite Worldwideweb gehörte abgeschafft oder mindestens eine ordentliche Nettikette wäre zwingend. Vergessen die Verbreiter dieser miesen Auswüchse des Netzes etwa, dass sie es mit Menschen zu tun haben? Man sollte sich doch immer fragen, ob man selbst so behandelt werden möchte. Denn, was du nicht willst, dass man dir tu´, das füg auch keinem andern zu. Etwas, dass wohl jeder beherzigen könnte, bevor er irgendwelche hirnlosen Garstigkeiten vom Stapel lässt. Dieser Roman ist durchaus herzig und humorvoll, aber auch bitterböse und der Autor hält der heutigen Gesellschaft einen Spiegel vor.

Veröffentlicht am 20.01.2020

Ohne Unterbrechung

The Chain – Durchbrichst du die Kette, stirbt dein Kind
0

Die alleinerziehende Rachel glaubte, ihre Krebserkrankung sei überwunden. Doch die letzten Blutwerte machen weitere Untersuchungen notwendig. Ihre 13jährige Tochter Kylie ist Rachels Sonnenschein. Als ...

Die alleinerziehende Rachel glaubte, ihre Krebserkrankung sei überwunden. Doch die letzten Blutwerte machen weitere Untersuchungen notwendig. Ihre 13jährige Tochter Kylie ist Rachels Sonnenschein. Als Kylie eines Tages nicht von der Schule heimkehrt, ist Rachel äußerst besorgt. Die Gedanken an die Krankheit treten völlig in den Hintergrund. Schlimmer wird es noch als Rachel nur Kylies Handy findet. Und dann erhält Rachel einen Anruf. Eine ihr unbekannte Frau, behauptet, sie sei Teil einer Kette und sie habe Kylie nur entführt, damit sie ihr eigenes Kind wiederbekommt. Rachel ist entsetzt, welche Bedingungen ihr die Kette stellt, damit sie selbst ihre geliebte Tochter bald wieder in den Armen halten kann.

Gerade geschieden und nicht gesund, in solch einer Situation möchte man jeglichen Stress vermeiden. Rachel hat mehr als Streß während sie langsam realisiert, in was für seine Lage sie geraten ist. Ihre Gedanken laufen auf Hochtouren, ihre Gefühle spielen verrückt, sie ist so angespannt, wie man es nur sein kann. Und natürlich ist sie bereit, alles zu tun, was für die Freilassung ihrer Tochter verlangt wird. Ihr Ex-Mann darf nichts erfahren, er würde sofort zur Polizei gehen. Kann sie überhaupt irgendwen um Hilfe bitten. Zunächst muss sie alleine mit der Situation zurechtkommen.

Der Autor Adrian McKinty ist mit seiner Reihe um den irischen Bullen Sean Duffy vielleicht besser bekannt. Mit „Der Kette“ hat er seinen Schauplatz nach Amerika verlegt und einen rasanten Thriller herunter geschrieben. Ein spannendes Buch allemal, das ausdrucksstark vorgetragen wird von Sandra Borgmann. Allerdings muss man zunächst mit der Idee, die sicher ungewöhnlich ist, anfreunden, was nicht ganz einfach ist. Lässt man sich schließlich doch von der spannenden Handlung packen, so nimmt das Buch jedoch eine Wendung, die ihm noch mehr seiner Glaubwürdigkeit nimmt. Wenn man dann noch an die anderen Bücher (selbst wenn man nicht alle kennt) des Autors denkt, wird der vorliegende Roman es nicht ganz leicht haben, zu überzeugen.
Krude, aber spannend.