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Veröffentlicht am 04.06.2024

Keine Empfehlung. Lieber die "Pia Korittki" Reihe lesen...

Akte Nordsee - Das schweigende Dorf
3

Eva Almstädts "Akte Nordsee - Das schweigende Dorf" entführt uns als Leser:innen in ein malerisches Dorf an der Nordsee, in dem die Anwältin Fentje Jacobsen unerwartet in einen mysteriösen Mordfall verwickelt ...

Eva Almstädts "Akte Nordsee - Das schweigende Dorf" entführt uns als Leser:innen in ein malerisches Dorf an der Nordsee, in dem die Anwältin Fentje Jacobsen unerwartet in einen mysteriösen Mordfall verwickelt wird. Die Autorin Eva Almstädt, geboren und aufgewachsen in Hamburg, hat bereits eine erfolgreiche Karriere als freie Autorin hinter sich und ist eine feste Größe in der Krimiszene. Sie präsentiert mit dem Buch Kriminalroman, der von ihren Erfahrungen in Norddeutschland und ihrer Liebe zur Region zeugt.

In "Akte Nordsee - Das schweigende Dorf" wird die Anwältin Fentje Jacobsen von einem mysteriösen Anrufer um Hilfe gebeten, der kurz darauf selbst ermordet wird. Gemeinsam mit dem Journalisten Niklas John begibt sie sich auf die Suche nach Antworten und gerät dabei in Lebensgefahr. Es ist der 3. Band der Reihe.

Ich hab das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen, weil ich schon die beiden vorangegangenen Bänder der Reihe gelesen hab und großer Fan der "Pia Korittki" Reihe der Autorin bin. Doch leider ist dieser Teil weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben... Die Vielzahl an Charakteren machte es schwierig, den Überblick zu behalten. Und das sag ich, obwohl ich viele der Charaktere schon aus den vorangegangenen Bücher kannte. Und auch die Handlung und das Motiv für die Morde blieb für mich stellenweise undurchsichtig. Der Einstieg war vielversprechend. Die Kapitellänge ist angemessen, und der Schreibstil ist leicht verständlich, jedoch könnte mehr Abstand zum inneren Buchrand die Lesbarkeit verbessern. Die plattdeutschen Ausdrücke verleihen dem Text eine authentische Note und sind gut verständlich.

Im Verlauf der Geschichte verlor sich die Spannung leider zunehmend. Die Beziehung zwischen Fentje und Niklas blieb oberflächlich und ihre mangelnde Kommunikation frustrierte mich - auch weil sich auch im 3. Band kein "real talk" ergibt und die beiden nicht vernünftig wie 2 Erwachsene miteinander reden. Es werden zwar einige wichtige gesellschaftliche Themen, wie häusliche Gewalt, die Rolle der Frauen im Dorf oder Mobbing angeschnitten, jedoch ohne sie ausreichend zu vertiefen. Das Thema Mobbing verläuft beispielsweise ganz im Sand und man weiß nicht, wie es diesbezüglich ausgeht.

Die geringe Spannung und die unsicheren, teilweise unsympathischen Charaktere haben mich gelangweilt. Daher kann ich das Buch leider nicht weiterempfehlen und vergebe aus den genannten Gründen leider nur 2 von 5 Sternen.

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 03.06.2024

Interessante Einblicke, aber schwaches Storytelling

Alles gut
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„Du solltest deine eigenen Regeln schreiben. Brauchen wir wirklich noch einen reichen alten, weißen Mann, der seine Meinungen in die Welt hinausejakuliert?“ – Buchzitat, S. 139 (E-Book)

„Alles gut“ ist ...

„Du solltest deine eigenen Regeln schreiben. Brauchen wir wirklich noch einen reichen alten, weißen Mann, der seine Meinungen in die Welt hinausejakuliert?“ – Buchzitat, S. 139 (E-Book)

„Alles gut“ ist der erste Roman der Autorin Cecilia Rabess, die als Data Scientist bei Google und als Associate bei Goldman Sachs gearbeitet hat. Sie bringt darin bringt in ihrem ihre Erfahrung aus der Finanzwelt ein.

Zum Inhalt: Jess bekommt einen begehrten Job bei Goldman Sachs in New York. Zu ihrer Überraschung trifft sie dort auf Josh, der ihr mit seinen reaktionären Ansichten bereits während der Uni auf die Nerven ging. Trotz ihrer Differenzen entwickelt sich Josh bald zu ihrem engsten Verbündeten im Büro - eine wichtige Stütze, denn Jess ist die einzige Frau und die einzige Schwarze in ihrer Abteilung. Aus den einstigen Kontrahent:innen werden Freund:innen, die sich weiterhin hitzige Debatten liefern. Doch bald mischt sich der komplizierende Faktor der Liebe in ihre Beziehung, was die Geschichte zu einem Plädoyer für Toleranz, Neugier und Kommunikation macht.

Das Buch wurde im Vorfeld ziemlich gehypt, doch leider hat es meine Erwartungen nicht erfüllt. Ich hätte mir gewünscht, dass mehr auf die Situation und Probleme von Jess als schwarze Frau eingegangen wird. Stattdessen wurde für meinen Geschmack der Fokus zu stark auf die Liebesgeschichte gelegt, die mir mit ihrem ständigen Hin und Her zu viel Raum einnahm. Die ersten 50 Seiten zogen sich extrem, und ich überlegte kurz, das Buch abzubrechen, doch danach wurde es besser und das Tempo zog an.

Interessant war für mich der Einblick in die Welt der Investmentbanker:innen, da ich keinerlei Erfahrung oder Berührungspunkte damit habe. Es wird gut dargestellt, wie Frauen und insbesondere Schwarze Frauen in der Finanzwelt als inkompetent abgestempelt, übergangen und nicht unterstützt werden, wie beispielsweise in der Szene, in der Jess von ihrem Mentor um Kaffee gebeten wird, statt echte Unterstützung zu erhalten.

Grafisch hätte man definitiv mehr herausholen können, zum Beispiel die Chatverläufe grafisch hervorheben – diese gingen leider unter. Teilweise irritierten mich auch Schreibweisen wie "M-hm" statt einfach "mhm". Das Cover kann man nur halbwegs deuten, wenn man den Inhalt des Buches kennt, da es eine Anspielung ist.

Jess war für mich eine sehr widersprüchliche und ambivalente Figur. Einerseits will sie wie alle anderen behandelt werden, regt sich dann aber in bestimmten Situationen auf, etwa als die Kinder in der Firma zu Besuch kommen und sie ihre Entscheidung geändert hätte, wenn sie gewusst hätte, dass die Kinder schwarz sind. Ihr Verhalten ist wohl nur für Betroffene wirklich nachvollziehbar. Da ich selbst aus der Sicht einer privilegierten Person betrachte, was das Schwarz-Sein betrifft, kann ich hierzu nicht wirklich eine Aussage treffen.

Trotz der Kritik enthält das Buch auch einige gute Stellen. Ich würde es jedoch aus den genannten gründen bedingt empfehlen, insbesondere für Leser:innen, die sich sowohl für Romance als auch für Antidiskriminierung interessieren. Mein persönliches Highlight im Roman war die Freundschaft der "Weingirls". Solche Freundinnen sollte jede:r haben!

Abschließend kann ich sagen, dass "Alles gut" hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben ist. Die interessanten Einblicke in die Finanzwelt und die wichtigen Themen rund um Diskriminierung und Antirassismus gingen in der Liebesgeschichte zu oft unter. Daher gebe ich dem Buch 2 von 5 Sternen.

„Obwohl die Führungsebene die im Artikel vorgebrachten Anschuldigungen vehement bestreitet, wird eine verpflichtende Antidiskriminierungsschulung anberaumt…. Alle aus ihrer Etage funkeln Jess an, als wäre es ihre Schuld. Nicht, weil sie sie für eine der anonymen Quellen halten – zumindest hofft Jess das –, sondern weil sie denken, wenn es Jess nicht gäbe, müsste keiner von ihnen mitten am Tag eine Stunde lang seinen Schreibtisch verlassen und sich bevormunden lassen.“ – Buchzitat, S. 56 (E-Book)

„In der Liebe gibt es nichts zu verurteilen. Du hast das erkannt. Aber ich habe länger gebraucht, um das zu begreifen. Ich war … ich hatte das Gefühl, etwas Falsches zu tun. Und ich empfinde immer noch so. Ich will dich nicht enttäuschen. Aber ich habe gelernt, Jessie, dass es manchmal besser ist, glücklich zu sein, als recht zu haben.“ – Buchzitat, S. 254 (E-Book)

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.05.2024

Ein Roman, der dem Hype nicht gerecht wird und hinter den Erwartungen zurückbleibt.

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
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"Glaubst du... ich vergeude meine Zeit?" Mein Onkel lächelte mich an. "Nein, das glaube ich nicht. Das Leben ist lang. Zwischendurch muss man auch mal innehalten, Pause machen. Du ankerst hier bloß ein ...

"Glaubst du... ich vergeude meine Zeit?" Mein Onkel lächelte mich an. "Nein, das glaube ich nicht. Das Leben ist lang. Zwischendurch muss man auch mal innehalten, Pause machen. Du ankerst hier bloß ein Weilchen, und wenn du dich erholt hast, stichst du wieder in See." - Buchzitat S. 44/45 (E-Book)
"Satoshi Yagisawa entführt uns mit seinem Debütroman "Die Tage in der Buchhandlung Morisaki" in das faszinierende Antiquariatsumfeld von Tokios berühmtem Bücherviertel Jimbōchō und entfaltet dabei eine Geschichte über Selbstfindung und Neubeginn."

Die Storyline folgt der 25-jährigen Takako, deren Leben durch die überraschende Ankündigung ihres Freundes, eine andere Frau zu heiraten, aus den Fugen gerät. Verletzt und orientierungslos, findet sie vorübergehend Zuflucht bei ihrem Onkel in dessen Antiquariat. Dort entdeckt sie eine Leidenschaft für Bücher und beginnt, sich neu zu definieren.

Ich hatte hohe Erwartungen an diesen Roman, aber leider wurden sie nicht erfüllt. Die Protagonistin Takako erschien mir einfach nur sehr verunsichert. Mir ist schleierhaft, dass sie nicht mitbekommt, dass ihr Freund sie betrügt und sie nicht den Mut hat, ihm mal ordentlich die Meinung zu geigen oder den Kontakt ganz abzubrechen. Klar sie ist noch jung, aber lässt sich viel zu viel gefallen.

Der zeitliche Rhythmus der Handlung wirkte überstürzt und vieles hat auf mich sehr unwirklich gewirkt. Vorallem der Einzug bei einem Onkel, den man jahrelang nicht gesehen und dessen Telefonnummer man nicht einmal gespeichert hatte. Aber auch das plötzliche Auftauchen der Tante, dass das Buch quasi in zwei Teile ein VOR der Tante und ein NACH der Tante einteilt und daher auch nur in zwei Kapitel gegliedert ist.

Positiv hervorzuheben ist das wunderschön illustrierte Cover, das jedoch keinen Bezug zum Inhalt des Buches herstellt. Einige Lebensweisheiten und Zitate wirkten auf mich eher wie konstruiert, damit etwas tiefgründiges enthalten ist und trugen alles in allem aber nicht zur Tiefe der Geschichte bei. Was mich auch gestört hat ist, dass nicht gegendert wurde und im Gegenteil auch vielfach Sexismus mitschwang, oder ich mich zu wenig mit der japanischen Kultur auskenne und es dazu gehört Frauen auf ihr Äußeres zu reduzieren wie beispielsweise hier:

"Sieh an«, sagte der ältere Herr und musterte mich anerkennend. »Ich wusste gar nicht, dass Satoru-san eine so hübsche, junge Nichte hat." - Buchzitat S. 27 (E-Book)
„Tante Momoko war als junge Frau ziemlich hübsch gewesen. Keine Schönheit, aber sie hatte eine ganz eigene Anziehungskraft gehabt. Wie ein nicht besonders wertvoller Stein am Strand, der herrlich funkelt.“ - Buchzitat S. 96 (E-Book)


Mich hat auch die Haltung des Autors bzw. der Figuren zu vielen Themen wie Altern, Abtreibung oder Geschlechterrollen gestört:

„Schau doch, wie makellos deine Haut vom Hals bis zur Brust hinunter ist. Da zeigt sich das Alter als Erstes! Bei dir - nicht eine Falte! Beneidenswert«, - Buchzitat S. 167 (E-Book)
Aber noch bevor es auf die Welt kommen konnte, ist es in mir gestorben ... Das ist dachte ich. Die Strafe dafür, dass du dein erstes Kind nicht zur Welt gebracht hast. Du hast kein Recht mehr, Mutter zu sein Satoru hat versucht, mich zu trösten, dabei war er selbst am Boden zerstört. - Buchzitat S. 164 (E-Book)
"Wusstest du, dass Takako-chan einen Freund hat, Satoru?", fragte meine Tante sofort. "Was? Nein! Das wusste ich nicht. Wirklich? Warum hast du mir nichts erzählt?", fragte mein Onkel und sah mir ins Gesicht. "Ach, da gibt's nicht viel zu erzählen ..." "Perfekt!«, sagte meine Tante und klatschte in die Hände. Wenn sie heiraten, kann der das Geschäft übernehmen. Kinder haben wir ja nicht." "Dem Kerl willst du das Geschäft überlassen?", rief mein Onkel fassungslos.
Buchzitat S. 187 (E-Book)
„Aber mein Onkel? Mein Onkel war wie ein Weichtier. Ich hatte noch nie so viel Zeit mit ihm ver- bracht, aber je länger ich mit ihm zusammen war, desto mehr überraschte mich, wie weich er war. Vielleicht hatte Tante Momoko ja deswegen das Weite gesucht.“ - Buchzitat S. 33 (E-Book)


Das Buch konnte mich trotz einiger weniger schönen Zitat leider nicht abholen.

Fazit: "In Die Tage in der Buchhandlung Morisaki" vermag Satoshi Yagisawa zwar eine stimmungsvolle Atmosphäre zu schaffen, jedoch bleibt die Geschichte insgesamt flach und erreicht nicht das Potenzial, das ich mir erhofft hatte. Vielleicht liegt es daran, dass ich bisher wenig Bücher von japanischen Autoren gelesen habe und mit dem Stil nicht vertraut bin. Aber mit den durchschnittlichen Figuren und für mich unrealistischen Handlungselementen konnte mich dieser Roman nicht überzeugen. Daher vergebe ich 2 von 5 Sternen.

Je mehr man reist und liest, hatte ich umgekehrt immer das Gefühl, desto weniger weiß man. So ist das im Leben. Du kannst dir deiner nie sicher sein. Wie heißt es so schön bei Taneda Santoka? Der Wald bleibt grün, egal wie weit du hineingehst. - Buchzitat S. 45 (E-Book)

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Veröffentlicht am 27.04.2024

Liebe zwischen (der syrischen und österreichischen) Kulturen: Eine oberflächliche Erkundung

Gspusis, Gspür und wilde Gschichten
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Lasst uns mehr miteinander sprechen. Egal ob mit unserem Partner, unserer Mutter, unserer besten Freundin oder unserem Arbeitskollegen. Lasst uns einander zuhören und einander Raum geben, uns zu öffnen. ...

Lasst uns mehr miteinander sprechen. Egal ob mit unserem Partner, unserer Mutter, unserer besten Freundin oder unserem Arbeitskollegen. Lasst uns einander zuhören und einander Raum geben, uns zu öffnen. Lasst uns Themen wie Liebe, Gefühle und Sex in unseren All- tag und in den öffentlichen Diskurs integrieren, um so gemeinsam ein besseres Verständnis füreinander zu erlangen. - Buchzitat (Seite 228)
"Gspusis, Gspür und wilde Gschichtn" von Omar Khir Alanam ist ein Werk, das die Vielfalt der Liebe zwischen den Kulturen erforscht - Fokus liegt auf dem Vergleich zwischen Syrien und Österreich. Omar Khir Alanam, geboren in Syrien und nun in Österreich lebend, ist nicht nur ein Bestseller-Autor, sondern auch ein Kabarettist und Workshop-Leiter, der sich für eine friedliche Vision und gegenseitiges Verständnis einsetzt.

Das Buch erkundet die Facetten der Liebe von Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen. Von One-Night-Stands bis zu lebenslangen Partnerschaften, von Tiroler Dorfdiscos bis zu Kellercafés in Damaskus, führt uns Alanam durch eine Welt voller Geschichten, die zum Lachen, Staunen und Nachdenken anregen sollen.

Mich konnte "Gspusis, Gspür und wilde Gschichtn" leider nicht überzeugen. Während ich die Idee, verschiedene Liebesgeschichten und -erfahrungen aus verschiedenen Kulturen zu erkunden, interessant fand, hat es leider einiges gegeben, dass mich gestört hat. Vielleicht lag es aber auch an meinen Erwartungen. Nachdem ich bereits das Buch "Let's talk about sex, Habibi" von Mohamed Amjahid geslesen habe, das mir sehr gut gefallen hat und das neben Geschichten auch viele Fakten und Zahlen enthielt, hatte ich mir etwas ähnliches erwartet. Omar Khir Alanam wiederholt sich häufig und lässt wichtige Themen wie Gewalt in Beziehungen oder Sextourismus undifferenziert stehen. Seine Erzählweise wirkt oft oberflächlich und pauschalisierend. Mir hat es an Tiefe und Differenziertheit gefehlt. Um ein Beispiel zu nennen: Wenn wir über Sextourismus und Sexismus sprechen, sollte man natürlich nicht außer Acht lassen, dass auch Frauen Täterinnen sind ABER der Großteil ist nun einmal nach wie vor Männer. Das kam für mich im Buch gar nicht rüber. Und wenn ich schon ein Beispiel nehme, bei dem es Männer betrifft, sollte ich vlt. auch über die Situation der Männer im Detail nachdenken: "»Das ist besser als Therapie, Krankenhaus oder Kur! Das tut einfach gut!«, strahlte Irmi während eines gemeinsamen Kaffeeplauschs mit Marie. Marie selbst ließ sich in ihrer Zeit auf Sansibar nur von ihrem Mann, der sie begleitete, verwöhnen, aber ihre Beobachtungen von dem dort wohl aufblühenden Liebestourismus fand ich äußerst sympathisch und interessant. " - Buchzitat (Seite 157). An dieser Stelle hätte man meiner Meinung nach viel kritischer sein müssen und sich überlegen, was es für die Menschen und vor allem die betroffenen Männer vor Ort bedeutet, Teil der Sextourismusindustrie zu sein. Darüber hinaus stören mich die wiederholten Verweise auf seine früheren Werke und seine wiederholten Selbstbeweihräucherungen (wenn auch als Fremdzuschreibung) als "Love Doctor". Auch fehlendes Gendern sowie das Unkommentiert-Lassen rassistischer Aussagen im Buch trüben das Leseerlebnis. Um ein Beispiel aus dem Kapitel "Online-Dating" zu nennen, "Oskar, 30 Jahre: Bitte nur rechts swipen, wenn deine Eltern ein Chinarestaurant besitzen." Diese in meinen Augen problematische Aussage wird vom Autor lediglich als kurios kommentiert. Was mir auch aufgestoßen ist, der begriff "bunte Familie". Das impliziert, dass eine Familie, die nicht heteronormativ ist, anders oder "bunt" ist.

Trotz dieser Kritikpunkte gibt es auch positive Aspekte des Buches. Einige der Geschichten haben mich berührt und zum Nachdenken angeregt. Besonders die Geschichten von Hannelore und Hildegard sowie gegen Ende als er von seinen Eltern erzählt fand ich sehr einfühlsam und authentisch.

Fazit: "Gspusis, Gspür und wilde Gschichtn" bietet einen interessanten Einblick in die Vielfalt der Liebeserfahrungen verschiedener Kulturen, für alle, die es gerne nicht sehr tief mögen und sich nicht daran stören, wenig Fakten und zahlen zu finden. Während einige Geschichten berühren und zum Nachdenken anregen, bleibt das Buch insgesamt hinter meinen Erwartungen zurück. Daher vergebe ich 2 von 5 Sternen.

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dies hat die Bewertung jedoch nicht beeinflusst.

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Veröffentlicht am 21.04.2024

Poetisch und atmosphärisch, aber mit einem verworrenen Handlungsstrang – "Die Tage des Wals" hinterlässt gemischte Gefühle.

Die Tage des Wals
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"...ich habe das Meer gebeten, und das Meer hat euch mir geschenkt." - Buchzitat (S.54)
"All meine Entscheidungen kamen mir vor, als versuchte ich, einen Fisch zu fangen, den es nicht gab, bis ich ihn ...

"...ich habe das Meer gebeten, und das Meer hat euch mir geschenkt." - Buchzitat (S.54)
"All meine Entscheidungen kamen mir vor, als versuchte ich, einen Fisch zu fangen, den es nicht gab, bis ich ihn fing." - Buchzitat (S.29)

In "Die Tage des Wals" entführt uns Elizabeth O'Connor auf eine fiktive abgelegene Insel vor der walisischen Küste im Jahr 1938. Die Autorin, Elizabeth O'Connor, bekannt für ihre Prosa und Gedichte, präsentiert mit diesem Buch ihr beeindruckendes Debüt, das von einer jungen Frau und einem gestrandeten Wal erzählt.

Die Geschichte handelt von der achtzehnjährigen Manod, die von einem Leben auf dem Festland träumt. Als ein Wal strandet, bringt dies nicht nur Unheil über die Fischer der Insel, sondern auch zwei Forscher aus Oxford, Edward und Joan. Manod wird zu ihrer Übersetzerin und Gehilfin, doch was als Zweckgemeinschaft beginnt, entwickelt sich zu einer Freundschaft, die von Hoffnungen und Sehnsüchten geprägt ist.

Das Buch lässt mich ehrlicherweise mit gemischten Gefühlen zurück. Auf der einen Seite beeindruckte mich die poetische Sprache und die eindrückliche bildhafte Darstellung der Insel und ihrer Bewohner:innen. Die Atmosphäre, die O'Connor erschafft, ist fesselnd und lässt tief in die Insel-Gemeinschaft eintauchen. Besonders die familiäre Dynamik und die Beziehungen zwischen den Charakteren sind gut ausgearbeitet und tragen zur Tiefe der Geschichte bei. Manod als Protagonistin ist faszinierend, gleichzeitig erwachsen und kindlich, und ihr Streben nach einem Leben jenseits der traditionellen Geschlechterrollen ist besonders wenn man sich anschaut, wie die anderen Mädchen in ihrem Alter leben und denken. Auch die Themen, die das Buch anspricht – wie die Beziehung zwischen Mensch und Natur, die Bedeutung von Gemeinschaft und die Suche nach Identität – sind von zeitloser Relevanz und regen zum Nachdenken an.

Die kurzen "Kapitel" finde ich einerseits praktisch, andererseits wirkt es auf mich auch sehr unruhig wenn teilweise ein Kapitel nur ne halbe Seite hat, dann wiederum sich auf 4+ Seiten erstreckt. Irgendwie passt es aber zum Charakter vom Buch und ich stell mir vor, dass das vlt. das unruhige Meer charakterisiert?
Auch fühlte sich die Handlung für mich auch oft fragmentiert und unruhig an. Es gab Momente, in denen ich nicht wusste, was die Geschichte mir eigentlich sagen will. Einige Handlungsstränge blieben unklar oder wurden nicht zufriedenstellend aufgelöst, was mich am Ende ratlos zurückgelassen hat. Vor allem das Ende.

Insgesamt würde ich "Die Tage des Wals" als eine eher herausfordernde Lektüre beschreiben. Es ist ein Buch, das sowohl mit seiner Sprache als auch mit seiner Atmosphäre beeindruckt, aber gleichzeitig an einer klaren vor allem spannenden Handlung bzw. einer befriedigenden Auflösung der Handlung mangelt. Wer sich auf eine poetische Reise voller Schönheit und Rätsel einlassen möchte, wird sicherlich von diesem Debütroman begeistert sein. Mich konnte es trotz der poetischen Sprache und der atmosphärischen Beschreibungen nicht wirklich überzeugen. Daher vergebe ich 2 von 5 Sternen.

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Das hat jedoch keinen Einfluss auf die Bewertung.

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