Cover-Bild Die Tage des Wals
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18,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Blessing
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Ersterscheinung: 15.05.2024
  • ISBN: 9783641309886
Elizabeth O'Connor

Die Tage des Wals

Roman
Astrid Finke (Übersetzer)

1938: Auf einer abgelegenen Insel vor der walisischen Küste träumt die achtzehnjährige Manod von einer Zukunft auf dem Festland. Als ein Wal strandet, ist er für die kleine Gemeinschaft von Fischern nicht nur ein schlechtes Omen, sondern spült auch Edward und Joan aus Oxford an, die auf der Insel ethnografische Studien betreiben möchten. Manod ist fasziniert von ihnen und wird, klug und zielstrebig wie sie ist, zu deren Übersetzerin und Gehilfin. Doch was als Zweckgemeinschaft begann, nimmt eine folgenreiche Wendung, als daraus eine Freundschaft wird, die aufgeladen ist mit Hoffnungen und Sehnsüchten.Mit beispielloser Eleganz, Kraft und Poesie erzählt DIE TAGE DES WALS von einer jungen Frau, die ihr Schicksal in die eigenen Hände nimmt.

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Veröffentlicht am 03.05.2024

Ein kurzes Inseljahr

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1938 träumt die achtzehnjährige Manod auf einer abgelegenen Insel vor Wales von einer Zukunft auf dem Festland. Als ein Wal strandet, deuten die Fischer dies als schlechtes Omen. Kurz darauf betreiben ...

1938 träumt die achtzehnjährige Manod auf einer abgelegenen Insel vor Wales von einer Zukunft auf dem Festland. Als ein Wal strandet, deuten die Fischer dies als schlechtes Omen. Kurz darauf betreiben Edward und Joan aus Oxford ethnografische Studien auf der Insel. Die kluge und zielstrebige Manod ist fasziniert von den Wissenschaftern und wird deren Übersetzerin und Gehilfin. Diese Zweckgemeinschaft wird bald zu einer Art Freundschaft, aufgeladen ist mit Hoffnungen und Sehnsüchten.
Das Cover mit dem stilisierten Küstenabschnitt ist unscheinbar, die Seitenanzahl recht überschaubar. Dennoch hat es dieses Buch in sich und man sollte sich Zeit dafür nehmen, selbst wenn die Abschnitte recht knapp gehalten sind. So bleibt genügend Platz für eigene Überlegungen und Interpretationen. Rasch wechseln kurze Erzählungen der Ich-Erzählerin Manod mit Volksliedern oder Geschichten, die man auf der Insel den Kindern erzählt, und denen eine Quellenangabe angehängt ist. Die gewählte Sprache passt hervorragend zu einer abgelegenen Insel; die kurzen, etwas sperrigen Sätze lassen einen sofort die Kargheit der Insel, die wenigen Ereignisse, das Leben, das so wenig Raum für Entfaltung bietet, spüren. Und dennoch findet die Autorin in diesen kurzen Sätzen genügend Platz für großartige Sprachbilder. Darin verarbeitet sie das harte Leben der Fischer und den Aberglauben der Inselbewohner, aber auch die Überheblichkeit der beiden Wissenschafter vom Festland und deren romantisierte und verfälschte Sicht auf das Inselleben. Die Protagonistin Manod entpuppt sich dabei als überaus kluge und gewitzte junge Frau, die es durchaus schaffen kann, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Trotz der recht kurzen Zeitspanne, in der die Geschichte spielt, dann man ihre Entwicklung deutlich spüren.
Das Buch ist ein sehr gelungener Debütroman, einzigartig in seiner Form.

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Veröffentlicht am 27.08.2024

Inselleben: zwischen romantischer Verklärung und täglicher harter Arbeit

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Das Buch "Die Tage des Wals" begleitet uns in eine den meisten wohl unbekannte Welt: auf eine kleine Insel, ca. 5 mal 1 Kilometer, im Atlantik westlich von Wales, einige Kilometer von der Festlandküste ...

Das Buch "Die Tage des Wals" begleitet uns in eine den meisten wohl unbekannte Welt: auf eine kleine Insel, ca. 5 mal 1 Kilometer, im Atlantik westlich von Wales, einige Kilometer von der Festlandküste entfernt. Dort lernen wir die 18-jährige Manod kennen, die dort seit ihrer Geburt mit ihrem Vater und ihrer jüngeren Schwester lebt. Es ist ein hartes Leben auf der Insel, die Familien leben vom Fisch- und Hummerfang, die Männer fahren, wenn es das Wetter und die Jahreszeit zulässt, täglich mit ihren Booten aufs Meer hinaus, und immer wieder kommen welche dabei um. Auch das Leben der Frauen ist geprägt von harter körperlicher Arbeit, frühem Heiraten, Kinder-Kriegen und oft frühzeitiger Verwitwung.

In diesem Kontext träumt die 18-jährige Manod von einem anderen Leben. Einem, das mehr bieten könnte als diese Härte und Tristesse. Einem, in dem sie nicht mit 18 schon heiraten soll. Vielleicht sogar studieren könnte, denn sie war eine gute und interessierte Schülerin, spricht als eine der wenigen neben ihrer Muttersprache Walisisch auch sehr gut Englisch. Doch es ist 1938, sie kennt nur das Leben auf ihrer Insel, und weiß anfangs gar nicht, dass Frauen, zumindest auf dem Westland, mittlerweile auch schon studieren dürfen in Großbritannien.

Dann wird ein Wal angeschwemmt, doch um diesen geht es nur am Rande. Viel mehr als zu sterben, zu verwesen und dann in Teilen zerlegt und verwertet zu werden, passiert nicht viel mit dem für dieses Buch titelgebenden Wal. Der Titel (im Englischen viel treffender "Whale Fall", das bedeutet Walsturz) ist somit eher als Metapher für die Entwicklung auf der kleinen Insel zu sehen, die an Bevölkerungsschwund leidet (neben Manod gibt es in ihrem Jahrgang nur einen einzigen weiteren Jugendlichen) und deren Elend immer mehr Menschen zu entfliehen suchen.

Durch den Wal kommen Wissenschaftler auf die Insel, ein Mann und eine Frau, universitär ausgebildet und mit dem Ziel, ein Buch über die Insel und die Lebensweise der Menschen dort zu schreiben. Manod wird aufgrund ihrer Sprachkenntnisse deren Sekretärin. Der Kontakt mit den Wissenschaftlern bringt ihr zumindest innerlich neue Perspektiven, sie sieht anhand des Beispiels der Frau, was alles beruflich mittlerweile für eine Frau, zumindest auf dem Festland, möglich sein kann. Dass es auch möglich ist, nicht zu heiraten und stattdessen eine berufliche Karriere anzustreben, frei und unabhängig zu sein.

Die Wissenschaftler selbst sind hingegen nicht sonderlich sympathisch und nur oberflächlich an der Kultur der Inselbewohner, und viel mehr an der eigenen Karriere und Selbstdarstellung interessiert... so sind ihnen sensationsheischende Effekte - auch auf Kosten von Authentizität und Sicherheit anderer - wichtiger als eine realitätsgetreue Darstellung. Dieser Konflikt ist im Buch sehr interessant dargestellt.

Insgesamt liest das Buch sich leicht und poetisch. Es ist in kurze Kapitel von einer halben bis zu meist maximal vier bis fünf Seiten geteilt. Hauptsächlich lernen wir die Insel aus Manods Perspektive kennen, gelegentlich angereichert durch Feldnotizen der Wissenschaftler.

Für alle, die sich fernab von verklärter Romantik für das wahre, entbehrungsreiche Leben in der damaligen Zeit auf so einer Insel interessieren, bietet das Buch auch als Roman interessante Einblicke. Darin, dies zu schildern, liegt auch der eindeutige Schwerpunkt des Buches. Die Begegnung mit den Wissenschaftlern ist eher eine kürzere Rahmenhandlung und führt auch nur langsam und in kleinen Teilen zu der angekündigten Entwicklung Manods. Insgesamt ist es aber ein spannendes, gut zu lesendes Buch in einem interessanten Setting.

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Veröffentlicht am 01.08.2024

Eine abgelegene Insel und ihre Bewohner

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Der Roman Die Tage des Wals von Elizabeth O’Connor handelt von Manod, die mit ihrem Vater und ihrer jüngeren Schwester auf einer walisischen Insel lebt. Der Alltag richtet sich nach den Gezeiten und Jahreszeiten. ...

Der Roman Die Tage des Wals von Elizabeth O’Connor handelt von Manod, die mit ihrem Vater und ihrer jüngeren Schwester auf einer walisischen Insel lebt. Der Alltag richtet sich nach den Gezeiten und Jahreszeiten. Es ist immer dasselbe, Manod hilft ihrem Vater beim Fangen von Hummer und passt auf ihre kleine Schwester auf. Es passiert nicht viel auf der Insel, bis eines Tages ein Wal auf der Insel strandet und mit ihm zwei Engländer auf die Insel kommen, die das Leben der Inselbewohner studieren möchten. Alles bringt den Alltag durcheinander.

Es handelt sich hier eindeutig um kein Buch, das man mal so eben zwischendurch liest. Man muss sich schon Zeit nehmen und die Sätze auf sich wirken lassen. Die Kapitel und die einzelnen Sätze sind sehr kurz, teilweise schwierig, ihnen zu folgen, aber dennoch sehr fesselnd. Man kann sich gut das einfache und harte Leben auf der Insel vorstellen und das Gefühlschaos, dass durch den Wal bzw. durch die beiden Engländer in Manod ausgelöst wurde, nachempfinden.

Bei mir persönlich hat am Ende des Buches die Spannung nachgelassen, mit Spannung meine ich hier nicht die Spannung wie bei einem Thriller, sondern wie sehr mich das Buch gefesselt hat. Dennoch hat mir das Buch schon gut gefallen, die Erzählweise ist außergewöhnlich.

Ein durchaus sehr lesenswertes Buch.

Veröffentlicht am 02.05.2024

Sprachgewaltige Geschichte mit fehlendem Tiefgang

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Elizabeth O'Connor schreibt in ihrem Debütroman über das karge und schwere Leben auf einer walisischen Insel am Vorabend des Zweiten Weltkriegs. Die achtzehnjährige Protagonistin Manod träumt davon, der ...

Elizabeth O'Connor schreibt in ihrem Debütroman über das karge und schwere Leben auf einer walisischen Insel am Vorabend des Zweiten Weltkriegs. Die achtzehnjährige Protagonistin Manod träumt davon, der Abgeschiedenheit und Trostlosigkeit ihres Daseins eines Tages zu entfliehen. Als der titelgebende Wal ans Ufer gespült wird, kommen zwei Engländerinnen aus Oxford auf die Insel und die achtzehnjährige Manod sieht eine Möglichkeit, ihre Träume von Bildung und einem weniger beschwerlichen Leben zu verwirklichen.

Der 206 Seiten schmale Roman oszilliert zwischen den Beiträgen der Protagonistin Manod, Berichten der Forscher
innen zum Inselleben, mythologischen Geschichten und Volksliedern der Insel. Alles zusammen ergibt für die Lesenden eine Vorstellung der zeitgenössischen Lebensumstände auf der Insel, die die Autorin mit einer großartig klaren und kraftvollen Sprache beschreibt. Leider bleibt meiner Meinung nach der Plot hinter der Sprache zurück. Die Figuren wirken seltsam emotionslos und nicht wenige Erzählstränge in der Geschichte bleiben offen, was ein tiefergehendes Verständnis der Charaktere erschwert.

Wer einen Eindruck der überzeugenden Erzählkraft der Autorin bekommen möchte, keine Scheu vor offenen Enden hat, spröde Charaktere und Landschaften mag, der ist hier richtig. Auf jeden Fall macht das Buch neugierig auf weitere Werke aus der Feder der Autorin.

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Veröffentlicht am 08.05.2024

Inselgeschichten

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Eine Geschichte über eine kleine walisische Insel im Jahre 1938- das fand ich ein wirklich interessantes Thema. Und dann auch noch erzählt aus der Sicht einer jungen Frau, die sich mit ihrer eigenen Perspektivlosigkeit ...

Eine Geschichte über eine kleine walisische Insel im Jahre 1938- das fand ich ein wirklich interessantes Thema. Und dann auch noch erzählt aus der Sicht einer jungen Frau, die sich mit ihrer eigenen Perspektivlosigkeit konfrontiert sieht. Was vielversprechend klang, blieb für mich aber seltsam vage, wenig greifbar und dadurch eher ernüchternd.

Zum Inhalt: Manod ist 18, hat die Schule abgeschlossen und fragt sich, was sie nun mit ihrem Leben anstellen soll. Sie träumt von einem Leben auf dem Festland, einem Studium- fernab von Ehe und Häuslichkeit. Als ein Wal an den Strand gespült wird, sehen die Inselbewohner dies als schlechtes Omen. Und kurz darauf tauchen zwei Fremde auf, die in Manod die Hoffnung auf mehr wecken.

Die Erzählung ist sehr sprunghaft und eher lückenhaft ausgestattet. Das schafft eine seltsame Distanziertheit zu den Charakteren, was gleichzeitig aber auch irgendwie zu dem Bild passt, dass ich vom rauen Inselleben hatte. Gleichzeitig lässt es dem Leser Raum für eigene Interpretationen und Ausschmückungen. Die klare, kraftvolle Sprache bringt das karge und entbehrliche Leben gut zum Ausdruck.


Die eingeschobenen Texte als Auszüge aus dem entstehenden Buch hätte ich nicht unbedingt gebraucht. Sie verdeutlichen zwar die Kultur und Lebensweise auf der Insel, aber das hätte auch anders transportiert werden können. Fand auch nicht alles davon unmittelbar relevant für die Geschichte und bin eher Fan von durchgehenden Fließtexten und tu mich mit den Unterbrechungen des Leseflusses immer schwer.

Das Leitthema des Wals und was er für die Insel bedeutet, hätte für meinen Geschmack vertieft werden können. Besonders in Bezug auf das Ende hätte ich mir gerne ein paar Seiten und Erklärungen mehr gewünscht. Wobei natürlich dieses eher offene Ende gut zum Rest der Erzählung passt. Insgesamt hat mich die Geschichte nicht so richtig erzeugt und selbst Manod als zentrale Figur war nicht so richtig nahbar.

Für Schreibstil und Setting aber gute 3 Sterne.

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