Atmosphärisch dicht, aber nur bedingt spannend & Privates im Vordergrund
Die rauen Nächte von GrazIn seinem Krimi „Die rauen Nächte von Graz“ entfaltet Robert Preis eine düstere Weihnachtsatmosphäre, in der Sonderermittler Armin Trost einem Serienmörder auf der Spur ist. Robert Preis, geboren 1972 ...
In seinem Krimi „Die rauen Nächte von Graz“ entfaltet Robert Preis eine düstere Weihnachtsatmosphäre, in der Sonderermittler Armin Trost einem Serienmörder auf der Spur ist. Robert Preis, geboren 1972 in Graz, ist Journalist und Krimiautor und bekannt für seine Serie um den Ermittler Trost, der in der österreichischen Stadt Graz ermittelt. Preis, der sich bereits mit historischen und Fantasy-Romanen einen Namen gemacht hat, ist in der Krimiszene vor allem für die tiefe Verwobenheit seiner Geschichten mit der steirischen Region und Kultur bekannt.
Worum geht’s genau?
Im winterlichen Graz sorgt ein Serienmörder für Unruhe und Angst unter den Bewohnern. Seine Opfer sind junge Frauen, an deren Tatorten er als grausames Erkennungszeichen Blumensträuße hinterlässt. In diesem nervenaufreibenden Fall muss Armin Trost undercover ermitteln, doch sein Höllentrip in die Dunkelheit wird zunehmend auch eine Reise in seine eigenen seelischen Abgründe. Während die Ermittlungen sich immer weiter zuspitzen, scheint auch Trost selbst mehr und mehr zu zerbrechen und stößt an die Grenzen seines Verstandes und seiner Belastbarkeit.
Meine Meinung
Als Neuleserin der Serie um Armin Trost hatte ich zunächst doch hohe Erwartungen an das Buch. Ich hab mich aufgrund des Klappentextes für ein Reziexemplar im Rahmen einer Leserunde beworben und es gewonnen. Der Beginn ist wirklich spannend und atmosphärisch dicht geschrieben, man spürt förmlich die unheilvolle Kälte und das beklemmende Setting in Graz. Allerdings ließ die Spannung nach diesem vielversprechenden Auftakt bald stark nach. Die Handlung geriet für mich im Mittelteil ins Stocken und wurde zunehmend langatmig, was meine Lesefreude erheblich minderte. Erst gegen Ende nimmt die Geschichte wieder an Fahrt auf und bietet ein wirklich packendes Finale.
Ein weiterer Schwachpunkt - neben der Langatmigkeit im Mittelteil - war für mich der sehr ausgedehnte Fokus auf das Privatleben des Protagonisten Trost. Seine Romanze, die Alpträume, Panikattacken und Halluzinationen nahmen für meinen Geschmack zu viel Raum ein, wodurch die Hauptgeschichte und der Flow leiden. Leider hat mich dieser psychologische Nebenschauplatz kaum gepackt, da diese Facette der zerrissenen, traumatisierten Ermittlerfigur in der Kriminalliteratur nicht neu ist und hier wenig frischen Wind mitbringt. Ich hatte das Gefühl das so oder so ähnlich schon 100x gelesen (und mich gelangweilt) zu haben.
Positiv hervorheben möchte ich den bildhaften und atmosphärisch dichten Schreibstil von Preis, der in den kurzen Kapiteln (I like!) gut zur Geltung kommt. Die winterliche Kulisse und das Setting in Graz sind ebenfalls gelungen. Die Figur Armin Trost hingegen blieb für mich leider schwer zugänglich. Mir fehlte der Bezug zu ihm, sodass ich kaum Sympathie oder Mitgefühl aufbauen konnte. Vielleicht wäre Vorwissen durch die vorherigen Bände hilfreich gewesen, um die komplexe Figur Trost und seine Entwicklung besser zu verstehen. Doch ohne diesen Hintergrund fehlt hier der emotionale Anker, und es bleibt unwahrscheinlich, dass ich ein weiteres Buch der Reihe lesen werde.
Fazit
„Die rauen Nächte von Graz“ startet stark und atmosphärisch, verliert aber im Verlauf zunehmend an Spannung durch einen übermäßig langen Fokus auf das Innenleben des Protagonisten. Insgesamt konnte mich der Krimi leider nicht wirklich überzeugen. Daher vergebe ich 2 von 5 Sternen.