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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.11.2024

Atmosphärisch dicht, aber nur bedingt spannend & Privates im Vordergrund

Die rauen Nächte von Graz
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In seinem Krimi „Die rauen Nächte von Graz“ entfaltet Robert Preis eine düstere Weihnachtsatmosphäre, in der Sonderermittler Armin Trost einem Serienmörder auf der Spur ist. Robert Preis, geboren 1972 ...

In seinem Krimi „Die rauen Nächte von Graz“ entfaltet Robert Preis eine düstere Weihnachtsatmosphäre, in der Sonderermittler Armin Trost einem Serienmörder auf der Spur ist. Robert Preis, geboren 1972 in Graz, ist Journalist und Krimiautor und bekannt für seine Serie um den Ermittler Trost, der in der österreichischen Stadt Graz ermittelt. Preis, der sich bereits mit historischen und Fantasy-Romanen einen Namen gemacht hat, ist in der Krimiszene vor allem für die tiefe Verwobenheit seiner Geschichten mit der steirischen Region und Kultur bekannt.

Worum geht’s genau?

Im winterlichen Graz sorgt ein Serienmörder für Unruhe und Angst unter den Bewohnern. Seine Opfer sind junge Frauen, an deren Tatorten er als grausames Erkennungszeichen Blumensträuße hinterlässt. In diesem nervenaufreibenden Fall muss Armin Trost undercover ermitteln, doch sein Höllentrip in die Dunkelheit wird zunehmend auch eine Reise in seine eigenen seelischen Abgründe. Während die Ermittlungen sich immer weiter zuspitzen, scheint auch Trost selbst mehr und mehr zu zerbrechen und stößt an die Grenzen seines Verstandes und seiner Belastbarkeit.

Meine Meinung

Als Neuleserin der Serie um Armin Trost hatte ich zunächst doch hohe Erwartungen an das Buch. Ich hab mich aufgrund des Klappentextes für ein Reziexemplar im Rahmen einer Leserunde beworben und es gewonnen. Der Beginn ist wirklich spannend und atmosphärisch dicht geschrieben, man spürt förmlich die unheilvolle Kälte und das beklemmende Setting in Graz. Allerdings ließ die Spannung nach diesem vielversprechenden Auftakt bald stark nach. Die Handlung geriet für mich im Mittelteil ins Stocken und wurde zunehmend langatmig, was meine Lesefreude erheblich minderte. Erst gegen Ende nimmt die Geschichte wieder an Fahrt auf und bietet ein wirklich packendes Finale.

Ein weiterer Schwachpunkt - neben der Langatmigkeit im Mittelteil - war für mich der sehr ausgedehnte Fokus auf das Privatleben des Protagonisten Trost. Seine Romanze, die Alpträume, Panikattacken und Halluzinationen nahmen für meinen Geschmack zu viel Raum ein, wodurch die Hauptgeschichte und der Flow leiden. Leider hat mich dieser psychologische Nebenschauplatz kaum gepackt, da diese Facette der zerrissenen, traumatisierten Ermittlerfigur in der Kriminalliteratur nicht neu ist und hier wenig frischen Wind mitbringt. Ich hatte das Gefühl das so oder so ähnlich schon 100x gelesen (und mich gelangweilt) zu haben.

Positiv hervorheben möchte ich den bildhaften und atmosphärisch dichten Schreibstil von Preis, der in den kurzen Kapiteln (I like!) gut zur Geltung kommt. Die winterliche Kulisse und das Setting in Graz sind ebenfalls gelungen. Die Figur Armin Trost hingegen blieb für mich leider schwer zugänglich. Mir fehlte der Bezug zu ihm, sodass ich kaum Sympathie oder Mitgefühl aufbauen konnte. Vielleicht wäre Vorwissen durch die vorherigen Bände hilfreich gewesen, um die komplexe Figur Trost und seine Entwicklung besser zu verstehen. Doch ohne diesen Hintergrund fehlt hier der emotionale Anker, und es bleibt unwahrscheinlich, dass ich ein weiteres Buch der Reihe lesen werde.

Fazit

„Die rauen Nächte von Graz“ startet stark und atmosphärisch, verliert aber im Verlauf zunehmend an Spannung durch einen übermäßig langen Fokus auf das Innenleben des Protagonisten. Insgesamt konnte mich der Krimi leider nicht wirklich überzeugen. Daher vergebe ich 2 von 5 Sternen.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.11.2024

Ein stilistisch gelungener, aber (für mich) wenig greifbarer Erzählband

Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne
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In seinem Roman "Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne" erkundet Saša Stanišić die verpassten Chancen und Wege, die das Leben aufzeigt ...

In seinem Roman "Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne" erkundet Saša Stanišić die verpassten Chancen und Wege, die das Leben aufzeigt – jene Möglichkeiten, die wir wählen oder an denen wir vorbeigehen. Der preisgekrönte deutschsprachige Autor, der 1978 in Višegrad geboren wurde und seit seiner Jugend in Deutschland lebt, ist bekannt für seine Werke, die sich zwischen humorvollen und tiefsinnigen Geschichten bewegen.

Worum geht's genau?

Stanišić beleuchtet in einer Reihe von Erzählungen die Entscheidungen und Möglichkeiten, die sich im Leben eröffnen – und ebenso die verpassten Chancen, die diese Wege mit sich bringen. Durch verschiedene Charaktere und Begebenheiten, die sich überschneiden und verweben, setzt sich das Bild einer vielschichtigen Welt zusammen, in der die Protagonisten an Scheidewegen stehen. Da gibt es etwa die Reinigungskraft, die endlich die Zügel ihres Lebens in die Hand nehmen möchte, oder einen Vater, der sich darin übt, gegen seinen kleinen Sohn im Memory-Spiel zu gewinnen. Auch der Schriftsteller selbst erscheint und erzählt von einer Reise nach Helgoland, bei der er erkennt, dass er diese Reise möglicherweise bereits erlebt hat.

Meine Meinung

Ich habe mir länger Gedanken darüber gemacht, ob ich das Buch lesen soll. Das Cover hat mich sofort angesprochen und der ungewöhnliche Titel finde ich nach wie vor GRENZGENIAL und hat meine Neugier geweckt. Der Klappentext hingegen schien mir nicht ganz so vielversprechend, dennoch wollte ich mich überraschen lassen. Leider war das Buch für mich dann aber nicht das, was ich erwartet hatte. Ich hatte auf einen durchgehenden Roman gehofft und wurde stattdessen mit einer Sammlung von Geschichten konfrontiert. Zwar sind diese Geschichten miteinander verbunden und die Figuren tauchen teilweise auch in den Erzählungen anderer auf, doch für mich fehlte der rote Faden, der alles zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügen würde. Es war, als ob ich eine Ansammlung von Momenten betrachte, ohne das große Ganze wirklich zu erfassen.

Zu den Charakteren konnte ich nur schwer eine Verbindung aufbauen. Besonders gelungen fand ich jedoch die Geschichte der Jugendlichen, die die Zukunft "spielerisch" anprobieren & (nicht) einloggen. Auch die zweite Geschichte von Dilek fand ich ansprechend und nachvollziehbar. Doch bei den übrigen Geschichten fühlte ich mich weniger eingebunden, und einige empfand ich sogar als eher mittelmäßig und nicht besonders einprägsam.

Der Schreibstil von Saša Stanišić hat mir an sich sehr gut gefallen. Seine Wortwahl ist präzise, und er hat eine besondere Art, mit Sprache umzugehen, die das Lesen an vielen Stellen angenehm machte. Dennoch empfand ich einige Passagen als zu langatmig. Vielleicht fehlte mir hier auch der nötige Zugang oder die Bereitschaft, mich tiefer auf manche der Themen einzulassen. Bei einigen Stellen war mir nicht klar, wie sie zu verstehen waren oder welche Botschaft Stanišić vermitteln wollte.

Fazit

Leider hat mich "Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne" nicht überzeugt. Der fehlende rote Faden und die distanzierte Beziehung zu den Charakteren sind einige Gründe für die Bewertung. Daher vergebe ich 2 von 5 Sternen, da der Stil zwar ansprechend, das Buch für mich jedoch insgesamt nicht zugänglich und stimmig war.

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Veröffentlicht am 03.11.2024

Sehr (!) hohes Anspruchsniveau, das Lesende (mich) überfordert

Antichristie
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In "Antichristie" schickt Mithu Sanyal ihre Protagonistin Durga, eine indisch-deutsche Drehbuchautorin, auf eine verwirrende Reise durch Kolonialgeschichte und Gewaltfragen, die in eine unerwartete Zeitreise ...

In "Antichristie" schickt Mithu Sanyal ihre Protagonistin Durga, eine indisch-deutsche Drehbuchautorin, auf eine verwirrende Reise durch Kolonialgeschichte und Gewaltfragen, die in eine unerwartete Zeitreise mündet. Die Autorin, die auch als Kulturwissenschaftlerin und Journalistin tätig ist, hat sich mit Themen wie Sexualität und Verbrechen auseinandergesetzt und wurde für ihr Werk "Identitti" vielfach ausgezeichnet. Ihr neuester Roman ergründet Kolonialismus und die persönliche Verantwortung in einer ungerechten Welt.

Worum geht's genau?

In London im Jahr 2022 herrscht Trauer: Die Queen ist tot. Doch während das Land stillsteht, stürzt sich Durga, die Protagonistin, in ein filmisches Projekt, das die Werke Agatha Christies neu verfilmen soll. Kaum hat Durga ihre Gedanken in dieses Vorhaben investiert, wird sie ins Jahr 1906 zurück katapultiert, mitten in die hitzigen Debatten und Handlungen indischer Revolutionäre, die mit Gewalt für Freiheit kämpfen. In dieser ungewohnten Umgebung konfrontiert sie die Frage nach moralischem Widerstand und dem Gewicht historischer Verstrickungen.

Meine Meinung

Das Cover von "Antichristie" ist auffällig und hat mich sofort angesprochen, auch wenn der Klappentext zunächst nicht wirklich mein Interesse wecken konnte. Die Nominierung für den Deutschen Buchpreis 2024 hat mich dann aber doch neugierig gemacht, gerade auch weil ich noch nichts von ihr gelesen hab und ihr erstes Buch scheinbar recht gut ankam. Doch leider blieb es für mich beim Vorsatz: Ich musste das Buch nach etwa 100 Seiten abbrechen. Das lag an mehreren Aspekten, die es mir letztlich unmöglich machten, mich in die Geschichte hineinzufinden.

So setzt die Autorin bei den Lesenden sowohl ein großes intellektuelles Verständnis als auch umfangreiche historische Kenntnisse (zu britisch-indischer Kolonialgeschichte) voraus. Beides habe ich zumindest nicht im Maße, wie es für das Buch notwendig wäre, um es zu verstehen. Ich hatte oft das Gefühl, dass mir der geschichtliche Hintergrund zu einigen Themen fehlte. Ohne permanente Recherchen und Nachlesen wäre es mir nicht möglich gewesen, die Zusammenhänge wirklich zu verstehen, was den Lesefluss enorm stört und zeitintensiv ist. Zudem empfand ich den Aufbau des Romans als ausgesprochen verwirrend und strukturell schwer nachvollziehbar.

Ein weiterer Punkt war die Vielzahl der Charaktere, die schon zu Beginn auftauchen, ohne dass ich ein klares Bild von ihnen gewinnen konnte. Scheinbar gäbe es am Ende des Buches ein Glossar bei dem nochmal alle wichtigen Personen aufgelistet werden, vlt. hätte es geholfen, hätte ich davon gewusst. Die Figuren blieben für mich jedenfalls blass und ihre Beweggründe schwer greifbar, was das Eintauchen in die Geschichte erschwert. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass mir ein wesentlicher Schlüssel zum Verständnis fehlte.

So blieb mir nach den gelesenen Seiten vor allem Verwirrung. Es ist schade, denn Themen wie (britisch-indische) Kolonialgeschichte, deren Aufarbeitung und Erinnerungskultur finde ich prinzipiell sehr spannend und auch gesellschaftlich vor allem sehr wichtig. Doch bei aller Neugier auf die Handlung konnte ich keinen Gewinn für mich herausziehen und habe das Buch letztlich abgebrochen - es gibt einfach zu viele gute Bücher, als dass ich mich durch Bücher quälen möchte. Deshalb konnte ich mit gutem Gewissen auch abbrechen und AUCH wenn das bedeuten würde, eine vlt. doch noch spannende Geschichte verpasst zu haben.

Fazit

Leider hat mich "Antichristie" enttäuscht. Trotz der interessanten Thematik und eines ambitionierten Konzepts waren die verwirrende Struktur und der Anspruch an historische Kenntnisse hinderlich. Ich vergebe 1 von 5 Sternen, da zumindest ich aus den genannten Gründen keinen Zugang zum Buch gefunden habe und es mich letztlich eher frustriert als bereichert hat.

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Veröffentlicht am 28.10.2024

Mutige Journalistin gegen die Mächtigen

Um jeden Preis
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In "Um jeden Preis" wird die junge Journalistin Michelle mit der beunruhigenden Theorie konfrontiert, dass in der Hamburger Polizei ein rechtsextremes Netzwerk existiert. Das Buch wurde von den Autoren ...

In "Um jeden Preis" wird die junge Journalistin Michelle mit der beunruhigenden Theorie konfrontiert, dass in der Hamburger Polizei ein rechtsextremes Netzwerk existiert. Das Buch wurde von den Autoren Maximilian Ferreira Cress und Bernd Blaschke geschrieben. Maximilian Ferreira Cress ist ein erfahrener Journalist und Autor, der in seinen Arbeiten häufig den Fokus auf gesellschaftliche und politische Strukturen legt, während Bernd Blaschke als Drehbuchautor und Dramaturgie-Dozent einen tiefen Einblick in erzählerische Gestaltung und Spannung hat. Die beiden Autoren verbinden ihre Expertise zu einem komplexen, gesellschaftlich brisanten Polithriller, der unsere Zeit spiegelt.

Worum geht's genau?

Als Michelles Kollege ihr von einem Todesfall berichtet, den er als Teil eines Netzwerks rechtsextremer Polizeibeamter vermutet, bleibt sie zunächst skeptisch. Sie plant eigentlich, ein Buch über die einflussreichsten Frauen Deutschlands zu schreiben, und ist auch persönlich stark eingespannt: Gerade frisch verlobt, sollte sie eigentlich ihre Zukunft planen, nicht die düstere Seite des Justizsystems aufdecken. Doch als ihr Kollege Hamza brutal niedergeschossen wird, ahnt sie, dass die Vorwürfe begründet sein könnten. Michelles Nachforschungen führen sie immer tiefer in ein Netz aus Korruption, Rechtsextremismus und illegalen Machenschaften. Sie stößt auf Informationen, die alles in Frage stellen, was sie bisher für wahr hielt.

Meine Meinung

Der Einstieg in die Handlung fiel mir zugegebenermaßen zunächst etwas schwierig, da sehr viele Personen und parallele Handlungsstränge eingeführt werden, die sich später jedoch allmählich verknüpfen. Anfangs irritierten mich das Layout, denn die nicht nummerierten Kapitel und die ungewöhnliche Struktur machten das Lesen ein wenig unübersichtlich. Auch wird leider nicht gegendert. Die Protagonistin Michelle fand ich nicht unbedingt von Anfang an sympathisch, aber spätestens nachdem sie in einen öffentlichen Shitstorm gerät, hab ich mit ihr mitfühlt.

Die Nebenfiguren sind vielschichtig angelegt, auch wenn einige eher unsympathische Züge zeigen. Besonders Frida wird im Verlauf immer undurchsichtiger und wirkt wie eine Marionette dubioser Kräfte, die offensichtliche moralische Grenzen übersieht. Die Andeutungen zum rechten Netzwerk in der Polizei werden zwar geschickt gestreut, doch bin ich am Ende nicht so ganz schlau daraus geworden. Die Geschichte an sich ist aber spannend geschrieben und ich hab den Verlauf so nicht kommen sehen. Die Spannung bleibt bis zum Schluss aufrecht, da die Konsequenzen für die involvierten Figuren realistisch und nachvollziehbar dargestellt werden.

Fazit

"Um jeden Preis" ist ein komplexer, spannungsgeladener Thriller, der einen kritischen Blick auf aktuelle gesellschaftliche Fragen wirft. Trotz einiger Schwächen in der Struktur und der Story überzeugt das Buch durch die spannungsgeladene Geschichte. Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 27.10.2024

Nach anfänglichen Schwierigkeiten ein echtes Lesevergnügen.

Bis in alle Endlichkeit
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In "Bis in alle Endlichkeit" wird die Geschichte eines Privatdetektivs erzählt, der in eine gefährliche Verschwörung verwickelt wird, als er den mysteriösen Tod einer jungen Frau in San Francisco untersucht. ...

In "Bis in alle Endlichkeit" wird die Geschichte eines Privatdetektivs erzählt, der in eine gefährliche Verschwörung verwickelt wird, als er den mysteriösen Tod einer jungen Frau in San Francisco untersucht. James Kestrel ist das Pseudonym von Jonathan Moore, einem vielseitigen Autor mit einem spannenden Lebenslauf, der bereits mit dem Edgar Award ausgezeichnet wurde. Seine Erfahrung als Anwalt und Ermittler fließt deutlich in seine Geschichten ein, was die psychologischen und rechtlichen Aspekte der Thriller spannend gestaltet.

Worum geht’s genau?
Als die junge, wohlhabende Claire Gravesend in einem eleganten Cocktailkleid auf dem Dach eines Rolls-Royce tot aufgefunden wird, schließen Polizei und Gerichtsmedizin einen Selbstmord nicht aus. Doch Claires Mutter, die wohlhabende Olivia Gravesend, ist sich sicher, dass ihrer Tochter Unrecht widerfahren ist, und beauftragt den Privatdetektiv Lee Crowe, die Wahrheit zu finden. Während Crowe den Ermittlungen nachgeht, entdeckt er nicht nur die Abgründe einer wohlhabenden Elite, sondern stößt auch auf eine Verschwörung, die so vielschichtig ist, dass niemand vor ihr sicher ist.

Meine Meinung
Der Autor war für mich ein Unbekannter. Daher hatte ich diesbezüglich keine Erwartungen. Ich hab das Buch in der Hörbuchversion gehört. Mit einer Laufzeit von über 11 Stunden ist es für mich ein relativ langes Hörbuch. Zu Beginn fiel es mir schwer, in die Geschichte hineinzufinden - für mich hält man sich anfangs doch mit zu vielen Details auf, die für den weiteren Verlauf der Geschichte nicht wirklich notwendig wären. Ich war sogar kurz davor, abzubrechen. Glücklicherweise bin ich jedoch drangeblieben, denn nach den ersten paar Kapiteln wurde es doch noch äußerst spannend. So hab ich das Buch dann schlussendlich innerhalb von nur drei Tagen durchgehört.

Der Sprecher Thomas Dehler macht insgesamt einen großartigen Job und hat eine sehr angenehme Stimme, die das Zuhören erleichtert. Ein kleines Manko ist jedoch, dass es ihm meiner Meinung nach nicht gelingt, den verschiedenen Charakteren eine erkennbare individuelle Stimme zu verleihen. Seine Erzählweise macht es schwierig, die Charaktere anhand der Stimme voneinander zu unterscheiden. Dennoch ist der Inhalt des Buches ein echter Kracher. Mit einer solch unerwarteten Story hätte ich nicht gerechnet, und ich möchte nicht zu viel verraten – es lohnt sich wirklich, in die Handlung einzutauchen.

Besonders positiv hervorheben möchte ich den Schluss des Buches, der den Fall auf jeden Fall auflöst. Das ist mir persönlich immer sehr wichtig und grad bei einem Buch von der Länge. Gleichzeitig bietet das Ende genügend Stoff für eine mögliche Fortsetzung, sei es ein weiterer Fall oder die Fortsetzung der Charaktergeschichten. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet; die Hauptfigur Lee Crowe hat zwar Ecken und Kanten, ist jedoch insgesamt liebenswert und zeigt im Kern, dass er ein guter Mensch ist. Ich würde auf jeden Fall auch ein weiteres Buch von Kestrel lesen oder hören.

Fazit
"Bis in alle Endlichkeit" ist ein packender Thriller, der mit seiner unerwarteten Handlung und gut entwickelten Charakteren überzeugt. Trotz kleiner Schwächen bei der Sprecherleistung hat das Buch das Potenzial, Leser:innen und Zuhörende zu fesseln. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

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