Ein dramatischer Familienroman mit klischeehaften Figuren und malerischer Kulisse
Die Farbe des FeuersJakob Augsteins Roman "Die Farbe des Feuers" ist eine Geschichte über Liebe, Verlust und gesellschaftliche Spannungen, die sich vor der atemberaubenden Kulisse der südlichen Provence entfaltet. Im Mittelpunkt ...
Jakob Augsteins Roman "Die Farbe des Feuers" ist eine Geschichte über Liebe, Verlust und gesellschaftliche Spannungen, die sich vor der atemberaubenden Kulisse der südlichen Provence entfaltet. Im Mittelpunkt steht eine bevorstehende Hochzeit auf dem Anwesen einer wohlhabenden Industriellenfamilie. Doch hinter der scheinbaren Idylle verbergen sich komplexe Beziehungsgeflechte und ungelöste Konflikte. Jakob Augstein, bekannt als Journalist, Buchautor und Verleger, nimmt in diesem Roman das Zusammenspiel von Familienstrukturen und individuellen Schicksalen in den Fokus.
Worum geht's?
Im malerischen Süden Frankreichs, auf dem Anwesen einer wohlhabenden Familie, wird die Hochzeit von Rebecca vorbereitet. Während die Feierlichkeiten im Gange sind, tragen sich im Hintergrund leidenschaftliche Konflikte zu. Swann, Rebeccas Freundin, liebt sie immer noch, obwohl Rebecca den adligen Gabriel heiratet, der sich mehr für seine Kunst als für die Ehe interessiert. Auch der Gärtner Sami ist in Rebecca verliebt, doch er, ein Muslim aus einfachen Verhältnissen, scheint keine Chance zu haben. Während sich das Drama in der Provence zuspitzt, ist Sami in Paris und blickt von Notre-Dame auf eine Welt der Sünde. Es wird schnell klar, dass die Hochzeitsfeier auf unsicherem Fundament steht und Geheimnisse der Beteiligten ans Licht drängen.
Meine Meinung
"Die Farbe des Feuers" punktet mit einem atmosphärischen Setting: Die Beschreibungen der provenzalischen Landschaft und des südfranzösischen Lebensstils sind fesselnd und lassen die Kulisse zum heimlichen Star des Buches werden. Es hat mich fasziniert, wie Augstein diese Landschaft als ruhigen Gegenpol zu den turbulenten und manchmal schmerzhaften Beziehungen der Charaktere einsetzt. Leider verliert der Roman in der Mitte etwas an Fahrt und wirkt stellenweise langatmig. Einige Szenen hätten kürzer und prägnanter sein können, ohne dass der emotionale Gehalt gelitten hätte.
Die ungeschönte Darstellung von familiären und romantischen Beziehungen, geprägt von Missverständnissen, enttäuschter Liebe und unausgesprochenen Erwartungen, verleiht der Geschichte jedoch Tiefe. Es sind nicht nur bedrückende, sondern auch humorvolle und berührende Momente enthalten, die den Leser emotional abholen. Besonders beeindruckend fand ich, wie Augstein es schafft, verschiedene Emotionen wie Aufregung, Mut und Melancholie nahtlos miteinander zu verweben.
Was mir jedoch weniger gefallen hat, ist der klischeehafte Umgang mit dem Charakter des Gärtners Sami, der als arabischer Muslim von Beginn an unter Verdacht steht und als eine Art Außenseiter dargestellt wird. Diese einseitige Darstellung wirkte auf mich eher reißerisch und hat die ansonsten interessante Geschichte unnötig vorhersehbar gemacht. Zudem wäre es wünschenswert gewesen, wenn die inneren Konflikte der Figuren noch tiefer ausgelotet worden wären, insbesondere in Bezug auf die kulturellen Unterschiede.
Nichtsdestotrotz hat das Buch durch seine starke Atmosphäre, die abwechslungsreichen Emotionen und die gesellschaftlich relevanten Themen, die es anspricht, seinen Reiz. Es gelingt ihm, die Spannungen zwischen den Figuren herauszuarbeiten, auch wenn das Tempo manchmal stockt.
Fazit
"Die Farbe des Feuers" ist ein stimmungsvoller Gesellschaftsroman, der die Komplexität menschlicher Beziehungen aufzeigt, allerdings manchmal etwas an Tiefe und Originalität vermissen lässt. Vor allem das Setting und die emotionalen Spannungen überzeugen, aber die Geschichte hätte durch weniger Vorhersehbarkeit und eine differenziertere Darstellung der Charaktere noch stärker wirken können. Deshalb vergebe ich 3 von 5 Sternen.