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Veröffentlicht am 29.09.2024

Verpasste Chancen – Eine Liebesgeschichte über Jahrzehnte

Man sieht sich
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Julia Karnicks Roman "Man sieht sich" erzählt die bewegende Geschichte einer Jugendliebe, die sich über Jahrzehnte hinweg immer wieder kreuzt. Friederika, genannt Frie, und Robert begegnen sich im Sommer ...

Julia Karnicks Roman "Man sieht sich" erzählt die bewegende Geschichte einer Jugendliebe, die sich über Jahrzehnte hinweg immer wieder kreuzt. Friederika, genannt Frie, und Robert begegnen sich im Sommer 1988 zum ersten Mal, und ihre Beziehung entwickelt sich über die Jahre auf eine komplizierte Weise weiter. 2002 treffen sie sich erneut und stellen fest, dass die alte Anziehungskraft immer noch besteht. Doch erst beim 30-jährigen Abi-Treffen im Jahr 2022 zeigt sich, ob ihre Verbindung eine echte zweite Chance hat. Julia Karnick, geboren 1970 in Hamburg, ist Autorin und Journalistin, die besonders durch ihre humorvollen Kolumnen bekannt wurde. Mit "Man sieht sich" legt sie nach ihrem Debütroman einen zweiten unterhaltsamen und lebensnahen Roman vor, der sich mit verpassten Chancen und der Möglichkeit eines Neubeginns beschäftigt.

Worum geht's?

Der Roman begleitet Frie und Robert über mehrere Jahrzehnte. Die beiden lernen sich 1988 als Teenager kennen, aber trotz Roberts Gefühle füreinander bleibt ihre Beziehung unverbindlich. Jahre später, 2002, treffen sie sich wieder. Robert ist mittlerweile Musiker, und Frie hat eine Tochter. Doch die alte Unsicherheit und das komplizierte Verhältnis zwischen ihnen bleiben bestehen. 2022, mittlerweile beide 50 Jahre alt, fahren sie zu ihrem Abi-Treffen. Dort holen sie nicht nur ihre alten Gefühle wieder ein, sondern auch die Frage, ob sie diesmal eine Chance auf ein glückliches Miteinander haben.

Meine Meinung

Obwohl ich die Autorin vorher nicht kannte, war ich positiv von ihrem klaren und angenehmen Schreibstil überrascht. Die Geschichte lässt sich leicht lesen und ist nicht übermäßig ausgeschmückt. Die Atmosphäre und der Zeitgeist der jeweiligen Epochen werden sehr gut eingefangen, sodass man sich in die verschiedenen Phasen der Geschichte gut hineinversetzen kann. Der Roman zieht sich jedoch auf seinen 480 Seiten stellenweise etwas in die Länge. Besonders in der Mitte hätte ich mir ein strafferes Erzähltempo gewünscht, da der Anfang noch sehr dicht erzählt wird, aber gegen Ende plötzlich 20 Jahre zwischen den Begegnungen der beiden Figuren liegen. Es wäre schön gewesen, mehr über die Zeit dazwischen zu erfahren.

Was mich am meisten berührt hat, war Roberts Beziehung zu einem Generalmajor, die in ihrer emotionalen Tiefe sehr gut dargestellt wurde. Einige wichtige Themen wie Mutterschaft, Gewalt in der Partnerschaft und Feminismus werden zumindest implizit angeschnitten. Auch wenn die Charaktere insgesamt gut gezeichnet sind und man ihren Lebensweg nachempfinden kann, waren einige ihrer Entscheidungen für mich nicht immer nachvollziehbar. Es blieb das Gefühl, dass die Figuren ihre verpassten Chancen größtenteils selbst zu verantworten hatten, was mich als Leserin manchmal frustrierte.

Dennoch mochte ich den lebendigen Erzählstil und die Szenenbeschreibungen, die mich gut in die Geschichte hineingezogen haben. Besonders die lebendigen Beschreibungen von Bozen gegen Ende des Buches fand ich wunderschön – sie machten Lust, diese Stadt selbst zu bereisen. Auch die Idee des Aufbaus – über verschiedene Jahrzehnte hinweg – fand ich ansprechend, doch an manchen Stellen fehlte mir die Tiefe und die Nähe zu den Figuren, die mich emotional stärker hätten einbeziehen können.

Fazit

"Man sieht sich" ist ein unterhaltsamer Roman über verpasste Gelegenheiten und das Wiederfinden von alten Gefühlen. Obwohl die Charaktere und das Setting gut ausgearbeitet sind, leidet die Geschichte unter einigen Längen. Insgesamt habe ich das Buch gerne gelesen, auch wenn es mich nicht vollständig überzeugen konnte. 3 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 26.09.2024

Eine Kindheit im Schatten der Wende

Verlassene Nester
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Patricia Hempels Roman Verlassene Nester entführt uns in den Sommer 1992, kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands, in eine fiktive Ortschaft an der Elbe. Im Zentrum steht die 13-jährige Pilly, die ...

Patricia Hempels Roman Verlassene Nester entführt uns in den Sommer 1992, kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands, in eine fiktive Ortschaft an der Elbe. Im Zentrum steht die 13-jährige Pilly, die versucht, in einer zerrissenen Familie und einer ebenso fragmentierten Gesellschaft ihren Platz zu finden. Patricia Hempel, geboren 1983 in Berlin, studierte zunächst Archäologie, bevor sie sich dem Literarischen Schreiben widmete. Sie ist bekannt für ihre Arbeit in der queeren Literaturszene und engagiert sich in der Förderung von Diversität im Literaturbetrieb. Verlassene Nester ist ihr zweiter Roman und wurde für den Alfred-Döblin-Preis 2023 nominiert.

Worum geht's?

Pilly lebt mit ihrem trinkenden Vater in einem trostlosen Ort an der Elbe. Ihre Mutter, eine ehemalige Olympiateilnehmerin, hat die Familie verlassen, und auch sonst scheint die Familie von den Nachwirkungen der DDR-Zeit und der Wende geprägt zu sein. Während Pillys Vater sich in Alkohol flüchtet und die Tanten von einem besseren Leben im Westen träumen, sucht Pilly verzweifelt nach Halt. Diesen glaubt sie in der älteren Mitschülerin Katja zu finden, doch diese Beziehung verläuft nicht so, wie Pilly es erhofft. Als die Gärten der vietnamesischen Vertragsarbeiter abbrennen, erreicht der Sommer einen Wendepunkt, und Pilly steht plötzlich ihrer vermeintlichen Mutter gegenüber.

Meine Meinung

Das Cover hat meine Neugier geweckt, und nach dem Lesen kann ich sagen, dass es sehr gut zur düsteren und beklemmenden Atmosphäre des Buches passt. Leider muss ich gestehen, dass der Roman insgesamt überhaupt nicht meinen Erwartungen entsprach. Vielleicht liegt es daran, dass ich – als Österreicherin – mit der deutschen Geschichte nicht so vertraut bin und in der Schule kaum etwas über die DDR und die Wende gelernt habe. Viele der Wörter und Ausdrücke im Buch waren mir fremd, und ich hatte Schwierigkeiten, den verschiedenen historischen und gesellschaftlichen Bezügen zu folgen. Es wird vorausgesetzt, dass die Lesenden über umfassendes Wissen zur DDR-Zeit verfügen, was das Verständnis deutlich erschwert.

Ein weiteres großes Problem für mich war die Vielzahl der Figuren, die in der Geschichte auftauchen. Ich konnte kaum nachvollziehen, in welcher Beziehung die Charaktere zueinander stehen, was es zusätzlich kompliziert machte, den roten Faden zu behalten. Oft wechselte die Perspektive mitten im Kapitel oder sogar im Absatz, was das Verstehen der Handlung noch schwieriger machte. Es wäre hilfreich gewesen, wenn die Kapitel klarer strukturiert gewesen wären, zum Beispiel mit Hinweisen darauf, wessen Perspektive gerade erzählt wird.

Inhaltlich finde ich das Thema des Buches durchaus spannend. Die Darstellung von Vater-Tochter-Beziehungen, der Auswirkungen der Wende und Pillys innerer Kampf, erwachsen zu werden, sind interessante Aspekte. Doch die Art, wie dies umgesetzt wurde, hat mich nicht überzeugt. Die ständigen Rückblenden und Zeitsprünge waren oft verwirrend, und ich verlor schnell den Überblick. Besonders schwierig fand ich es, dass mitten im Absatz von der Gegenwart in die Vergangenheit gesprungen wurde, ohne klare Trennung. Das führte dazu, dass ich mich ständig orientieren musste, was mir das Lesevergnügen nahm.

Im Laufe des Romans hatte ich den Eindruck, dass viele Handlungsstränge entweder offenblieben oder einfach fallengelassen wurden. Es schien, als hätte sich die Autorin bei der Vielzahl der behandelten Themen ein wenig verzettelt. Dabei sind diese Themen doch so wichtig, wie beispielsweise die Darstellung des zunehmenden Rassismus in der Gesellschaft oder die ersten queeren Beziehungen während der Jugend. Zudem setzte das Buch einiges an Vorwissen voraus, um die feinen Zwischentöne zu verstehen, was das Lesen zusätzlich erschwerte. Auch die im Klappentext angekündigte Geschichte über das Verschwinden von Pillys Mutter vermittelte den Eindruck eines zentralen Handlungsschwerpunkts, der jedoch nicht im erwarteten Maße ausgearbeitet wurde.

Es gab jedoch einige Passagen, die mir sehr gut gefallen haben, insbesondere die bildhaften Beschreibungen der Trostlosigkeit und Pillys Beziehung zu ihrem Vater. Diese Abschnitte waren eindrucksvoll und emotional, doch insgesamt war die Lektüre für mich eher eine Herausforderung als ein Genuss. Ich musste mich regelrecht zwingen, das Buch zu beenden, was leider kein gutes Zeichen ist. Auch der Mangel an Erklärung für bestimmte historische und gesellschaftliche Hintergründe hat dazu beigetragen, dass ich viele Situationen und Begriffe nicht deuten konnte.

Fazit

"Verlassene Nester" ist ein Roman mit einem starken Thema und durchaus poetischen Momenten, doch die unklare Erzählweise und die Vielzahl an unzureichend beschriebenen Figuren machten es für mich zu einer anstrengenden Lektüre. Obwohl es einige schöne Passagen gab, konnte mich die Geschichte als Ganzes nicht überzeugen. Daher vergebe ich 2 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 26.09.2024

Auf der Suche nach verlorener Verbundenheit

Ich komme nicht zurück
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„Menschen sind erst da, sind Teil von dir, und dann sind sie es nicht mehr. Viel mehr passiert in einem Leben nicht. Was ist ein Leben wert, wenn niemand sich mit dir erinnert? Wenn niemand sich mit dir ...

„Menschen sind erst da, sind Teil von dir, und dann sind sie es nicht mehr. Viel mehr passiert in einem Leben nicht. Was ist ein Leben wert, wenn niemand sich mit dir erinnert? Wenn niemand sich mit dir an deinen Schulweg erinnert, an deine erste Liebe, an die Menschen, die dich gemacht haben, erinnert. Was ist ein Leben wert, wenn du die Einzige bist, die sich über Fotos beugt und denkt - damals.“ (Seite 32)

Diese tiefgründigen Überlegungen zur Vergänglichkeit und Erinnerung ziehen sich wie ein roter Faden durch Rasha Khayats Roman Ich komme nicht zurück. Die Autorin, geboren 1978 in Dortmund und aufgewachsen in Jeddah, Saudi-Arabien, bringt ihre vielfältigen Erfahrungen in diesem Werk zum Ausdruck. Sie studierte Vergleichende Literaturwissenschaften und Germanistik und hat sich seit 2005 als freie Autorin einen Namen gemacht. Mit ihrem Debütroman und zahlreichen Auszeichnungen zeigt sie sich als starke Stimme in der deutschsprachigen Literatur.

Worum geht's?

Im Zentrum des Romans stehen die Freundschaften zwischen Hanna, Zeyna und Cem, die in den späten 1980er Jahren in einer Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet aufwachsen. Ihre Verbindung, geprägt von unbeschwertem Kinderspiel und gegenseitiger Unterstützung, wird jedoch durch die gesellschaftlichen Spannungen und Vorurteile nach dem 11. September 2001 auf die Probe gestellt. Während sich die Unterschiede zwischen den Charakteren zunehmend verdeutlichen, bricht die langjährige Freundschaft zwischen Hanna und Zeyna auseinander. Jahre später kehrt Hanna in ihre alte Heimat zurück und begibt sich auf eine emotionale Reise, um Zeyna zu finden und die Gründe für das Zerbrechen ihrer Freundschaft zu ergründen.

Meine Meinug

Die ersten Eindrücke, die das Buch vermittelt, sind durch das Cover geprägt, das mir zunächst nichts über die Handlung verrät. Im Nachhinein interpretiere ich die Auswahl der Farben als eine subtile Hommage an die drei Protagonisten: Hanna, Zeyna und Cem. Ich war neugierig, da ich bisher kein Buch von Rasha Khayat gelesen hatte, doch die bildhafte und poetische Sprache fesselte mich sofort. Das Buch ist nicht laut oder übertrieben dramatisch, sondern entfaltet seine Kraft auf eine subtile Weise.

Die abwechselnde Erzählweise zwischen Gegenwart und Rückblenden hat mir gut gefallen, da sie die Komplexität der Freundschaften und die sich verändernden Beziehungen der Charaktere anschaulich darstellt. Die behandelten Themen sind vielfältig und relevant: Klassismus, Einsamkeit, Verlust, Rassismus und Identität sind nur einige der Fragen, die in diesem Roman behandelt werden. Besonders angetrieben von der Frage, was zwischen Hanna und Zeyna geschehen ist, war ich gespannt auf die Auflösung. Leider fand ich die Erklärung zum Bruch zwischen den beiden Freundinnen am Ende etwas schwach. Obwohl die letzte Enthüllung einige Überraschungen bereithielt, kam mir die Entwicklung zu abrupt und hätte meiner Meinung nach mehr Raum für eine tiefere Auseinandersetzung verdient.

Einige kraftvolle Sätze, die Khayat auch von anderen Autor:innen übernommen hat, laden zum Nachdenken ein. Phrasen wie „Jeder Tod, selbst einer, auf den man gefasst ist, ist der erste Tod.“ (Seite 48) und „Nacht funktioniert wie Schnee. Löscht Landschaft aus.“ (Seite 32) hinterlassen bleibende Eindrücke und lassen Raum für eigene Interpretationen. Während ich emotional gepackt war, hielt mich das Buch zugleich auf einer gewissen Distanz. Am eindrücklichsten fand ich den Kontrast zwischen der kindlichen Unschuld und dem Ernst des Lebens, der sich mit dem 11. September manifestiert. Die gesellschaftlichen Unterschiede und Vorurteile, die vorher nicht so offensichtlich waren, treten plötzlich zwischen die drei Freundschaften und führen zu einem schmerzlichen Auseinanderdriften.

Die Wahl der Du-Perspektive war für mich geschmacklich ein interessantes Experiment, das ich mochte. Die poetischen Passagen, die gekonnt im Text eingestreut wurden, trugen zur emotionalen Tiefe des Romans bei, ohne überhandzunehmen.

Fazit

"Ich komme nicht zurück" ist ein einfühlsamer Roman, der die Komplexität von Freundschaften und Identität in einer sich verändernden Welt thematisiert. Rasha Khayat gelingt es, wichtige gesellschaftliche Themen mit einer poetischen Sprache zu verbinden, auch wenn die Auflösung der zentralen Konflikte für mich etwas hastig erschien. Insgesamt hat mich das Buch in seinen Bann gezogen, weshalb ich 4 von 5 Sternen vergebe.

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Veröffentlicht am 26.09.2024

Kreatives und glutenfreies Backvergnügen für Zuhause

Einfach glutenfrei backen
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"Einfach glutenfrei backen" von Cherie Lyden ist ein umfassendes Kochbuch, das zeigt, wie man köstliche glutenfreie Backwaren ohne den Einsatz von teuren, stark verarbeiteten Produkten zubereiten kann. ...

"Einfach glutenfrei backen" von Cherie Lyden ist ein umfassendes Kochbuch, das zeigt, wie man köstliche glutenfreie Backwaren ohne den Einsatz von teuren, stark verarbeiteten Produkten zubereiten kann. Mit über 80 süßen und herzhaften Rezepten und einem Theorieteil zu glutenfreien Mehlmischungen bietet es eine Fülle von Möglichkeiten für Menschen mit Zöliakie oder Glutensensibilität. Die Autorin, Cherie Lyden, ist selbst von Zöliakie betroffen und setzt sich leidenschaftlich für glutenfreies Kochen ein. Mit ihrer Bäckerei, Wholegreen Bakery in Sydney, hat sie einen Ort geschaffen, der glutenfreies Gebäck auf höchstem Niveau anbietet.

Worum geht's?

Das Buch ist in drei Hauptkategorien unterteilt: süße Backwaren, herzhafte Gerichte und Brot. Zu Beginn gibt es einen Theorieteil, der die Grundlagen des glutenfreien Backens erklärt und beschreibt, wie man eigene Mehlmischungen herstellen kann. Viele der Rezepte sind zuckerreduziert und frei von Zusatzstoffen, und es gibt Tipps zu laktosefreien Alternativen. Die Rezepte sind übersichtlich aufgebaut, mit Zutatenlisten auf der linken Seite und den Zubereitungsschritten rechts. Jedes Rezept ist zudem mit wunderschönen Fotografien versehen, die Lust aufs Nachbacken machen. Praktische Hinweise zur Haltbarkeit runden das Angebot ab, sodass man auch gut planen kann, welche Rezepte sich im Voraus für besondere Anlässe zubereiten lassen.

Meine Meinung

Das Buch hat mich durch seine ästhetische Gestaltung sofort angesprochen. Der dunkelblaue Farbschnitt und die wunderschönen Fotografien, die nahezu jedes Rezept begleiten, machen es zu einem echten Hingucker. Die Aufmachung allein weckt die Lust, sich direkt an den Ofen zu stellen und die verschiedenen Gerichte auszuprobieren. Besonders positiv finde ich, dass viele der Rezepte auf Zutaten basieren, die man üblicherweise im Haushalt hat oder leicht beschaffen kann. Allerdings muss man sich für die glutenfreien Mehlmischungen manchmal etwas mehr Zeit für die Recherche nehmen, um die passenden Zutaten zu finden.

Ein weiteres Highlight des Buches ist der Abschnitt zu den glutenfreien Mehlen. Es wird genau erklärt, wie man verschiedene Mehlmischungen selbst herstellen kann, was für viele sicher ein großer Pluspunkt ist, da man so mehr Kontrolle über die Zutaten hat. Besonders praktisch fand ich, dass auch laktosefreie Alternativen (bspw. Milchalternativen) genannt werden. Hier hätte ich mir allerdings gewünscht, dass noch mehr Hinweise zu veganen Alternativen gegeben werden. Auch wenn viele der Rezepte vegetarisch sind, wäre eine breitere Berücksichtigung von veganen Optionen hilfreich gewesen.

Die Einteilung des Buches in die drei Kategorien – süß, herzhaft und Brot – fand ich sehr gelungen. Besonders die Angabe zur Haltbarkeit der einzelnen Backwaren hat mir gut gefallen, da man so leicht im Voraus planen kann, wann welche Rezepte für Feste oder Besuche vorbereitet werden können. Die Rezepte selbst sind klar strukturiert und gut nachvollziehbar. Besonders praktisch sind auch die Tipps, die zu jedem Rezept gegeben werden, um das Backergebnis zu optimieren.

Nachdem ich das Buch durchgeblättert habe, war ich beeindruckt von der Vielfalt der Rezepte. Obwohl es sowohl süße als auch herzhafte Gerichte gibt, hat mich vor allem der süße Teil angesprochen. Die Zitronentarte, die Birnen-Polenta-Tarte mit Zitronen-Rosmarin-Sirup und die Muffins mit Himbeeren und weißer Schokolade werden definitiv die ersten Rezepte sein, die ich ausprobiere.

Fazit

"Einfach glutenfrei backen" ist ein durchdachtes und ansprechend gestaltetes Kochbuch, das sowohl glutenfreie Einsteiger:inenn als auch erfahrene Bäcker:innen begeistern wird. Die Rezepte sind vielseitig, gut erklärt und verwenden größtenteils leicht zugängliche Zutaten. Zwar hätte ich mir mehr vegane Alternativen gewünscht, doch insgesamt überzeugt das Buch mit einer tollen Mischung aus Rezepten und der wunderschönen Gestaltung. Deshalb vergebe ich 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 26.09.2024

Regiokrimi mit Potential – Der Chiemgau als Schauplatz dunkler Geheimnisse

Tod im Chiemgau
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In Tod im Chiemgau kehrt Bergführer Toni Hauser nach zehn Jahren in seine Heimat zurück, nur um von seiner Vergangenheit eingeholt zu werden. Sein bester Freund Hans starb damals bei einem Sturz, doch ...

In Tod im Chiemgau kehrt Bergführer Toni Hauser nach zehn Jahren in seine Heimat zurück, nur um von seiner Vergangenheit eingeholt zu werden. Sein bester Freund Hans starb damals bei einem Sturz, doch jetzt stellt sich die Frage: War es wirklich ein Unfall, oder galt der Mordversuch Toni selbst? Der Autor Mathias Lehmann, geboren 1968, ist ein leidenschaftlicher Bergliebhaber und hat sich auf Krimis spezialisiert, die in den Alpen spielen. Nach erfolgreichen Veröffentlichungen unter einem Pseudonym brachte er diesen Regiokrimi mit viel Lokalkolorit heraus.

Worum gehts genau?

Zehn Jahre nach dem Tod seines besten Freundes Hans kehrt Toni Hauser nach Reit im Winkl zurück. Doch was als Aufarbeitung alter Erinnerungen beginnt, entwickelt sich schnell zu einem Überlebenskampf, als Toni nur knapp einem Mordanschlag entgeht. Gemeinsam mit Kommissarin Roxana Mayrhofer beginnt er, die Ereignisse von damals zu hinterfragen. Dabei kommt der Verdacht auf, dass Hans' Tod kein Unfall war, sondern dass Toni selbst das eigentliche Ziel gewesen sein könnte. Die Ermittlungen führen zu dunklen Geheimnissen im Dorf, während immer mehr Personen und Orte in das Rätsel verwickelt werden. Gleichzeitig steht Toni auch vor emotionalen Herausforderungen, als alte Beziehungen wieder aufleben.

Meine Meinung

Der Krimi "Tod im Chiemgau" lässt sich durch seinen flüssigen Schreibstil leicht und schnell lesen. Besonders gefallen haben mir die kurzen Kapitel, die die Spannung durchgehend aufrechterhalten. Auch die Beschreibung der Orte in der Chiemgau-Region ist lebendig und detailliert, sodass ich stets ein klares Bild vor Augen hatte. Zudem fand ich es gut, dass trotz der Vielzahl an Charakteren nie der Überblick verloren geht, was für einen Regiokrimi sehr wichtig ist.

Allerdings gibt es auch einige Punkte, die mich während des Lesens gestört haben. So wird auf das Gendern komplett verzichtet, was in der heutigen Zeit selbstverständlich sein sollte wirkt. Was mir besonders aufgefallen ist, war das Fehlen detaillierter Beschreibungen der Figuren. Zwar wusste ich, wer welche Rolle spielt, aber ohne ein klares Bild von Alter oder Aussehen war es manchmal schwierig, sich die Charaktere vorzustellen. Bei vielen Figuren wurden die Details zum Aussehen etc. erst spät bzw. nach und nach eingeführt, was mir nicht sogut gefiel und es mir erschwerte ein Bild von der Figur zu machen. Auch die aufkeimende Liebesgeschichte, die sich neben der Haupthandlung entwickelt, empfand ich persönlich als unnötig grad auch weil sie sich so lange zieht.

Was den Plot betrifft, hatte ich schon in der Mitte des Buches den richtigen Verdacht, wer der/die Täter:in ist. Das hat die Spannung für mich etwas gedämpft, obwohl es einige falsche Fährten gab, die jedoch zu schnell aufgelöst wurden. Die Einbeziehung von Toni in die Ermittlungen durch Roxana Mayrhofer war für mich wenig realistisch. Er hätte selbst der Täter sein können, was in einer echten Polizeiarbeit sicher anders gehandhabt worden wäre. Das Ende des Romans ist wiederum dramatisch und spannend geschrieben, auch wenn mich das Motiv des Täters/der Täterin nicht vollständig überzeugen konnte. Auch das Liebesdreieck, das sich durch die Geschichte zieht, wurde nicht abschließend geklärt, was mir etwas unbefriedigend erschien.

Fazit

Insgesamt hat mich Tod im Chiemgau gut unterhalten, vor allem durch die atmosphärischen Beschreibungen der Region und den flüssigen Erzählstil. Dennoch konnte der Krimi aufgrund seiner vorhersehbaren Wendungen und einiger Schwächen in der Charakterdarstellung nicht ganz überzeugen. Deshalb vergebe ich 3 von 5 Sternen, werde aber dennoch die geplante Fortsetzung lesen, auch weil der Austausch mit dem Autor im Rahmen der Leserunde (die super wertvoll war!) darauf hoffen lässt, dass sich einige der genannten Kritikpunkte in der Fortsetzung vlt. auflösen werden :)

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