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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.07.2019

Julia und ihre Tochter

Die vollkommene Lady
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In Die vollkommene Lady erzeugt die Autorin Margery Sharp einen ironischen Ton, der an Screwball-Komödien aus den dreißiger Jahren erinnert. Ein Ton, den ich sehr mag. Tatsächlich stammt der Roman aus ...

In Die vollkommene Lady erzeugt die Autorin Margery Sharp einen ironischen Ton, der an Screwball-Komödien aus den dreißiger Jahren erinnert. Ein Ton, den ich sehr mag. Tatsächlich stammt der Roman aus dem Jahr 1937, allerdings ist der Roman auch sehr british. Dabei spielt sich die Handlung größtenteils in Frankreich ab.
Julia ist ein unbeschwerter Freigeist und eher unkonventionell. Eine Frau, die nach dem frühen Tod ihres Mannes ein selbstständiges Leben wählt. Dafür musste sie ihre kleine Tochter verlassen. Doch als diese als Erwachsene Julia schreibt, dass sie Hilfe braucht, macht sich Julia sofort auf den Weg.

Der Roman hat einen Humor, wie man es schon durch Margery Sharps bekanntestes Buch „Die Abenteuer der Cluny Brown“ kennt und wer das mochte, ist auch hier nicht falsch.

Veröffentlicht am 25.07.2019

Ein kluges Buch

Die verspielte Welt
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Die verspielte Welt ist ein Buch mit mehreren Essays verschiedener Themen, die aber durchaus auch einen Zusammenhang aufweisen. Der Umgang der Welt mit der Demokratie.

Begegnungen und Erinnerungen ist ...

Die verspielte Welt ist ein Buch mit mehreren Essays verschiedener Themen, die aber durchaus auch einen Zusammenhang aufweisen. Der Umgang der Welt mit der Demokratie.

Begegnungen und Erinnerungen ist der Untertitel des Buches.

Was Paul Lendvai schreibt ist klar, ohne Pathos und gut durchdacht. Er vermag es, Themen, die wenig bekannt sind, zu beschreiben und auch über das, was bekannt und vielfach diskutiert sind, tiefer zu konkretisieren. Als Beispiel möchte ich das Handke-Essay nennen. Handkes Borniertheit um Serbien und seine Bewunderung von Milosevic hält jetzt schon lange an. Es mag Beweggründe für Handke geben. Lendvai nimmt Bezug auf den Handke-Biographen Malte Herwig. Wie schwerwiegend Handkes Auffassung in eine falsche Richtung geht, weist Lendvai verblüffend direkt nach. Das kann ich dankbar zur Kenntnis nehmen, trotz meiner Bewunderung für Handkes literarische Qualitäten.

Paul Lendvai ist natürlich Orban-Experte und hat auch ein Buch über Ungarns Ministerpräsidenten geschrieben. In dem hier vertretenen Orban-Essay geht er dem Orban-Rätsel auf die Spur. Er nennt klar die Methoden und Bedingen, die dazu führen, dass jemand wie der erbarmungslose Fast-Diktator Viktor Orban immer wieder gewählt wird. Dazu nennt Lendvai auch die Brüche in der Geschichte Ungarns.

Zu ein paar der anderen Essays habe ich wenig thematische Bezüge, aber es ist insgesamt zweifelsfrei ein wirklich kluges Buch.
Am Ende warnt Paul Lendvai über die trügerische Sehnsucht nach einem starken Mann. Das ist nicht vereinbar mit Demokratie. Was dabei herauskommt sind Machtbessesene wie Putin, Erdogan und Trump.

Veröffentlicht am 23.07.2019

16 Fälle

Gefangen
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In diesem Buch beschreibt die Gerichtsgutachterin Chantal Fathije Mohsenian 16 ergreifende Fälle und immer sind es Menschen, die schwer in Not sind. Einflüsse sind häufig Krankheit oder Ausgrenzung. Die ...

In diesem Buch beschreibt die Gerichtsgutachterin Chantal Fathije Mohsenian 16 ergreifende Fälle und immer sind es Menschen, die schwer in Not sind. Einflüsse sind häufig Krankheit oder Ausgrenzung. Die Krankheitsbilder sind nicht immer eindeutig und die Handlungen die daraus erfolgen manchmal unberechenbar. Es fällt schwer diese kurzen Episoden zu lesen, denn obwohl die Autorin noch relativ neutral und sachlich schreibt, sind die Beteiligten insbesondere emotional betroffen. Oft führen Frau Mohsenians Gutachten auch zu keiner Lösung, werden vom Richter nur unzureichend berücksichtigt und bei den meisten der 16 Fälle ergeht es den Menschen schlecht.

Was ich am Buch bemängle ist, dass man die Menschen, um die es bei den Fällen geht, oft nicht besonders gut kennen lernt. Die Autorin beschreibt mehr deren Lebensumstände und die Problematiken, aber wenig ihre Persönlichkeit. Das finde ich schade.

Das von der Autorin keine Lösungen angeboten werden, ist verständlich, denn nicht alles ist nur rechtlich zu regeln. Die Menschen um die Betroffenen bräuchten mehr Empathie und Bereitschaft, sich zu kümmern, aber oft sind natürlich auch die hilfsbereiten hilflos. So geht es mir als Leser bei diesem Buch auch und ich bleibe ratlos zurück.

Veröffentlicht am 22.07.2019

St.Peterburg im 18.Jahrhundert

Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2)
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Die Zarin und der Philosoph ist ein beeindruckender historischer Roman, detailreich und unterhaltend. Er zeigt St. Petersburg im 18.Jahrhundert und Katharina die Große und ihre Bemühungen, Russland nach ...



Die Zarin und der Philosoph ist ein beeindruckender historischer Roman, detailreich und unterhaltend. Er zeigt St. Petersburg im 18.Jahrhundert und Katharina die Große und ihre Bemühungen, Russland nach Westen hin zu öffnen.
Die Arbeit des Verlages ist auch zu loben, denn neben einem Personenverzeichnis und einer Zeittafel gleich am Anfang ist auch das Cover, das einen Blick auf St.Petersburg 1817 zeigt, geeignet, der historischen Atmosphäre beizutragen.

Obwohl auch Denis Diderot und Voltaire erwähnt werden, ist der im Titel erwähnte Philosoph anscheinend eine fiktive Figur mit dem Namen Stephan Mervier, der aus Potsdam nach Russland reist.
Eine weitere wichtige Figur ist die elternlose Sonja, die Ziehkind von Katharina wird.
Sonja kommt mir aber leicht überzeichnet vor, da ihr schon als Kleinkind solche Intelligenz zugesprochen wird. Für die Handlung aber funktioniert das.

Das informative Nachwort der Autorin ist noch erwähnenswert.

Martina Sahler schreibt seit Jahren historische Romane, die man als anspruchsvolle Unterhaltungsromane bezeichnen kann. Es freut mich sehr, dass sie so unverdrossen weiterschreibt.

Veröffentlicht am 21.07.2019

Unkonventionell

Das wilde Leben der Cheri Matzner
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Das wilde Leben der Cheri Matzner ist ein sehr amerikanischer Roman, der in einer gewissen Tradition z.B,. in der von John Irvings Familienromanen, steht.
Es gibt wechselnde Handlungsebenen. In der frühen ...

Das wilde Leben der Cheri Matzner ist ein sehr amerikanischer Roman, der in einer gewissen Tradition z.B,. in der von John Irvings Familienromanen, steht.
Es gibt wechselnde Handlungsebenen. In der frühen wird die Titelfigur geboren und von dem Ehepaar Cici und Solomon adoptiert.
In der zweiten ist Cheri schon erwachsen und verheiratet, mit Michael, der schließlich mit einer Krebserkrankung zu kämpfen hat.
Dann gibt es aber auch Passagen, in denen Cheri plötzlich Studentin ist. Dieses hin und her hat mich teilweise gestört, weil ich es als willkürlich gewählt empfand.

Auffällig ist, dass die Figuren lange brauchen, um an Profil zu gewinnen. Der Autorin Tracy Barone lässt sich da viel Zeit.
Die inneren Gedanken der Figuren werden nicht geschildert, das lässt der gewählte Stil nicht zu und vielleicht ist es gerade der Stil, der mich so gestört hat. Natürlich ist das Buch deswegen noch nicht schlecht und es gibt auch einige gelungen Szenen, insbesondere die Beziehungen der Charaktere zueinander sind glaubhaft und interessant geschildert. Das gilt für die schwierigen Beziehungen zwischen den Ehepartnern als auch von Cheri zu ihren Adoptiveltern.

#Für den Roman spricht, dass er nicht konventionell gemacht ist und das man der Handlung auch unerwartete Wendungen abnimmt.
Der erhofft vielschichtige Familienroman ist es aber leider nicht ganz geworden.