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Veröffentlicht am 23.01.2023

Die Eskalation

Frankie
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Frankie heißt der neue großartige Roman des österreichischen Schriftstellers Michael Köhlmeier.
Der Roman ist durch die Erzählstimme des knapp 14jährigen Frank geprägt.
Erzählt wird wie ein Bericht. Man ...

Frankie heißt der neue großartige Roman des österreichischen Schriftstellers Michael Köhlmeier.
Der Roman ist durch die Erzählstimme des knapp 14jährigen Frank geprägt.
Erzählt wird wie ein Bericht. Man ist nahe bei ihm und seinen Gedanken.
Fast wirkt es dadurch wie ein Jugendroman.
Frank, manchmal Frankie genannt lebt allein mit seiner Mutter, als sein Großvater aus dem Gefängnis entlassen wird, nach 18 Jahren einsitzen.
Ein alter großspuriger Mann, der Nähe zu Frankie sucht.
Frank ist unklar, was sein Opa getan hat. Seine Gedanken kreisen bald nur noch um ihn. Ihr Verhältnis ist gespalten, aber sie kommen sich doch näher.
Vorbehalte bleiben. Doch der Opa bleibt rätselhaft, auch die Mutter hält sich bedeckt und verrät wenig.
Es bleibt das geheimnisvolle und dadurch macht sich auch der Leser seine Gedanken. Michael Köhlmeiers Schreibstil erzeugt Dichte und gebannt verfolgt man, wie die Situation eskaliert.

Veröffentlicht am 22.01.2023

Hat mich nicht überzeugt

Die Perfektionen
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Die Perfektionen ist ein Buch, dass durch das weiße Cover mit dem raffinierten Namenszug anlockt. Es gibt sich sehr modern und das Paar, die die Protagonisten bilden, ist anscheinend exemplarisch für unsichere, ...

Die Perfektionen ist ein Buch, dass durch das weiße Cover mit dem raffinierten Namenszug anlockt. Es gibt sich sehr modern und das Paar, die die Protagonisten bilden, ist anscheinend exemplarisch für unsichere, zudem gelangweilte Zeitgenossen in Berlin. Aber als Berlin-Rom,an kann ich den Roman nicht akzeptieren. Doch vielleicht muss man zu der Generation gehören, um sich zu identifizieren. Das gelang mir nicht, weil ich die Figuren nicht richtig kennen lerne. Das es keine Dialoge gibt, ist einerseits Stil, macht es aber auch nicht leichter. Und so sind Anna und Tom nicht wirklich eigenständig sondern stehen für einen Teil einer Generation. Mich hat das nicht überzeugt, aber immerhin versucht der italienische Schriftsteller Vincenzo Latronico etwas neues.Doch viele detaillierte Beschreibungen sind langatmig und sprachlich schlicht.

Veröffentlicht am 21.01.2023

Eine Beziehung

Liebewesen
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Das Buch Liebewesen schockt schon durch das provokante Cover.

Die Protagonistin ist für mich zunächst nicht einfach zu greifen, da sie doch ziemlich verschlossen ist. Aber interessant ist sie schon und ...

Das Buch Liebewesen schockt schon durch das provokante Cover.

Die Protagonistin ist für mich zunächst nicht einfach zu greifen, da sie doch ziemlich verschlossen ist. Aber interessant ist sie schon und ihre Freundschaft zu ihrem Freund Max und zu ihrer besten Freundin Mariam sind gut beschrieben. Die Dialoge sind originell, glaubhaft und oft lakonisch gehalten. Das prägt das ganze Buch.

Es gibt Rückblicke. Mit der Zeit lernt man Lio besser kennen,und kann sie auch verstehen. Für ihre Beziehungsprobleme gibt es Gründe. Schon in Kindheit und Jugend hat Lio Gewalterfahrungen machen müssen. Das sind bedrückende Stellen, aber der Roman gibt auch Hoffnung. Ihre Beziehung mit Max gewinnt an Tiefe und Lio entwickelt sich weiter.
Aber es gibt auch Rückschläge und als Lio schwanger wird, steht die Beziehung auf dem Prüfstand.

Ein gelungener Debütroman.

Veröffentlicht am 20.01.2023

Keine Toleranz der Intoleranz

Streitbar
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Dieses politische Hörbuch wird leider nicht von der Autorin selbst eingelesen, dabei weiß man aus zahlreichen Talkshows von ihrer nachdrücklichen Art, die auch der Lesung gutgetan hätte.
Mit 2 Stunden ...

Dieses politische Hörbuch wird leider nicht von der Autorin selbst eingelesen, dabei weiß man aus zahlreichen Talkshows von ihrer nachdrücklichen Art, die auch der Lesung gutgetan hätte.
Mit 2 Stunden 39 Minuten ist das Hörbuch nicht sehr lang, aber gut gestrafft. Manches wird dabei aber nur knapp gestreift.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann gehört zur FDP, die ich gerade in letzter Zeit nicht unbedingt besonders schätze. Aber die Zeiten sind so problematisch, dass man über Parteigrenzen hinaus Meinungen und Vorschläge hören muss. Das Demokratie jetzt wehrhaft sein muss, steht außer Frage. Ob es dabei wirklich nach Marie-Agnes Strack-Zimmermanns martialische Thesen gehen muss, sei dahingestellt.
Der provokante Untertitel „Was Deutschland jetzt lernen muss“ schmeckt mir wegen dem belehrenden Ton nicht so ganz.
Ihren Mut, so ein Buch vorzulegen halte ich aber für vorbildlich, auch wenn es an konkretem fehlt. Man merkt, wie idealistisch auch jemand wie Strack-Zimmermann ist.
Die Idee der Gründung eines nationalen Sicherheitsrates, um Strategien aufzusetzen, halte ich nicht für schlecht. Auch ein paar andere Punkte lohnen sich, darüber nachzudenken, z.B. keine Toleranz der Intoleranz.

Veröffentlicht am 18.01.2023

Ruhiger Roman, sprachlich brillant

In einer dunkelblauen Stunde
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Peter Stamm ist ein bedeutender Autor und hat seit seinem Erstlingserfolg Agnes schon viele Bücher geschrieben. Viele davon habe ich sehr gerne gelesen.

Sein neuer Roman „In einer dunkelblauen Stunde“ ...

Peter Stamm ist ein bedeutender Autor und hat seit seinem Erstlingserfolg Agnes schon viele Bücher geschrieben. Viele davon habe ich sehr gerne gelesen.

Sein neuer Roman „In einer dunkelblauen Stunde“ ist auch interessant, empfinde ich aber sogar für seine Verhältnisse als sehr ruhig erzählt. Zweifellos gibt es hervorragende Formulierungen und das Buch, das von einem Schriftsteller und einer Dokumentarfilmerin handelt, ist sehr reflektiert.

Die Dokumentarfilmerin Andrea will einen Film mit und über den Schriftsteller Richard Wechsler machen, doch das Projekt scheitert und Wechsler stirbt wenige Monate später. Doch Andrea lässt das ganze nicht los. Ähnlich geht es Judith, die mit Wechsler eine Beziehung hatte.
Als Leser ist man meistens bei den Gedanken von Andrea.
Sprachlich ist das nachdenklich stimmende Buch gelungen. Peter Stamm ist ein großer Stilist. Dramatik ist aber nicht seins. Vom Spannungsbogen ist der Roman verhalten.
Doch das Buch hat mich interessiert und gedanklich beschäftigt. Vielleicht werde ich es sogar noch einmal lesen.
Zuletzt möchte ich noch unbedingt das Cover loben, das einen gemalten Peter Stamm zeigt. Eine gute Arbeit vom Verlag.