Inhalt, gemäß Umschlaginnenseite:
Amerika 2075 – der Albtraum ist wahr geworden. Der Meeresspiegel steigt, Millionen von Menschen fliehen ins Landesinnere. Der zweite amerikanische Bürgerkrieg spaltet das Land, die Südstaaten sind von Flüchtlingslagern übersät. In einem der Camps hat die Familie Chestnut nach dem tragischen Tod des Vaters Zuflucht gefunden. Zu Beginn des Krieges ist Tochter Sarat noch ein Kind, sie kennt nichts anderes als Stacheldraht und Trockennahrung. Der ältere Bruder Simon hat sich schon längst einer Rebellengruppe angeschlossen. Im Laufe der Jahre wird Sarat unter dem Einfluss des mysteriösen Albert Gaines ihren eigenen Weg einschlagen. Krieg, Korruption und Folter haben sie hart gemacht, und schließlich radikalisiert sich Sarat und setzt mit einer verheerenden Tat das Leben aller aufs Spiel.
Text von der Buchrückseite:
“American War“ - das Buch der Stunde. Ein Roman über den nächsten amerikanischen Bürgerkrieg und das dramatische Schicksal einer Familie.
Was wird sein, wenn die erschütternde Realität der Kriege und die Folgen von Umweltkatastrophen mit aller Gewalt in die USA zurückkehren? Vor diesem Hintergrund entfaltet Omar El Akkad mit großer erzählerischer Kraft den erbitterten Kampf der jungen Sarat Chestnut, die beschließt, mit allen Mitteln für das Überleben zu kämpfen. Spannend bis zur letzten Seite, brisant und akutell.
„Ein großartiger Roman.“ The new York Times
„Ein Meisterwerk – prägnant, hellsichtig, kraftvoll.“ The Globe and Mail Toronto
„Projizieren wir die aktuelle politische Debatte der USA in die Zukunft, dann landen wir genau bei dem, was wir in Omar El Akkad's Roman 'American War' lesen.“ The Washington Post
„Ein Roman für alle, die die Trump-Ära umtreibt.“ Washington Post
Meine Meinung:
Ich muss gestehen, dass ich mich beim Kauf des Buches von den Inhalts- und Klappentexten habe leiten lassen.
Das Buch ist meiner Meinung nach vom Marketing hochstilisiert, aber eigentlich nur ein mittelprächtiger Zukunftsroman – weder politisch ambitioniert noch sprach- oder erzähltechnisch eine Glanzleistung.
Ich war zwar beim Lesen neugierig worauf die Story am Ende hinauslaufen würde, aber ehrlich gesagt, wurde mir beim Lesen zunehmend langweilig.
Ein Grund war, dass ich die Zuordnung von Personengruppen und Ländern bzw. Regionen, nicht immer nachvollziehen konnte, obwohl auf den ersten Seiten Karten der Vereinigten Staaten und der Freien Südstaaten um 2075 dargestellt ist.
Es war nicht so, dass es an Details gemangelt hätte; nein, der Autor hat vieles sehr detailliert – und gelungen - beschrieben:
„In manchen Winterstürmen suchte die ganze Familie Zuflucht auf der Verandea; das Vordach hing durch, es tropfte, aber es ersparte ihnen den unerträglichen Lärm, der bei schwerem Regen im Inneren des Containers dröhnte, wie die Steeldrums bei einem Calypso.“ (S. 19)
Aber die wichtigen logischen Zusammenhänge haben mir oftmals gefehlt.
Mein größter Kritikpunkt ist, dass viele Handlungen der Figuren auf der Gefühlsebene dem Leser nicht erläutert wurden, so dass vieles für mich als Leser oftmals nicht nachvollziehbar blieb:
Warum schloss sich der Bruder Simon den Rebellen an? Hatte er Langeweile? Hatte er einen neuen Freund oder eine besondere Bezugsperson bei den Rebellen gefunden? Oder war er von dessen Zielen überzeugt?
Ähnliche Fragen stellten sich mir bei der Sinneswandlung von Sarat.
Dazu möchte ich anmerken, dass die Story eigentlich aus der Sicht des Neffen nach dem Durchforsten von Sarats Nachlässen und anderen historischen Quellen viele Jahre nach den eigentlichen Ereignissen geschrieben wurde.
Aber stilistisch wurde dies, meiner Meinung nach, nicht konsequent durchgehalten, so dass sich bei mir so einige Male Verwunderung einstellte.
An einigen - wenigen - Stellen konnte der Autor mich mit seinem reflektierten Text positiv überraschen:
„'Der Mann, der dieses Buch geschrieben hat, … Er ist der Sohn des ranghöchsten Generals der Blauen.' 'Wieso soll ich ein Buch von einem Nordstaatler lesen?', fragte Sarat. 'Ist doch sowieso alles nur gelogen.' … 'Dieser Mann hat sich vor kurzem entschlossen, in die Politik zu gehen, und wenn jemand wie er für ein höheres Amt kandidiert, ist es üblich, dass er eine große Zahl von Worten auf eine große Zahl von Seiten schreibt und dass er sein Bild auf den Umschlag setzt und das Ganze groß herausbringt. Wenn dann der Wahltag kommt, haben die, die ihre Stimme abgeben sollen, längst eine sorgsam frisierte Version seiner selbst vor Augen. Aber nicht deswegen lesen wir es. Wir lesen es, weil er unser Feind ist. Und die Hälfte dieses Buches, das angeblich von ihm handelt, handelt in Wirklichkeit von uns, weil wir seine Feinde sind. Wir lesen es, um zwischen den Zeilen zu lesen, und daraus erfahren wir, was er an uns fürchtet.'“ (S. 212)
„Da Fremdenfeinlichkeit nach dem Schneeballprinzip funktioniert, empfand ich auch nichts außer Verachtung für die Flüchtlinge, die einer ohnehin überforderten Stadt zur Last fielen. Wir standen am Hafen und brüllten, sie sollten nach Hause gehen, obwohl wir genau wussten, dass ihr Zuhause in einem Seuchengebiet lag. Wir trugen Plakate, auf denen wir sie Terroristen und Verbrecher nannten, und wir verwüsteten die Heime, die sie aufnehmen sollten. Ich fühlte mich gut dabei, fühlte mich als Einheimischer; die Tatsache, dass sie nicht dazugehörten, gab mir selbst ein Gefühl der Zugehörigkeit.“ (S. 434).
Aber dies reichte leider nicht, um mein Gesamturteil zu retten.
Denn ich muss leider sagen, dass das Beste an dem Buch die Marketingtexte sind.