Cover-Bild Der falsche Vermeer
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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Pendragon
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 520
  • Ersterscheinung: 06.03.2024
  • ISBN: 9783865328649
Patrick van Odijk

Der falsche Vermeer

Roman
Ein unbekanntes Gemälde Vermeers und eine junge Reporterin auf der Jagd nach der Story ihres Lebens

Nach der Befreiung der Niederlande 1945 herrscht ein Klima des Aufbruchs. Jetzt sind neue Stimmen gefragt: So wie die der Reporterin Meg van Hettema, die ihren Mut schon im Untergrund unter Beweis gestellt hat und sich jetzt keineswegs mit dem Schreiben von harmlosen Alltagsgeschichten zufrieden geben will. Bei Recherchen stößt sie auf den brisanten Fall des Malers Jan van Aelst, dem vorgeworfen wird, niederländische Kunst an Nazis verkauft zu haben. Doch van Aelst besteht darauf, die Nazis in Wahrheit raffiniert ausgetrickst zu haben. Um sich in diesem Labyrinth aus Geheimnissen zurechtzufinden, braucht es einen unbestechlichen Blick, Hartnäckigkeit und keine Scheu vor Autoritäten – genau die Qualitäten, für die Meg steht.


Basierend auf einer wahren Begebenheit erzählt Patrick van Odijk nicht nur von einem der größten Kunstskandale der Nachkriegszeit, sondern vermittelt auch einen Einblick in die faszinierende Welt der Malerei, Fälscherwerkstätten und Zeitungsredaktionen.

»In seinem Debütroman vermischt Patrick van Odijk äußerst klug und spannend Fakten und Fiktion über den Meisterfälscher Han van Meegeren, der kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in einem viel beachteten Prozess gestand, mehrere ›Vermeers‹ gemalt zu haben.« Jan Pieter Ekker | Het Parool Amsterdam (über die niederländische Ausgabe)

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.04.2024

„Ich bin Vermeer!“

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In diesem Beitrag möchte ich wärmstens den hinreißenden Roman »Der falsche Vermeer« von Patrick van Odijk empfehlen. Es ist ein ganz feinsinniger Kriminalroman, der die Sinne um ein Lebensgefühl vergangener ...

In diesem Beitrag möchte ich wärmstens den hinreißenden Roman »Der falsche Vermeer« von Patrick van Odijk empfehlen. Es ist ein ganz feinsinniger Kriminalroman, der die Sinne um ein Lebensgefühl vergangener Zeiten kitzelt und mit vielen Spannungsmomenten aufwartet.

Zunächst jedoch ein paar Worte, worum es in diesem Kriminalroman geht. Basierend auf einer wahren Begebenheit wird einer der größten Kunstskandale der Nachkriegszeit in ein fiktiven Roman umgewandelt. Die Handlung spielt 1945 nach der Befreiung der Niederlande von den Nazis.

Protagonistin und quasi Ermittlerin ist eine junge Reporterin Margriet (Meg) van Hetteram, deren Geschichte in Rückblenden erzählt wird. Sie hatte bereits im Widerstand als Reporterin gearbeitet und macht es auch in der aktuellen Situation. Sie ist sich nicht zu schade, undercover zu arbeiten und hat damit bereits in der Vergangenheit viel Mut bewiesen.

Ihre Wege kreuzen sich bereits mit dem Maler Jan van Aelst, dem jetzt vorgeworfen wird, niederländische Kunst an Nazis verkauft zu haben. Hierauf ist Meg bei ihren Recherchen gestoßen. Ihre Vergangenheit mit Jan van Aelst lässt sie an diesem Thema dranbleiben und sie wird die Top-Journalistin, die die Machenschaften in der Kunstszene aufdeckt.

Der Roman ist sinnvollerweise in zwei Teile untergliedert. Im ersten Teil wird ein Strang gelöst. Als Leser könntet ihr euch damit zufrieden geben. Bis dahin ist alles plausibel und löst sich hervorragend auf. Doch im zweiten Teil dann scheint alles wieder von vorne zu beginnen. Es kommen neue Informationen an die Öffentlichkeit, die alles bis dahin festzustehen scheinende auf den Kopf stellen.

Patrick van Odijk hat hier die Stränge nicht ineinander verwoben, sondern sie eher aneinandergereiht. Man schreitet also trotz einiger Rückblenden chronologisch voran in der Geschichte.

Großes Thema ist die Kollaboration der Niederländer mit den deutschen Nazis und auch das Wirken der niederländischen Nazis. Hierdurch habe ich ein kleines Update in Sachen Allgemeinwissen erhalten. Zwar war mir die Kollaboration hier wie auch in Frankreich und anderen Ländern bekannt, aber durch diesen Roman wurde dies mit Beispielen und konkreten Handlungen untermauert, was mir gut gefallen hat.

Nicht zu kurz kommt eine spielerisch anmutende Dreiecksbeziehung zwischen der Reporterin, dem Polizisten und Juden Rosendahl und dem kanadischen Soldaten Sergeant Bill O’Connor.

An vielen Stellen ist das Lebensgefühl der gerade befreiten Niederländer zu erkennen. Lust auf tanzen, viel rauchen und trinken spielen dabei ebenso eine Rolle wie die naive Hartnäckigkeit und keine Scheu vor Autoritäten, zumindest auf der Seite der jungen Journalistin.

Neben den Ausblicken in die Welt der Malerei und der Kunstfälscherei spielen die Figuren, das heißt die Menschen in dieser Geschichte, einen feinsinnigen Anker für die Leser.

Dieser Roman ist ein besonderer Kriminalroman. Das liegt einerseits an dem Thema Kollaboration als auch am Thema Kunstszene. Andererseits natürlich an dem außergewöhnlichen Plot, wie alle Fäden zusammengehalten werden. Es ist ein Kriminalroman, dem eine höchste Empfehlung gebührt.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2024

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Veröffentlicht am 25.05.2024

Ein Kunstkrimi, der auch vor den großen Fragen nicht Halt macht

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„Der falsche Vermeer“ von Patrick van Odijk entführt uns in die Niederlande zur Nachkriegszeit und erzählt uns von einem der größten Kunstskandale dieser Zeit – soweit die Oberfläche. Das Buch kommt in ...

„Der falsche Vermeer“ von Patrick van Odijk entführt uns in die Niederlande zur Nachkriegszeit und erzählt uns von einem der größten Kunstskandale dieser Zeit – soweit die Oberfläche. Das Buch kommt in einem festen weißen Einband und einem sehr schön gestalteten Schutzumschlag. Das Motiv zeigt einen Ausschnitt aus Vermeers wohl bekanntestem Bild "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" und ohne dass die Perle zu sehen ist, wird es wohl jede:r sofort erkennen. Dazu ein Lesebändchen, das das Vermeergelb aufgreift und wirklich schönes Papier, eine wunderschöne Gestaltung, die das Leseerlebnis auch haptisch zu einem Highlight macht.
Im Innenleben des Buches kommt die junge Reporterin Meg (Margriet) van Hettema, die während des zweiten Weltkriegs im Widerstand schreibend aktiv war, dem Kunstfälscher Jan van Aelst auf die Spur und wittert ihre Chance, mit einem Scoop der Bedeutungslosigkeit ihres journalistischen Daseins zu entkommen, in dem sie von ihrem Chefredakteur bevorzugt mit „Frauenthemen“ bedacht wird. Stattdessen nun Jan van Aelst, ein schillernder Künstler, den sie noch aus der Kriegszeit kennt und der viele Angriffsflächen bietet, einerseits der Kollaboration mit den Nazis beschuldigt, andererseits entpuppt sich immer mehr, dass er womöglich in der Kriegszeit mehrere Vermeers gefälscht hat, womit er nicht nur der Kunstwelt im Allgemeinen, sondern sogar Göring ein Schnippchen geschlagen hat. Die am Anfang des Buches zunächst fließenden Zeitebenen sind eine kleine Herausforderung beim Lesen, doch je weiter das Buch fortschreitet, desto mehr findet sich auch die Orientierung. Sehr lebendig gelingt van Odijk die Schilderung der Kriegs- und Nachkriegszeit, vor dem inneren Auge laufen sofort Dokumentarfilmbilder ab. Und während der Fall sich immer weiter entwickelt und wir immer tiefer in die Kunstwelt und die gut gezeichneten Charaktere eintauchen, lernen wir zeitgleich wie nebenbei viele Details über diese Zeit und ihre Schicksale – und über den Kunstmarkt und seine Eitelkeiten. Das ist gut gemacht und über weite Strecken spannend und dynamisch geschrieben, verliert sich aber zwischendurch auch immer mal in Weitschweifigkeiten, und das Mittel des Berichts wird dann doch etwas überstrapaziert, hier wäre mehr direkte Handlung ein Gewinn gewesen.
Über die komplexe, auf der realen Geschichte des Han van Meegeren beruhende Handlung soll nicht zu viel verraten werden, es gelingt van Odijk aber in jedem Fall durch multiple Plottwists bei einer scheinbar klaren Ausganglage immer wieder zu überraschen. Dabei bettet er indirekt viele übergeordnete Fragen ein: Darf Kunst unpolitisch sein? Was unterscheidet Kunst von Kunsthandwerk? Kann eine gute Tat eine schlechte aufwiegen? Und können Straftaten gegeneinander ausgespielt werden? Keine Sorge, diese Fragen sind so handlungsimmanent, dass sie den Lesenden nicht entgegenspringen. Hier wird kein Essay geschrieben – und doch hat der Inhalt unter der Oberfläche immer wieder essayistisches Gewicht. Und ist es ein Zufall, dass wir es hier mit einem verhinderten Künstler auf dem Höhepunkt seiner Hybris zu tun haben, der in der Kriegszeit alles getan hat, um der Welt zu beweisen, dass er Geltung verdient hätte – und dass auch Hitler auf der Kunstakademie abgelehnt wurde? Vielleicht ist diese Parallele zu gewagt, dennoch schwang sie immer im Kopf mit beim Lesen, und das hat damit zu tun, dass das Buch unterschwellig den Geist für die großen Themen öffnet, während auf der Oberfläche ein Kunstkrimi erzählt wird, mit vielen Details und tollen Ideen.
Es lohnt sich also, einen Blick in diese verrückte Welt zu riskieren und auf die Reise zu gehen. Und vielleicht mal auf dem eigenen Dachboden nachzuschauen, welche Schätze dort zu finden sind. Egal ob echt oder Replik – nicht nur die Schönheit, auch die Kunst liegt vielleicht doch im Auge der betrachtenden Person.

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Veröffentlicht am 04.05.2024

Historisch interessanter Unterhaltungsroman

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REZENSION – Vom vielleicht größten Kunstskandal aller Zeiten handelt der im März beim Pendragon Verlag veröffentlichte Debütroman „Der falsche Vermeer“ des Journalisten Patrick van Odijk, der bereits im ...

REZENSION – Vom vielleicht größten Kunstskandal aller Zeiten handelt der im März beim Pendragon Verlag veröffentlichte Debütroman „Der falsche Vermeer“ des Journalisten Patrick van Odijk, der bereits im Vorjahr auf Holländisch erschien. Die Handlung basiert auf den historischen Fakten um den niederländischen Maler und Kunsthändler Han van Meegeren (1889 bis 1947). Im Mai 1945 hatten die Amerikaner unter den in einem Salzburger Bergstollen versteckten Kunstschätzen Hermann Görings das angeblich vom holländischen Barockmaler Jan Vermeer stammende, aber bislang unbekannte biblische Gemälde „Christus und die Ehebrecherin“ entdeckt, das Göring im Jahr 1942 nachweislich für 1,65 Millionen Gulden im Tausch gegen 200 zuvor von den Nazis in den Niederlanden geraubte Bilder erworben hatte. Als Händler wurde der bis dahin unbedeutende Maler Han van Meegeren ausgemacht, der nun wegen Kollaboration mit den Nazis in Haft kam. Dort sagte er aus, das angebliche Vermeer-Gemälde selbst gemalt zu haben. Zum Beweis schuf er in der Haft vor den Augen von Zeugen das Bild „Jesus unter den Schriftgelehrten“ im Stile Vermeers. Zudem bestätigten chemische Untersuchungen aller von Han van Meegeren als eigene Fälschungen benannten „Vermeer-Gemälde“, die in den Jahren zuvor, von namhaften Kunstexperten als echt bezeichnet, für viele Millionen Gulden an Museen und Privatsammler verkauft worden waren und den Fälscher zum Multimillionär gemacht hatten, die Richtigkeit seiner Aussage. Statt als bedeutender Maler anerkannt zu werden, was er sich zeitlebens gewünscht hatte, wurde Han van Meegeren nun kurz vor seinem Tod als genialster Kunstfälscher des 20. Jahrhunderts berühmt. Diesen Fall beschrieb übrigens auch schon der italienische Schriftsteller Luigi Guarnieri im Jahr 2005 in seinem Roman „Das Doppelleben des Vermeer“.
In Odijks Roman ist Jan van Aelst der talentierte Kunstfälscher, dem die junge Reporterin Meg van Hettema auf der Suche nach der „Story ihres Lebens“ gegenübersteht. Sie muss sich gegen missliebige Kollegen, zum entscheidenden Zeitpunkt sogar gegen ihren Mentor und Verleger durchsetzen, um den wahren Charakter des zwielichtigen Kunstfälschers und die Wahrheit um das Gemälde aufzudecken. Der Autor nutzt seinen Roman um diesen realen Kunstskandal bei enger Anlehnung an die historischen Fakten zur Schilderung der schwierigen politischen Situation unmittelbar nach Ende der deutschen Besatzung und den in der niederländischen Bevölkerung damals weit verbreiteten und von der Übergangsregierung nur schwer kontrollierbaren Hass auf tatsächliche oder auch nur vermeintliche Nazi-Kollaborateure. Gleichzeitig zeigt uns Odijk, wie politische und gesellschaftliche Stimmungen von Medien aufgegriffen und zur Steigerung der eigenen Auflage gelegentlich missbraucht und angefeuert werden, und wie schwierig es gelegentlich ist, an der Wahrheit festzuhalten, wenn sie doch niemand hören will. Nicht zuletzt gibt uns der Autor auch einen intensiven Einblick in die Welt der Malerei und den erbitterten Streit der zeitgenössischen Maler der Moderne mit den Anhängern des „Goldenen Zeitalters“ und macht uns mit den vielfältigen, wissenschaftlich fundierten Tricks talentierter Kunstfälscher vertraut.
Zu Beginn wirkt „Der falsche Vermeer“ noch etwas langatmig, stellenweise sogar oberflächlich, da die Reporterin anfangs allzu naiv dargestellt wird und auch später ihre Liebesaffäre mit dem kanadischen Sergeant doch viel Platz einnimmt. In der zweiten Hälfte des Buches nimmt die Handlung dann allerdings Fahrt auf: Wir erleben, wie die Volksmeinung wechseln kann: Erst ist Kunstfälscher Jan van Aelst ein gefeierter Held, der Obernazi Göring betrogen hat, dann ist er plötzlich ein verhassrter Kollaborateur, den man sofort ins Lager stecken, wenn nicht sogar hängen sollte. Besonders interessant wird der Roman schließlich durch die in allen Einzelheiten beschriebene, dennoch auch für Laien spannende Schilderung der sorgsamen Aufklärung des Fälscherskandals. So ist „Der falsche Vermeer“ ein durchaus gelungenes Debüt,historisch interessant – gewiss nicht nur für Freunde der Malerei – und insgesamt ein gut zu lesender, in der zweiten Hälfte auch spannender Unterhaltungsroman.