Eine überraschend gute Geschichte
Es gibt Freundschaften, die ungewöhnlich erscheinen. Doch sind sie es wirklich? Nur, weil sie aus einem gewissen Rahmen fallen? Oder ist es viel mehr der nüchterne Blickwinkel, aus dem wir Erwachsenen ...
Es gibt Freundschaften, die ungewöhnlich erscheinen. Doch sind sie es wirklich? Nur, weil sie aus einem gewissen Rahmen fallen? Oder ist es viel mehr der nüchterne Blickwinkel, aus dem wir Erwachsenen die Beziehung wahrnehmen? Denn seien wir doch mal ehrlich: Erwachsene sind im Vergleich zu Kindern schon etwas starr in ihren Ansichten. Und das vermitteln sie oft unbewusst auch ihren Kindern. Verdeutlicht hat mir das ein Kinderbuch, welches überraschend in meinem Briefkasten gelandet ist. In „Mattis und Kiste – Abenteuer im Ferienlager“ von Patrick Wirbeleit und Uwe Heidschötter geht es um einen Jungen und seinen besten Freund Kiste. Und Kiste heißt nicht nur Kiste, er ist auch eine Kiste. Nach erster Betrachtung dachte ich: was für ein Quatsch! Ein Pappkarton und ein Junge sollen Freunde sein?
Mattis und Kiste
Mattis und sein Freund Kiste freuen sich, dass Ferien sind und sie Zeit in einem Ferienlager (fast ohne Erwachsene) verbringen können. Doch kaum sind sie dort angekommen, sorgt das Verschwinden von Kiste für ordentlich Unruhe. Mattis macht sich auf die Suche nach Kiste und weitere Kinder aus Ferienlagers helfen ihm – trotz aller Skepsis. Auf dieser abenteuerlichen Suche werden viele Zweifel an Kistes Existenz zerstreut und es wird klar, dass man alles schaffen kann, wenn man sich gegenseitig hilft.
Bevor ich mit dem Lesen dieser Geschichte begann, war ich ebenso so skeptisch wie einige Kinder aus dem Ferienlager. Und dennoch hat sich Kiste zu meinem Lieblingscharakter gemausert. Kiste ist absolut liebenswert, wenig nachtragend und als ehemalige Werkzeugkiste des Zauberers Tamäus Bartelstrunk hält er viele Überraschungen in seinem Innersten bereit.
„Mattis und Kiste – Abenteuer im Ferienlager“ ist im Stil Loewe WOW! – also alles andere als eintönig – gestaltet worden. Außen kunterbunt, innen in schwarz-weiß – mit knappem Text und vielen dynamischen Illustrationen werden auch mit diesem Buch viele Lesemuffel ans Bücherregal gelockt.
Heute, nachdem ich das Buch gelesen habe, bin ich etwas verwundert über meine erste Reaktion. Mir fehlte es in diesem ersten Moment einfach etwas an Vorstellungskraft und womöglich auch an Toleranz. Und ich bin froh, dass ich mich von meinem Eindruck nicht habe abschrecken lassen. Denn sonst hätte ich eine richtig gute Geschichte über eine starke Freundschaft verpasst. Und nicht nur das. Mir wären auch die wichtigen Botschaften entgangen, die dieses Kinderbuch bereithalten. Unter anderem die, dass man an einer Freundschaft festhalten sollte – egal wie ungewöhnlich sie erscheint. Das führt nicht zwangsläufig dazu, dass man Stigmatisierungen anderer ausgesetzt ist.
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