Der Trauer Raum geben – aber auch der Liebe und dem Leben
Es kommt selten vor, dass ich nicht nur bei meinen Lieblingsautor*innen, sondern sogar bei einem Verlag praktisch zu jedem erscheinenden Buch greifen kann, ohne das Risiko einer Enttäuschung einzugehen. ...
Es kommt selten vor, dass ich nicht nur bei meinen Lieblingsautor*innen, sondern sogar bei einem Verlag praktisch zu jedem erscheinenden Buch greifen kann, ohne das Risiko einer Enttäuschung einzugehen. Beim Jugendbuchprogramm von Südpol ist das für mich der Fall, und auch „Hinter den Sternen ganz nah" hat sich da nicht als Ausnahme entpuppt.
Der Roman ist komplett in Handynachrichten verfasst. Zuerst war ich skeptisch, da diese Form ja doch eine eher zusammenfassende, oftmals rückblickende Erzählweise bedeutet, doch sie passt zur Geschichte und vermittelt mehr Emotionen, als man vermuten könnte. Ohne zu viel verraten zu wollen, kann ich sagen, dass ich auch das Aufbrechen von Felis Monolog im Chat mit ihrer verstorbenen Schwester sehr gelungen fand.
Einzig sprachlich bin ich über einzelne Stellen gestolpert, die besser zur alten Clara als zur jugendlichen Feli gepasst hätten.
Das Thema Trauerverarbeitung und die generationsübergreifende Freundschaft, die sich im Buch entwickelt, sind feinfühlig und liebevoll umgesetzt, hinzu kommt eine dezente Lovestory.
Obwohl Feli lange viel Wut mit sich herumträgt und damit auch andere verletzt, verliert man beim Lesen nie den Draht zu ihr. Hoffnungsvoll beobachtet man, wie sie sich aus dem Schmerz herauskämpft, ohne ihn dafür verdrängen oder vollständig loslassen zu müssen.
In einem Satz:
„Hinter den Sternen ganz nah" ist ein Buch, das sich einem schweren Thema durch eine außergewöhnliche Erzählweise nähert, so wie seine Protagonistin wiederum durchs schriftliche Erzählen ihrer Trauer Raum gibt – eine schöne Geschichte, die trotz aller Schwermut die Schönheit des Lebens in den Mittelpunkt stellt.