Pulverfass ...
Ein Hauch von Amerika
Ich finde es ja immer wieder cool vorab ein ganz, ganz neues Buch zu lesen. Das Cover sieht vielversprechend und fantastisch aus. Teilendsättigt, in Sepiatönen und teilweise leicht ...
Ein Hauch von Amerika
Ich finde es ja immer wieder cool vorab ein ganz, ganz neues Buch zu lesen. Das Cover sieht vielversprechend und fantastisch aus. Teilendsättigt, in Sepiatönen und teilweise leicht coloriert, wirkt es wie aus einer fernen Zeit. Das Buchcover ziert im unteren Teil ein Liebespaar in unterschiedlicher Hautfarbe. Darüber ist eine Bar-Szene mit einer lebenslustigen, jungen Frau mit luftiger Blumenkette, die wohl ein paar flotte Steppschritte tanzt und einem Mann mit Drink am Tresen zu erahnen. „Ein Hauch von Amerika“ von Petra Grill wird zudem im Dezember als ARD Serie ausgestrahlt. Für mich als Leser ist das immer sehr spannend. Entsprechen die Protagonisten dann der Filmrealität? Passt die Story noch oder gehen durch Raffung wichtige Fixpunkte verloren? Meistens bin ich hinterher froh, dass ich zuerst das Buch gelesen habe. Und auch hier scheint es viel Lesestoff zu geben. Inhaltlich geht es in die Zeit um 1951 zurück. Historisches mit Fiktion gemischt mag ich sehr gerne, da man auch immer etwas über die gute alte Zeit erfährt. In diesem Fall, wie die Amerikaner den Deutschen in Kaltenstein nach und nach den Weg zu etwas mehr Freiheit und Freizügigkeit ermöglicht haben, was natürlich problembehaftet war. Geschickt gemacht und spannend erzählt wird die Geschichte einer „ungleichen“ Frauenfreundschaft zwischen Amy und Marie sowie die Liebesgeschichte zwischen der gerade erwähnten Bauerntochter Marie und einem schwarzen Soldaten. Die Romanhelden Amelie Werner alias Mrs. Amy McCoy, Marie Kastner, Jim McCoy, Erika Strumm sowie Hedwig und Paul Werner sind fein erdacht und gut beschrieben, daher wirken sie sehr authentisch, wie ich finde. Der Plot wühlt auf und macht nachdenklich, aktuelle Themen wie Emanzipation und Rassismus (Schwarz/Weiss) werden angerissen. Und was mir besonders gut gefällt, auch das Thema Kunst, (Alte Meister wie Pablo Picasso oder Franz Marcs und das Thema Zeichnen) wurde kunstvoll in den dramatischen Plot aufgegriffen und verarbeitet. Das trifft meinen Geschmack richtig gut. Die Freundschaft der beiden „ungleichen“ Frauen, die eine gegenläufige Entwicklung einschlagen, wird leider romantechnisch auf eine „harte“ Probe gestellt. Konservative Kräfte, Rollenbild, Kirche, Frau sowie gesellschaftliche Zwänge wirken entsprechend stark und der Wunsch nach Emanzipation und Selbstverwirklichung war sehr, sehr schwierig und erforderte eine Menge Mut und Tollkühnheit. Geben dem Leser aber auch den Einblick, dass man Wichtiges vom Unwichtigem unterscheiden muss und das man letztendlich „die Freiheit hat, lieben zu dürfen, wen und was man will“. Durchaus lesens- und bestimmt auch sehenswert !
Inhalt:
Zwei ungewöhnliche Frauen auf der Suche nach sich selbst in einer Zeit des Umbruchs
Pfalz, 1951: Amy McCoy erreicht die US-Militärstation Kaltenstein. Hier soll sie als First Lady ihres Ehemanns Colonel Jim McCoy residieren. Was sie niemandem verrät: Amy ist nicht das erste Mal in Deutschland. Als Amelie Werner musste sie 1933 mit ihren Eltern aus Berlin über Paris in die USA fliehen. Nie wollte sie in das Land der Täter zurückkehren. Nun sitzt sie hier fest, mitten im Nirgendwo, wo sie sich mit der Dorfbevölkerung herumschlagen muss, die demokratische Werte von der US-Armee erlernen soll. Erst ihre Freundschaft zu dem Bauernmädchen Marie gibt ihr Hoffnung. Die ungleichen Frauen vereint die Liebe zur Kunst. Amy macht es sich zur Aufgabe, Marie ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Doch in den Aufbruchswirren der Nachkriegszeit scheint es keinen Platz zu geben für die Träume einer modernen Frau ...
Die Autorin:
Petra Grill wohnt in ihrer Heimatstadt Erding. Mit ihrem Debüt »Oktoberfest 1900« gelang ihr auf Anhieb der Sprung auf die SPIEGEL-Bestseller-Liste. In ihrem neuen Roman rückt Petra Grill erneut zwei unterschiedliche facettenreiche Frauen ins Zentrum, die auf ihre ganz eigene Weise für ihr Glück kämpfen.
Weitere Titel:
Oktoberfest 1900,
Fazit: ***** Der Roman „Ein Hauch von Amerika“ von Petra Grill ist im Heyne Verlag erschienen. Das broschierte Buch umfasst 512 Seiten die zeitweise wahrlich dramatisch sind und einen Blick ins „historische“ Deutschland gewähren und auf eine Fortsetzung der Story hoffen lassen.