Cover-Bild Der Mann, der Luft zum Frühstück aß
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16,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Zsolnay, Paul
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 128
  • Ersterscheinung: 20.02.2017
  • ISBN: 9783552063365
Radek Knapp

Der Mann, der Luft zum Frühstück aß

Erzählung
In seinem einzigartigen Stil erzählt Radek Knapp von der unfreiwilligen Emigration des zwölfjährigen Walerian von Polen nach Wien. Seine Schulkarriere ist kurz und endet mit seinem Hinauswurf. Als ihn seine Mutter ebenfalls auf die Straße setzt, kostet er in seiner neuen Bleibe das Gefühl der Freiheit aus – und die Bekanntschaft mit Schimmelpilz. Er schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch und dringt in immer tiefere Schichten des Wiener Lebens vor. Dort stößt er auf wenig Sympathie für Menschen von jenseits der Grenze und lernt einiges über die Grenzen des guten Geschmacks und der Legalität. Irgendwann versteht er, dass „zuhause“ überall sein kann – wenn es ihm gelingt, seinen eigenen Weg zu finden.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.03.2017

Ein Platz in der Welt

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Was passiert, wenn ein Mensch entwurzelt wird? Genau damit muss Walerian klarkommen. Benannt nach einem Beruhigungsmittel, hat sich seine Mutter in seinem ersten Lebensjahrzehnt nicht groß um ihn gekümmert. ...

Was passiert, wenn ein Mensch entwurzelt wird? Genau damit muss Walerian klarkommen. Benannt nach einem Beruhigungsmittel, hat sich seine Mutter in seinem ersten Lebensjahrzehnt nicht groß um ihn gekümmert. Er wächst im ländlichen Polen auf, doch dann entreißt ihn seine Mutter seinem bisherigen Leben. Sie nimmt den 12jähren mit nach Wien, wo er auch wieder auf sich selbst gestellt ist. In einem fremden Land, mit einer unverständlichen Sprache und fremder Mentalität.
Doch nach unentschlossenen Schulschwänzerjahren, wieder allein gelassen von der Mutter sucht er seinen Weg in ein eigentlich kleinbürgerliches Leben. Dabei meistert er viele skurrile Situation, die mich manchmal von weitem an einen modernen Schwejk erinnerten. Sicher auch durch die ganz besondere Wiener Mentalität, mit der Walerian sich erst anfreunden muss.
Wie immer gelingt es Radek Knapp mit wenigen, aber pointierten Worten eine ganze Welt zu erschaffen. Wie ein Wurzelloser eine neue Heimat findet, das erzählt er mit einer ironischen, augenzwinkernden Distanz. Der Autor tritt ganz hinter seinen Protagonisten zurück und hat lässt Walerian schnell ganz lebendig und echt werden.
Natürlich kann man das Buch auch ganz aktuell und zeitkritisch lesen, aber da die Geschichte schon einige Jahrzehnte früher angesiedelt ist, bleibt es jedem selbst überlassen, was er zwischen den Zeilen liest und aus diesem schmalen Bändchen mitnimmt.
Seit „Herrn Kukas Empfehlungen“ lese ich Radek gern und bin auch dieses Mal wieder begeistert.

Veröffentlicht am 01.03.2017

wirkt so unscheinbar und hat es faustdick hinter den Seiten

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Radek Knapp erzählt in „Der Mann, der Luft zum Frühstück aß“ die Geschichte des polnischen Jungen Walerian, dessen jugendliche Mutter ihn als er ein Jahr alt war bei den Großeltern abgegeben hat, ihn als ...

Radek Knapp erzählt in „Der Mann, der Luft zum Frühstück aß“ die Geschichte des polnischen Jungen Walerian, dessen jugendliche Mutter ihn als er ein Jahr alt war bei den Großeltern abgegeben hat, ihn als er 12 Jahre alt war wiederholte und nach Wien entführte. Langsam erlernt er die Sprache, empfindet sich als Experte von Grenzen und ihren Überschreitungen und findet heraus, dass die wirklich interessanten Dinge nicht in der Schule sondern auf dem Weg dorthin gelehrt werden. Walerian erzählt, wie er nach sich selber und seiner Heimat sucht und sie letztendlich dort findet, wo er selber ist.

Das kleine Büchlein erzählt diese scharfsinnige Geschichte auf 123 Seiten sprachlich wunderschön, mit viel Wortwitz und auch skurrilem Humor. Viele Abschnitte habe ich mehrfach gelesen, weil sie einfach so schön waren, einen Witz oder eine Weisheit so vortrefflich beschrieben.

Mir hat dieses Büchlein so gut gefallen, dass ich es demnächst wohl noch einmal lesen und geniessen werde.

Veröffentlicht am 26.02.2017

Erwachsen werden - und sich dabei selbst finden

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Die Leseprobe, die ich vorab von diesem Buch las, hat mich begeistert. Gleichzeitig hatte ich aber Bedenken, dass der doch teilweise sehr flapsige Humor auf Dauer anstrengend werden könnte. Aber diese ...

Die Leseprobe, die ich vorab von diesem Buch las, hat mich begeistert. Gleichzeitig hatte ich aber Bedenken, dass der doch teilweise sehr flapsige Humor auf Dauer anstrengend werden könnte. Aber diese Sorge war vollkommen unbegründet.

Das kleine Büchlein ist schnell ausgelesen, hinterlässt aber einen gewissen Eindruck. Walerian wird erst als Kleinkind von seiner Mutter bei den Großeltern in einem kleinen polnischen Dorf zurückgelassen und zehn Jahre später - nachdem die Mutter wieder auftauchte - nach Wien entführt. Der Eiserne Vorhang war zu dieser Zeit noch nicht gefallen, so dass er als Slawe eine gewisse Rarität war.

Was ihm das Leben aber nicht leichter machte. Mit sehr schlechten Deutschkenntnissen kam er auf eine Art Sonderschule in der "alles in Zeitlupe von sich ging." Die restlichen Seiten des Buches wird dann erzählt, wie Walerian die Schule schmeißt um dann mit Hilfe von diversen Jobs sich in ein "normales Leben" zu kämpfen.

Wie bereits geschrieben, hat mir der etwas lockerer Stil sehr gut gefallen. Das Theme Migration wird ja gerade sehr überstrapaziert, da war es geradezu erfrischend, so etwas leichtes dazwischen zu lesen. Wobei auch nachdenklichen Töne und etwas melancholische Momente anklangen - aber das lässt sich wohl nicht vermeiden.

Das Ende ist stimmig, zwischendurch gibt es was zum schmunzeln, vereinzelt etwas zum prusten und auch mal etwas zum überlegen. Ein kleines Gesamtkunstwerk, dass man durchaus gelesen haben kann.

Veröffentlicht am 23.02.2017

Und wann lässt du dein Boot laufen?

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„Der Mann der Luft zum Frühstück aß“ von dem österreichischen Schriftsteller Radek Knapp erzählt die Geschichte des jungen Walerian, der von seiner Mutter aus Warschau nach Wien entführt wird und dort ...

„Der Mann der Luft zum Frühstück aß“ von dem österreichischen Schriftsteller Radek Knapp erzählt die Geschichte des jungen Walerian, der von seiner Mutter aus Warschau nach Wien entführt wird und dort sein Leben in die eigenen Hände nehmen muss.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache und dem Wiener Dialekt, fühlt sich Walerian nach einiger Zeit ziemlich wohl in seiner neuen Heimat Wien. Er meistert die Hauptschule und hangelt sich von einem Gelegenheitsjob zum nächsten. Nachdem seine Mutter ihn vor die Tür setzt, da er die Handelsakademie nicht mehr besuchen will – die er ohnehin ständig schwänzt – nimmt Walerian sein Leben selbst in die Hand. Er zieht in seine eigene kleine Wohnung, in welcher er Bekanntschaft mit einem Schimmelpilz macht, und hangelt sich erneut von Job zu Job. Walerian bemerkt zum ersten Mal, dass sich sein Blick auf die Dinge geändert hat „…- alles sah tatsächlich auf einmal ganz anders aus.“ Eines Tages, bei seinem Job als Würstchenverkäufer, lernt Walerian einen Mann kennen, der ihm das Glück vor die Füße legte.

Ein neuer Job, eine neue Wohnung, eine alte Bekannte, ein neuer Freund, der Emigrantenverein „Heimat und ich“ und ein potenzieller Selbstmörder sorgen dafür, dass Walerian sein „Boot laufen lässt“ und zur Erkenntnis gelangt.

Die Erzählung über Walerian, der eigentlich Jan heißen sollte, scheint ein wenig vom Werdegang des Autors inspiriert worden zu sein. Radek Knapp kommt selbst ursprünglich aus Warschau und wuchs bei seinen Großeltern auf, bis er seiner Mutter nach Wien folgte. Auch er besuchte die Handelsakademie und hielt sich mit unterschiedlichen Jobs über Wasser, bis er den Durchbruch als Autor schaffte.

An einigen Stellen der Erzählung wird die Handlung überspitzt, aber dennoch charmant und witzig, dargestellt. Die Ereignisse reihen sich aneinander und Walerian scheint mehr Glück als Erfolg im Leben zu haben.
Unter der Oberfläche brodelt in diesem Buch mehr als es den Anschein hat.

Radek Knapp nimmt uns auf seine charmant-witzige und ironische Art mit auf eine Reise, die eigentlich ein kleiner Junge führt, der erwachsen wird und neue Grenzen, Wege und Möglichkeiten kennenlernt, doch stellt Knapp die wirklich wichtigen Fragen gleichermaßen an den Leser. Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, obgleich es ruhig ein bisschen mehr hätte sein dürfen!

Veröffentlicht am 21.02.2017

Erwachsen werden mit Charme

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Radek Knapp hat mit „Der Mann, der Luft zum Frühling aß“ eine schöne Erzählung mit einzigartigem Stil geschrieben, Es ist nicht gerade spannend aber trotzdem fesselnd.
Der Titel und das Cover sind ansprechend.

Der ...

Radek Knapp hat mit „Der Mann, der Luft zum Frühling aß“ eine schöne Erzählung mit einzigartigem Stil geschrieben, Es ist nicht gerade spannend aber trotzdem fesselnd.
Der Titel und das Cover sind ansprechend.

Der Protagonist Walerian erzählt sein Leben ab der Kindheit an. Der Stil ist besonders. teilweise ernst mit im Nachhinein witzigen Aspekten.
Wie kann eine Mutter ihren Sohn nach einem Schlafmittel nennen.
Und was er mit seiner Mutter erlebt ist Irre. Sie lässt ihren Sohn 12 Jahre bei ihren Eltern in Polen und dann reisst sie ihn Hals über Kopf aus seiner Umgebung und nimmt ihn nach Wien mit.

Mir gefällt diese ruhige Erzählung besonders gut. Waleriams Versuche mit der fremden Sprache und den ganzen Ansprüchen ohne Hilfe der Mutter sein Leben zu meistern, werden besonders detailliert wieder gegeben.

Immer wieder ist er mit seinem weiterkommen leicht zufrieden zu stellen, er arbeitet in mehreren Berufen und wurde mir immer sympatischer.

Hier wird uns das Leben von den Emigranten nahe gebracht. Man denkt doh gleich an die Flüchtlinge, die die Sprache noch nicht kennen und nicht wissen wie ihr Leben weiter lebenswert wird und sie eine Heimat bekommen.

Dieses dünne Büchlein besitzt einen besonderen Charme, mit einem Thema, das gerade aktuell ist.