Eine Kiste voller Weihnachten
Handlung:
Dezember 1890
Vincent Storch führt einen erfolgreichen kleinen Betrieb, der vor allem zur Weihnachtszeit floriert. Über seine hergestellten Produkte sagt der Mann selbst, dass er Weihnachten ...
Handlung:
Dezember 1890
Vincent Storch führt einen erfolgreichen kleinen Betrieb, der vor allem zur Weihnachtszeit floriert. Über seine hergestellten Produkte sagt der Mann selbst, dass er Weihnachten in der Kiste verkauft. Und besonders stolz ist er, dass noch nie eine Lieferung vergessen oder nicht abgeliefert wurde. Bis zu jenem Vormittag von Heiligabend, als er eine nicht verschickte Kiste findet. Vincent Storch muss nicht lange nachdenken, er will die Kiste noch rechtzeitig nach Zinnwald bringen, dass im Erzgebirge liegt.
Zur gleichen Zeit hat die junge Lisbeth ihre Mutter nach Dresden gebracht, wo diese unter ärztlicher Aufsicht ihr Kind zur Welt bringen soll. Obwohl die Mutter noch in den Wehen liegt, schickt diese sie wieder zurück nach Hause, das Mädchen soll auf die Geschwister aufpassen. Doch wie kommt das junge Mädchen allein wieder ins Erzgebirge?
Auf dem Weg sieht sie Vincent Storch mit seinem Wagen und klettert heimlich darauf. Dieser hat immer mehr Probleme, sich zurechtzufinden und schließlich gibt sich das Mädchen zu erkennen, bietet ihm Hilfe bei der Orientierung an. Weiß sie wirklich, wie es ins Erzgebirge geht? Bald schon merken beide, dass sie in den nächsten Stunden arg voneinander abhängig sind...
Meinung:
Das Cover ist wunderbar weihnachtlich und wunderschön illustriert. Es fasst einen wichtigen Teil der Handlung kurz zusammen: die gemeinsame Schlittenfahrt in Richtung Erzgebirge von Vincent und Lisbeth. Dazu thront im Hintergrund eindrucksvoll Dresden dargestellt, welches in der winterlichen Atmosphäre sehr imposant wirkt. Insgesamt wirkt das ganze Cover sehr winterlich und idyllisch, es ist sehr stimmig und besticht durch die Illustrationen. Ein wunderbares Bild, welches einiges an Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Ich habe schon einige der winterlichen Geschichten aus dem Rowohlt Verlag gelesen und eines liegt auch noch ungelesen bei mir, welches ich im Dezember lesen möchte. Ich finde die Idee und Umsetzung der Geschichten wunderbar und freue mich wirklich über jeden Teil, den ich davon sehe. So habe ich mich auch auf dieses Buch gefreut. Vor zwei Jahren hatte ich mein erstes von den weihnachtlichen Büchern gelesen, ebenfalls von Ralf Günther. Und dieses Buch habe ich immer noch sehr gut in Erinnerung und ich kann mich noch genau erinnern, wie berührend ich die Geschichte fand. Dementsprechend habe ich mich unglaublich darüber gefreut, dass der Autor noch ein solches Werk geschrieben hat.
Ich hatte absolut keine Probleme in die Geschichte zu kommen. Die Schreibweise wurde zwar einfach gehalten, hatte aber trotzdem einen angenehmen Anspruch. Es wurde eine feinere Sprache genutzt, was ich ganz passend für die damalige Zeit empfinde. So konnte ich mir zumindest vorstellen, dass die Geschichte tatsächlich aus der Zeit kurz vor 1900 stammen könnte.
Bei mir hat die angenehme Schreibweise dazu beigetragen, dass ich 90 Seiten des Buches innerhalb von nicht mal zwei Stunden gelesen hatte. Wenn es meine Zeit zugelassen hätte, wäre das Buch innerhalb eines Nachmittages / Abends ausgelesen gewesen.
Die Geschichte zeichnet sich zum einen durch die nette Geschichte, aber auch durch die wunderschönen Illustrationen heraus. In diesen wurden die Szenen bildlich dargestellt, man konnte sich so die Situation nicht nur besser vorstellen, sondern auch die Protagonisten besser vorstellen. Es gibt eine angenehme Anzahl an den Zeichnungen, jede einzelne wurde farblich dargestellt und die Geschichte wird davon nicht überstrahlt.
Es ist sicherlich schwierig, auf so wenigen Seiten Protagonisten zu erfinden, die lebendig sind und nicht zu stereotyp. Tatsächlich ist dem Autor dies ganz gut gelungen, sie waren nicht perfekt ausgearbeitet, aber für die kurze Geschichte hat mir die Darstellung so vollkommen gereicht.
Vincent Storch ist ein Mann, denn man leicht falsch einschätzt, welcher aber ein unglaublich gutes Herz hat. Besonders hat es mir immer gefallen, wenn von seinem Weihnachten in der Kiste die Rede war. Dann wirkte er ungewohnt jugendlich und nicht so griesgrämig. Im Lauf des Romans zeigt er immer mal eine humorvolle Seite und auch einiges an Lebenserfahrung. So konnte auch Lisbeth von ihm lernen, aber genauso auch andersrum.
Lisbeth ist schon sehr reif führ ihr Alter, geht noch etwas blauäugig durchs Leben, zeigt aber, dass dies nicht immer schlecht ist. Mir war ihr Charakter etwas zu erwachsen, was aber auch an der damaligen Zeit liegen könnte. Lisbeth hat ein gutes Herz und hat mir an einigen Stellen mit ihren Aussagen und Fragen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.
Ich weiß leider auch nicht, was mir bei diesem Buch gefehlt hat. Vielleicht noch mehr weihnachtliche Details, vielleicht auch mehr Wärme in der Geschichte oder ein noch ergreifenderes Ende. Ich konnte das Buch nicht so zufrieden weglegen, wie ich es mir gewünscht hätte. Mir fehlte ein Hauch von Märchenhaftigkeit, mehr Wunder und auch einen etwas größeren Überraschungseffekt. Mir war von vorne herein klar, dass die Geschichte ein positives Ende haben wird und eine Art Weihnachtswunder erzählt wird. Doch mich konnte die Geschichte nicht vollkommen packen und überzeugen. Was mich selbst traurig macht, wollte ich das Buch doch gerne mehr mögen.
Fazit:
Die Geschichte hatte wunderbare Ansätze und bietet an sich eine schöne kleine weihnachtliche Geschichte. Leider hat sie mir nicht genz so gut gefallen, wie ich es mir gewünscht habe. Ich hätte mir noch mehr Emotionalität gewünscht, dazu auch mit einem größeren weihnachtlichen Wunder am Ende, welches einen größeren Effekt hat.
Mir haben die Illustrationen wieder sehr gut gefallen, dazu fand ich auch die Darstellung der Charaktere interessant und für die kurze Geschichte sehr ausführlich. Auch die Schreibweise war ganz wunderbar und es hat mir Spaß gemacht, das Buch zu lesen.