Ein mega Abschluss für eine ganz wunderbare Reihe
„Die Totenärztin - Schattenwalzer“ von René Anour ist der vierte und letzte Teil dieser Reihe, in der es um die Gerichtsmedizinerin Fanny Goldmann geht. Erschienen ist der Roman bei Rowohlt im März 2023. ...
„Die Totenärztin - Schattenwalzer“ von René Anour ist der vierte und letzte Teil dieser Reihe, in der es um die Gerichtsmedizinerin Fanny Goldmann geht. Erschienen ist der Roman bei Rowohlt im März 2023.
Wien 1909: Erneut eine Leichenbeschau am Tatort für Gerichtsmedizinerin Fanny Goldmann und ihren Kollegen Franz. Diesmal ist es ein besonders heikler Fall. Ein Diplomat wurde nackt auf seinem Schreibtisch vorgefunden - umgeben von Rosen. Bei der Ermittlung der Todesursache kommt ihr die Warnung eines alten Bekannten wieder in den Sinn und es soll nicht nur bei einer Leiche bleiben. Dieser Fall wird gefährlicher denn je und eines der Opfer wird Fanny sehr nahe stehen.
Das Lesen dieses Buches wird mir wahrscheinlich noch länger in Erinnerung bleiben. Die letzten 100 Seiten habe ich auf dem Weg zur FBM gelesen. Ich wollte das Buch unbedingt beenden, bevor ich auf der Messe bin. Einerseits weil ich so neugierig auf das Ende dieser Reihe war und anderseits auch, weil ich etwas Angst vor Spoilern hatte. Die meisten, die ich kenne, hatten die Reihe nämlich bereits beendet.
Diesmal war ich sofort in der Geschichte drin, was sicher auch daran lag, dass ich nicht viel Zeit zwischen dem Lesen von Band 3 und 4 verstreichen lassen habe. Der Einstieg ins Geschehen war gut gewählt. Der Prolog war geheimnisvoll und hat neugierig auf die weiteren Geschehnisse gemacht. Der erste Mord lässt diesmal nicht lange auf sich warten.
Der Spannungsaufbau war wie in den vorherigen Romanen. Es fängt recht ruhig und interessant an, ich habe mich gefreut die altbekannten Personen wieder zu treffen und ein bisschen etwas aus deren Leben zu erfahren und dann fängt es an sich kontinuierlich von der Spannung her zu steigern. Ab der Hälfte des Buches mag ich nicht mehr wirklich aufhören zu lesen und zum Ende hin ist die Spannung kaum noch zu ertragen.
Für mich macht diese Reihe ihre tolle Mischung aus. Einerseits habe ich ein bisschen was zu Wien und den Entwicklungen Anfang des 20. Jahrhunderts erfahren, andererseits gibt es die Kriminalfälle, die Fanny aufzuklären versucht und dann gibt es noch die Ebene der Protagonisten, an deren Leben ich total beteiligt bin. Zusätzlich kommt dieser grandiose Humor hinzu, der für mich das ganze abrundet. Die Szene kann noch so spannend sein und doch gibt es oftmals noch etwas zum Schmunzeln sowie zwischendrin Ereignisse, die alles wieder etwas auflockern und einen zum Lachen bringen.
Ich hatte bei diesem Band die ganze Zeit einen gewissen Abschiedsschmerz. Ein letztes Mal Frotzeleien von Franz in Richtung Dr. Valdéry, ein letztes Mal Fanny, die Dr. Valdérys Eitelkeit für sich nutzt, ein letztes Mal Tilde, die die unpassendsten Sprüche bringt und ein letztes Mal Schlomo, der Fanny für so manches Abenteuer verkleidet hat. Umso mehr habe ich das alles beim Lesen genossen.
Ich liebe die Charaktere dieser Reihe. Ich liebe die Freundschaft von Fanny, Tilde und Schlomo, die in diesem Band besonders zur Geltung kommt. Ich liebe es, wie viel Vertrauen und Stolz Fannys Vater für seine Tochter hat. Ich mochte sogar Tante Agathe, auch wenn sie manchmal etwas übergriffig ist. Max hat sich in diesem Band allerdings eher unbeliebt gemacht. Gut hingegen fand ich, dass auch mal eine Beziehung gezeigt wird, in der nicht immer eitel Sonnenschein herrscht. Fanny und Max haben ihre Differenzen, die sie lösen müssen. Franz ist mir sympathisch wie eh und je und ich habe in diesem Band ganz neue Talente entdeckt. Fanny und Franz gemeinsam zu erleben, finde ich immer wieder schön.
Insgesamt hat mir der Abschlussband dieser Reihe sehr gut gefallen. Die Reihe hat ein rundes Ende bekommen. Manches hat mich zum Schluss etwas überrascht, beim längeren drüber nachdenken, hingegen wiederum auch nicht. Einige Entwicklungen in diesem Roman haben mir zwischendrin so gar nicht gefallen, wurden aber gut aufgelöst und manche sind an den Aufgaben, die ihnen gestellt wurden gewachsen.
Natürlich gibt es auch diesmal wieder ein Nachwort, dass ein bisschen was zu Wahrheit und Fiktion verrät. Im Glossar kann man den ein oder anderen medizinischen bzw. österreichischen Begriff nachschlagen und vorne findet man noch eine Karte von Wien mit den wichtigsten Schauplätzen.
Fazit: Ein wunderbarer Abschluss für eine grandiose Reihe. Mir haben alle vier Bände dieser Reihe sehr gut gefallen und das sage ich über eine historische Krimi-Reihe. Diese hat meinen Nerv mit ihrer Mischung aus Krimi, Historie und Humor total getroffen. Ich bin froh, dass sich mir dadurch ein neues Genre erschlossen hat und ich freue mich auf viele weitere Bücher von René Anour. Also auch wenn ihr bisher keine Krimis mochtet, traut euch gerne an diese Reihe ran.