Beste Unterhaltung für LeserInnen jeden Alters.
Nachdem mir Marc-Uwe Kling gemeinsam mit seinen Zwillingstöchtern Johanna und Luise in "Der Spurenfinder" ein lustiges, originelles und fantasievolles Jahreshighlight 2024 beschert hat, stand es für mich ...
Nachdem mir Marc-Uwe Kling gemeinsam mit seinen Zwillingstöchtern Johanna und Luise in "Der Spurenfinder" ein lustiges, originelles und fantasievolles Jahreshighlight 2024 beschert hat, stand es für mich außer Frage, dass ich auch die Fortsetzung der Familie Kling unbedingt lesen muss. "Die Spurenfinder und das Drachenzepter" ist genau wie Band 1 eine auf voller Linie überzeugende Fusion aus Fantasy, Krimi und Komödie, die mich wieder ganz wunderbar unterhalten hat.
Auch das Cover von Band 2 wurde von Bernd Kissel gestaltet, von dem auch die Känguru-Comics und natürlich die zahlreichen Bleistift-Illustrationen innerhalb des Buches sind. So habe ich mir zumindest sagen lassen, denn ich habe das Buch natürlich wieder im Hörbuchformat gehört - denn ein von Marc-Uwe Kling eingelesenes Hörbuch ist immer ein ganz besonderer Ohrenschmaus. Nicht nur vermag er es, seine Figuren durch seine geübte Erzählstimme zum Leben zu erwecken, auch Witze wie die Stimme verändernde Stimmonade oder Geheimsprachen kommen erst im Hörbuch richtig gut zur Geltung. Doch zurück zum Cover. Genau wie Band 1 ist im Comic-Stil die Silhouetten der Hauptfiguren Elos, Ada und Naru zu sehen, die nachdenklich vor einer Statue von Königin Iria stehen, deren Podest mit Rissen zu bröckeln beginnt, die sich in eine düstere Untergrundkrypta fortsetzen. Auch hier also wieder eine sehr runde und der vielfältigen Zielgruppen angemessene Gestaltung.
Denn genau wie Band 1 kann "Die Spurenfinder und das Drachenzepter" problemlos von allen Altersgruppen - ab 8 bis 100 Jahren - gelesen werden. Der Autor und seine drei jungen Helferinnen erzählen hier auf 368 Seiten abermals eine mitreißende und originelle Abenteuergeschichte, die sich rund um einen Kriminalfall mit magischen Elementen aufspannt und Groß wie Klein bei Laune hält. Gemeinsam mit dem berühmten Spurenfinder Elos von Bergen und seinen beiden Kindern Ada und Naru verlassen wir hier erneut den entlegensten Ort des Königreichs Dreibrücken - Friedhofen - um im Auftrag des Königs ein Verbrechen in der Hauptstadt Dreibrückens, Iriandria, aufzuklären. Als das Spurenfinder-Trio sich unter Einsatz von Glotzoskop, Schüffeltrichter und Schdip (Schlüssel der immer passt) in den Fall stürzen möchte, wird allerdings schnell klar: Der Diebstahl des legendären Drachenzepters ist nur der Anfang eines spannenden und temporeichen Abenteuer, denn natürlich lässt auch ein mysteriöser Mord nicht lange auf sich warten...
"Spurensucher? Keineswegs. Spuren suchen kann ja jeder. Auf das Finden kommt es an."
Auch der neue Fall des Spurenfinder-Trios wird erfreulich temporeich, wendungsreich und komplex ausgerollt. Der Spannungsbogen ist dabei flüssig und logisch aufgebaut mit dem Kriminalfall als roter Faden, der ständig weiterentwickelt wird. In Band wirkte die Rahmenhandlung und das magisch-mittelalterliche Worldbuilding zu Beginn recht einfach und kindgerecht und mir wurde erst mit der Zeit klar, dass deutlich mehr Gedanken und Komplexität in der Geschichte stecken als zu Beginn gedacht. In Band 2 habe ich mich nun gleich von Anfang an auf eine fröhlich und unvorhersehbar mäandernde Geschichte gefreut und wurde dennoch immer wieder überrascht. Wie hängen ein tödlicher Traummörder, eine Gilde Spurensucher, ein verfluchter Todesschatten, ein unsichtbarer Babydrache, eine magische Geheimorganisation, der Trick des falschen Fasses und niedliche Maushörnchen miteinander zusammen? Dafür müsst Ihr wohl alle das Buch lesen. Fest steht: Ich habe jede Seite davon genossen und war wieder ruckzuck durch.
Auch der Schreibstil der Spurenfinder-Reihe tut dabei sein Übriges. Die drei Klings schreiben flüssig, kindlich-direkt, leicht lesbar, dabei aber dennoch gewohnt witzig und geistreich. Durch die Mitarbeit von Klings Töchter sind die Perspektiven der Kinder ganz authentisch getroffen. Positiv hervorzuheben ist aber, dass die kindliche Erzählperspektive den beiden jungen Spurensuchern sowie den jugendlichen oder erwachsenen Lesenden viel zutraut und die Geschichte auf so hohem sprachlichen wie auch inhaltlichen Niveau ist, dass auch Erwachsene gut unterhalten werden. Besonders toll ist dabei natürlich auch wieder der typische Kling-Humor, der mit wiederkehrenden Insiderwitzen, Wortspielen, Situationskomik, ironischen Bemerkungen, trockenen Witzen, Popkulturreferenzen und vielen kreativen Details regelmäßig zum Lachen bringt. So wird die Geschichte zu einer interessanten Fusion von Fantasy, Krimi und Komödie, die mich ganz wunderbar unterhalten hat.
"Die Lüge muss der Schnürsenkel sein, nicht der Schuh."
Zuletzt konnten mich auch die Figuren wieder sehr überzeugen. Der Spurenfinder Elos ist ein liebevoller Vater, der es mit seinen beiden Zwillingen nicht gerade leicht hat. Trockener Humor, viele "hms" und ein messerscharfer Verstand machen ihn zu einem tollen Charakter, dem man gerne auf ein Abenteuer folgt. Die beiden jüngeren Protagonisten Naru und Ada haben mich aber fast nochmal etwas mehr überzeugen können, als ihr Vater. Sehr gut gefallen hat mir, dass die aufgeweckten, abenteuerlustigen Zwillinge, die zunächst etwas stereotyp gezeichnet wirkten, schnell vielschichtiger werden. So wächst die intelligente, strebsame Ada durch neue Herausforderungen über sich hinaus und stellt sich ihren größten Ängsten, während der sportliche, aber dafür recht denkfaule Naru mit erstaunlich treffsicherer Intuition überrascht, wenn sich scheinbar blödsinnige Theorien als wahr herausstellen. Die beiden bieten auf jeden Fall viel Identifikationspotenzial für große wie kleine LeserInnen und bringen durch ihr geschwisterliches Gekabbel und Genecke (zum Beispiel wenn sich einer der beiden verliebt hat) nicht nur viel Leichtigkeit und Frische in die Geschichte, sondern treiben diese auch aktiv voran.
Besonders gut gefallen hat mir, dass man die drei Hauptfiguren eigentlich aus ihrer magischen Welt direkt in unsere setzen könnte und eine ganz normale Familie dabei rauskäme. Die dynamischen Interaktionen, die flapsigen Sprüche und nachvollziehbaren Konflikte von Elos und seinen Kindern, lesen sich sehr authentisch und aus dem Leben gegriffen. Gewisse Parallelen zwischen dem realen Schreiber-Trio und dem fiktiven Spurensucher-Trio heranzuziehen fällt nicht schwer und so erscheinen die drei Hauptfiguren durch das Vater-Töchter-Team sehr greifbar und lebensnah. Der Mix aus märchenhaftem Schauplatz und authentischen Figuren schafft eine einzigartige Atmosphäre, die mich in den Bann gezogen hat.
Auch die Nebenfiguren sind einprägsam und mit humorvollem Unterton geschrieben und selbst vermeintliche Bösewichte bekommen alle eine differenzierte Betrachtung. Neu hinzukommen hier Silas, der königliche Spurensucher und alter Freund von Elos, sowie Minna von Talheim, die ebenfalls in der Vergangenheit bewaffnet mit Morgenstern, Stricknadeln und einer großen Klappe zusammen mit Elos Dreibrücken unsicher gemacht hat. Neben den beiden, die das Spurenfinder-Team wunderbar ergänzen, treffen wir auch alte Bekannte aus Band 1 wieder, lernen andere Spurensucher kennen und stoßen schließlich noch auf ein Geheimnis, das Adas und Narus Leben für immer verändern könnte... Besonders der letzte Satz macht Lust auf die nächste Fortsetzung aus dem Hause Kling:
"Vielleicht haben wir nach all den Jahren endlich eine Spur gefunden."
Fazit
„Die Spurenfinder und das Drachenzepter“ ist eine mitreißende und humorvolle Fortsetzung, die erneut mit einer gelungenen Mischung aus Fantasy, Krimi und Komödie überzeugt. Durch authentische Figuren, überraschende Wendungen und den gewohnt cleveren Kling-Humor bietet das Buch beste Unterhaltung für LeserInnen jeden Alters.