Ich hatte andere Erwartungen
Sir Konrad Vonvalt ist einer der kaiserlichen Richter, die mit Zauberkräften und der Befugnis des Kaisers ausgestattet im Reich für Recht und Ordnung sorgen. Gemeinsam mit der Schreiberin Helena und dem ...
Sir Konrad Vonvalt ist einer der kaiserlichen Richter, die mit Zauberkräften und der Befugnis des Kaisers ausgestattet im Reich für Recht und Ordnung sorgen. Gemeinsam mit der Schreiberin Helena und dem Vollstrecker Bressinger untersucht er den Mord an einer Adeligen, den sich scheinbar niemand erklären kann. Doch dabei kommen sie auch einer Verschwörung auf die Spur, die die Stabilität des gesamten Reiches stark beeinträchtigen könnte.
„Im Namen des Wolfes“ erzählt zwar die Geschichte des Richters Konrad Vonvalt, doch erzählt wird diese aus der Sicht seiner Schreiberin Helena, einer 19-jährigen Waisen, die von Vonvalt aufgenommen wurde. Ich persönlich fand diese Perspektive aus verschiedenen Gründen schlecht gewählt. Zum einen ist Helena selbst nicht besonders gut beschrieben. Auch wenn sie 19 Jahre alt ist, verhält sie sich zu Beginn des Buches eher wie 13. Ich persönlich fand es aber vor allem unverständlich, dass sie die ihr offen stehenden Möglichkeiten mit ihrer Hintergrundgeschichte ablehnen würde. Helena selbst lebte viele Jahre lang auf der Straße, dem Hungertod nahe. Nun hat sie die Möglichkeit, einen Job auszuüben, der ihr immer eine warme Mahlzeit und ein Bett garantiert, aber sie möchte eben nicht mit dem Recht arbeiten. Warum wird nicht wirklich erklärt. Ich fand es eher unglaubwürdig, dass sie scheinbar grundlos eine solche Chance ablehnen würde und hätte mir hier mehr gewünscht.
Der zweite Grund warum ich die Wahl der Erzählerin als nicht besonders gelungen empfinde ist, dass dadurch die eigentliche Hauptperson, Vonvalt selbst, unglaublich langweilig herüberkommt. Dieser ist ein eher schweigsamer, brütender Charakter und ohne seine Gedanken mitzuerleben, ist es nicht besonders spannend, seinen Handlungen zu folgen.
Vonvalt selbst macht über das Buch hinweg eine Entwicklung durch – oder zumindest wird suggeriert, dass er dies tut. Seinen Handlungen nach zu urteilen, bleibt er nämlich eigentlich der Gleiche und da wir seine Gedanken nie erfahren, können wir nur Helenas Wort nehmen, dass er sich verändert hat.
Trotz all dieser Kritik gab es auch Elemente, die ich sehr interessant fand. Das Buch legt einen großen Fokus auf die Rechtsprechung. Mir hat es gut gefallen, einen Fantasyroman aus diesem Blickwinkel zu lesen. Auch die politischen Entwicklungen haben mich neugierig gemacht. Hier blieb zwar vieles noch eher blass, weil gewisse beteiligte Gruppen derzeit einfach nur am Rande auftauchten, aber dieser Aspekt hat dafür gesorgt, dass ich insgesamt doch gerne weitergelesen habe.
Leider muss ich allerdings auch erwähnen, dass im Buch immer wieder unterschwelliger Sexismus vorkommt und es praktisch keine Diversität gibt. Besonders gestört hat mich hier, dass angedeutet wurde, dass die Kleidung einer Frau Einfluss auf eine potenzielle Vergewaltigung hätte. Die Tatsache, dass dieses Buch von einem früheren Anwalt geschrieben wurde, macht dies für mich sogar noch schlimmer.
Fazit:
Leider war „Im Namen des Wolfes“ kein Buch für mich. Auch wenn der Fokus auf die Rechtsprechung in einer Fantasywelt mich sehr interessiert hat, waren die Charaktere nicht gut genug geschrieben, um mich für die Geschichte zu begeistern.