GRETA
Ich muß sagen, dass dieser Roman sehr an die Substanz geht und zeigt, was die Leute damals während und nach dem zweiten Weltkrieg erdulden mußten. Greta ist 85jährig und nach einem Sturz hat sie nun ihr ...
Ich muß sagen, dass dieser Roman sehr an die Substanz geht und zeigt, was die Leute damals während und nach dem zweiten Weltkrieg erdulden mußten. Greta ist 85jährig und nach einem Sturz hat sie nun ihr Sohn in eine Altenheim gebracht. Aber sie möchte noch gerne einmal in ihre Heimat, nach Lettland fahren. Ein Pfleger hilft ihr alles zu oraganisieren und so macht sie sich auf den beschwerlichen Weg. Auf der Zugfahrt liest sie die alten Briefe ihrer Mutter und erfährt nach vielen Jahren deren Einstellung und Lebensauffassung. Sie macht dann eine Zwischenstation in Polen, wo sie kurze Zeit mit ihren Eltern gelebt hat. Dann geht es weiter nach Lettöand, sie kommt in dem Haus ihrer Großmutter unter, dass jetzt Dimitrij, ein russischer Pflegesohn ihrer Großmutter bewohnt. Noch einmal besucht sie die alten Wege und Stätten und denkt intensiv an ihre Jugendliebe Guntis. In Lettland lent sie auch die junge Studentin Marita kennen, die wegen ihrer großen Liebe nach Lettland gefahren ist. Das Buch schildert ganz eindrucksvoll die Jahre in Posen, wo ihre Mutter den Lehrerberuf ausübte und ihr Vater in einem Krankenhaus als Arzt arbeitete. Es werden die alten Traditionen von Lettland aufrechterhalten. Später dann in Berlin wurde das Leben karg, ihre Mutter zog sich total zurück. Nachdem Gretas Mann früh verstarb, zog sie ihren Sohn alleine groß. In Ostberlin war sie recht zufrieden und jammerte nie. Das Buch ist ein Stück Zeitgeschichte und bringt uns das Leben und Leiden, die Trennung, den Tod, die Entbehrungen dieser Menschen wieder. Man lernt und erfährt so manches, wenn man das Buch liest. Nachdem man die Kapitel gelesen hat, muß man sie erst auf sich einwirken lassen und darüber nachdenken, bevor man weiter liest. Rita König schreibt lebensnahe Bücher, sie befassen sich alle mit den Menschen der ehemaligen DDR. Es ist keine leichte Kost, sondern eine Bereicherung an Wissen. Man merkt, dass die Autorin umfangreich recherchiert hat und sich intensiv mit der damaligen Zeit beschäftigt hat. Das Cover ist in der gleichen Art minimalistisch gestaltete. Helles Orange mit roten Menschen darauf. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen.