Interessanter Erfahrungsbericht über die Arbeit mit MSF eines Allround-Managers
Helfen, das – so ist meine feste Überzeugung – ist die beste Eigenschaft von uns Menschen. Jeder hilft irgendwie irgendwem auf die ihm oder ihr mögliche Art und Weise. Den Großeltern Einkäufe vorbeibringen, ...
Helfen, das – so ist meine feste Überzeugung – ist die beste Eigenschaft von uns Menschen. Jeder hilft irgendwie irgendwem auf die ihm oder ihr mögliche Art und Weise. Den Großeltern Einkäufe vorbeibringen, einer guten Freundin zu hören, spenden an eine Organisation, an die man glaubt oder Winterjacken an Flüchtlingsheime geben. Und dann gibt es noch Menschen wie Robert Kösch, denen diese Art von Hilfe nicht mehr reicht, die mehr machen wollen, die sich selber für anderen hinten anstellen.
Robert Kösch lebte für sieben Monate im Kongo, um dort mit „Ärzte ohne Grenzen“ (Médecins Sans Frontières, kurs MSF) ein Krankenhaus zu bauen.
Doch das Leben hat manchmal ganz andere Pläne und Corona ist nicht die einzige Überraschung und das einzige Hindernis, das genommen werden muss.
Ich mag Erfahrungsberichte unheimlich gerne und könnte mich total in ihnen verlieren. Ich bin selber keine Ärztin, habe aber genug Ärzt:innen in meinem Bekanntenkreis und habe auch dadurch natürlich schon viel über die Arbeit von MSF gehört. Einen Erfahrungsbericht habe ich aber zuvor noch nicht darüber gelesen und war deswegen sehr gespannt auf all die Dinge, die Robert Kösch so zu berichten hat.
Ich persönlich habe gedacht, dass bei MSF nur Ärzt:innen und medizinisches Personal arbeiten, was für ein naiver Irrglaube. Schließlich hängen an einer solch großen Organisation ganz verschiedene Berufe mit dran. Das war gleich das Erste, was ich beim Lesen des Klappentextes lernte, denn Robert Kösch ging als Allround-Manager für Personal, Finanzen und Logistik nach Baraka im Kongo.
Und das blieb für mich nicht die einzige interesante Information. MSF handelt losgelöst von Religion und Politik vor Ort, um sich nicht einer bestimmten Seite zuordnen zu lassen. Losgelöst bedeutet jedoch natürlich nicht, dass MSF ohne Grenzen agieren kann, denn immer wieder müssen Entscheidungen und Handlungen mit ortsansässigen Parteien diskutiert und neu bewertet werden.
Es gab neben vielen Informationen zu MSF auch einige Gedankengänge des Autors, die ich sehr spannend fand, vor allem was Entwicklungshilfe eigentlich ist, wo deren Grenzen liegen und ob die Art und Weise wie geholfen wird überhaupt die richtige ist. Aber was wären die Alternativen? Und wer bestimmt was richtig und was falsch ist? Gibt es bei Hilfe überhaupt ein richtig und ein falsch?
Ich hätte mir gewünscht, dass einige dieser Gedankengänge noch ein wenig mehr in die Tiefe gegangen wären und ausführlicher diskutiert worden wären, aber vielleicht habe ich als Leserin ja das Glück, das Robert noch einmal an einem Projekt teilnehmen wird und dieses in Buchform festhalten möchte
Generell ist das Buch sehr chronologisch aufgebaut, Passagen über Roberts neuen Alltag, mittlere bis kleine Kulturschocks und all die schönen Stunden mit nicht mehr so fremden Menschen werden genauso erzählt wie die Tätigkeitsfelder für einen Allround-Manager bei MSF, Schilderungen über die Arbeit und Arbeitsbedingungen vor Ort und die harsche Realität im Kongo.
Skurril war es für mich, nochmals über die Anfänge von Corona zu lesen. Über das Anfang 2020 noch vermeintlich weit entfernte Virus in einem vollkommen anderen Land auf einem ganz anderen Kontinent. Auch die Reaktionen im Kongo, sowohl von politischer als auch gesellschaftlicher Art, haben mich interessiert.
Der Schreibstil ist sehr locker und umgangssprachlich, die Kapitel relativ kurz gehalten. Nachdem ich das Buch in die Hand nahm, hatte ich auch schon wieder etliche Seiten gelesen. Toll fand ich die Bilder, die in der Mitte des Buches abgedruckt waren.
Alles in allem hatte ich sehr viel Vergnügen mit der Lektüre und konnte viel über die Arbeit von MSF mitnehmen. Empfehlen kann ich das Buch auf jeden Fall.