Realitätsnaher Israel-Thriller mit glaubhaften Charakteren und vielen interreligiösen Dialogen
Die junge Rechtsanwältin Hana Abboud, die arabische Christin ist und aus Nazareth stammt, arbeitet in einer größeren Anwaltskanzlei in Atlanta und zu ihren Hauptaufgaben zählt, die Geschäftsbeziehungen ...
Die junge Rechtsanwältin Hana Abboud, die arabische Christin ist und aus Nazareth stammt, arbeitet in einer größeren Anwaltskanzlei in Atlanta und zu ihren Hauptaufgaben zählt, die Geschäftsbeziehungen zu internationalen Mandanten zu pflegen. Aufgrund ihrer umfassenden Sprach- und Landeskenntnisse wird sie jedoch unerwartet mit einem ganz besonderen Fall betraut:
Der etwas mittellose, jüdische Rechtsanwalt Jakob Brodsky ist auf der Suche nach einer großen Kanzlei, die ihn bei dem Fall „Neumann“ unterstützen. Die 31-jährige Gloria Neumann wurde in Israel im Beisein ihrer Tochter ermordet und Jakob Brodsky schätzt diese Tat als Akt „internationalen Terrorismus“ ein, sodass sein Mandant, Ben Neumann, Anspruch auf Entschädigung für diesen Verlust hätte.
Um zu entscheiden, ob es sich bei der Tat tatsächlich um einen terroristischen Anschlag handelte, kehrt Hana in ihr Heimatland Israel zurück und versucht vor Ort Kontaktpersonen und Ermittler zu treffen und gemeinsam zu ermitteln.
Zeitgleich versucht Jakob Brodsky in Atlanta mehr über die vermeintliche Terrorzelle herauszufinden und befindet sich so sehr schnell selbst in Gefahr…
Auch wenn dieser Thriller nicht unbedingt ein Pageturner ist, gewinnt er doch durch seine Authentizität und die glaubhaften Charaktere.
Als bekennende Christin sind die Entscheidungen von Hana durchweg durch ihren Glauben geprägt und so ist dieser Thriller auch durch viele interreligiöse Dialoge geprägt, die insbesondere im Zusammenhang mit dem Thema „Terror“ sehr zum Nachdenken anregen.
So ist mir beispielsweise folgender Dialog, den Hana mit dem Besitzer ihres Lieblingsrestaurants führt, besonders im Gedächtnis geblieben. Nachdem Mr. Akbar mehr über Hanas Herkunft und ihren Glauben erfährt, sagt er:
"Ich möchte den Glauben Ihrer Väter nicht missachten. Als Junge hatte ich christliche Freunde, wir haben immer zusammen gespielt. Das war zu einer Zeit, als wir noch glaubten, die unterschiedlichen Gruppen könnten zusammenleben" (S. 140).
Nur weil beide offen über den Glauben sprechen und sich gegenseitig wertschätzen, ist dieser Dialog möglich und er verdeutlicht meiner Meinung nach auch, wie sehr Hana und Mr. Akbar durch das Leben im Nahen Osten geprägt sind. Ein friedvoller Umgang wird von beiden sehr geschätzt. Diese demütige Haltung vermisst man besonders in diesen Zeiten oft, obwohl es so ein großes Geschenk ist, in Freiheit und Demokratie leben zu dürfen.
Insofern ist „Der Auftrag“ von Robert Whitlow ein spannendes Leseerlebnis und für alle zu empfehlen, die glaubhafte Protagonist:innen mögen, an authentischen Anwaltsgeschichten interessiert sind und mehr über das religiöse Leben in Israel erfahren möchten.