Elias&Laia
Inhalt: Seit Laia denken kann, lebt ihr Volk, die Kundigen, unter der Herrschaft der Martialen. Die Tyrannei der Maskierten geht soweit, dass der noch freie Teil der Bevölkerung in Angst und Schrecken ...
Inhalt: Seit Laia denken kann, lebt ihr Volk, die Kundigen, unter der Herrschaft der Martialen. Die Tyrannei der Maskierten geht soweit, dass der noch freie Teil der Bevölkerung in Angst und Schrecken lebt. Das kulturelle Erbe der Kundigen, einst bekannt für ihr breites Wissen, schwindet von Tag zu Tag ein Stück mehr dahin. Der Widerstand, einst in jedermanns Munde, ist nur noch ein Schatten seiner einstigen Existenz. In dieser Zeit, in dieser Welt des martialen Imperiums wird Laias Bruder, ihr nächster Verwandter, als Verräter verhaftet, ihre Großeltern getötet. Plötzlich obdachlos geworden, sucht Laia Unterstützung beim Widerstand und gerät in ein Ränkespiel, das größer ist als sie selbst.
Währenddessen hat Elias, Schüler an der Akademie von Schwarzkliff, die die Masken ausbildet, nur ein Ziel: Flucht. Bald wird er eine vollwertige Maske sein - der beste Zeitpunkt dafür. Niemand erwartet Fahnenflüchtige...Die Ereignisse überschlagen sich und behindern seine Pläne. Er trifft auf Laia, die als Kundigen-Sklavin in die Akademie eingeschleust wurde. Die Ereignisse überschlagen sich und bald kann keiner der beiden mehr unterscheiden wer Freund ist - und wer Feind.
Schreibstil: Das Imperium, von den Martialen errichtet, ist ein Ort der beispiellosen Grausamkeit. Sabaa Tahir zeichnet die dadurch entstehenden Konflikte nieder, dringt in die menschliche Psyche ein und verdeutlicht durch ihre leicht verständlichen Formulierungen die Alltäglichkeit ihrer Charaktere. Sie sind Leute wie du und ich, mit Zweifeln, Problemen und Erinnerungen. Dadurch wirkt das Geschehen sehr real. Abwechselnd erzählen Elias und Laia aus ihrer Perspektive (personaler Erzähler, innerer Monolog). So kann der Leser Elias´ innere Zerrissenheit wunderbar nachvollziehen, folgt Laia durch die Gasse ihrer Heimatstadt. Einige der dargestellten älteren Protagonisten sind abgestumpft angesichts des endlosen Elends, auch das fängt die Autorin ein. Vielschichtig und teilweise erschreckend brutal ist dementsprechend auch die Wortwahl. Deutlich wird vor allem, dass in einer Welt, die so abnorm ist, sich also am Rande des Chaos befindet, jede Grausamkeit alltäglich wird. Nichts überrascht mehr und das macht das Erschrecken umso größer. Dennoch ist der Roman nicht grausam, sondern an vielen Stellen von einer vielgesichtigen Hoffnung durchdrungen, die Mut macht. Neben dem imperialen Staat und dem Widerstand, entstanden aus der Hoffnung, behandelt Sabaa Tahir vor allem die Suche nach Freiheit und die Entscheidung für die Liebe.
Eigene Meinung: Es gibt einen Grund dafür, dass für "Elias & Laia" eine große Kampagne angefangen wurde! Sabaa Tahirs einfallsreiche Story, ihre sympathischen Charaktere, machen es einfach, Empathie zu empfinden. Viele Aspekte, schon die römische Nummerierung der Kapitel, erinnern an das alte Rom und seine Sklavenhalterdynastie. Nachdenken kann man auch über den Umstand, dass die herrschende, unterdrückende Schicht Masken trägt. Zeichen der Persönlichkeitsverlusts? Es bleibt viel Deutungsfreiheit, was durch das offene Ende noch verstärkt wird. Sabaa Tahir selbst schreibt in ihrer bewegenden Einleitung über ihre Motivation zum Roman und ihre Beschäftigung mit einem autoritären Regime.