Rezension zu Gefangen zwischen den Welten
Titel: Gefangen zwischen den Welten
Autor: Sara Oliver
Verlag: Ravensburger
Genre: Jugendbuch/Fantasy
Preis: 16,99 €
Erscheinungsdatum: 24.09.2016
Isbn: 978-3473401444
Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks erhalten.
Dieser Roman ist der erste Band der Welten-Trilogie.
Inhalt:
Ve und Nicky gleichen sich bis aufs Haar. Doch Ve und Nicky sind keine Zwillingsschwestern. Zwischen ihnen liegen sprichwörtlich Welten! Eine mysteriöse Apparatur hat Ve in ein Paralleluniversum katapultiert – mitten hinein in das Leben ihrer Doppelgängerin. Um in ihre eigene Welt zurückkehren zu können, muss Ve sich mit Nicky verbünden, mutiger sein, als sie es jemals zu träumen wagte, und eine große Liebe opfern.
Meinung:
Dies hier ist wieder einmal ein gutes Beispiel dafür, wie ein gut gewähltes Marketing einen zum Buchkauf (in diesem Fall zur Bewerbung für die Leserunde) verleiten kann. Der Trailer sowie der Klappentext und natürlich das hübsch gestaltete Cover haben leider Erwartungen in mir hervorgerufen, die das Buch letztendlich nicht erfüllen konnte.
Es gibt zwei Arten von Jugendliteratur: Diejenige, die auch (weit) über die Altersempfehlung hinaus lesbar und eben diese, die gezielt auf ein bestimmtes Alters abgestimmt ist. „Gefangen zwischen den Welten“ gehört definitiv zur letzteren Kategorie. Dies schlägt sich nicht nur auf den einfachen, jedoch mitreissenden Schreibstil nieder, sondern findet sich vor allem in der Charaktergestaltung wieder.
Auch wenn der gesamte Roman aus der Erzählerperspektive wiedergegeben und der Klappentext von Ve und ihrer Doppelgängerin Nicky spricht, ist Ve als sie eigentliche Hauptcharakterin zu betrachten. Es wurde sehr viel Wert auf den Aufbau der Geschichte gelegt, so dass wichtige Eigenschaften wie die Charakterzeichnung leider hinten anstehen musste. Bis zum Schluss wurde kaum eine der Figuren für mich wirklich greifbar. Es fehlt an Charakterbeschreibungen – was besonders wichtig ist, wenn in der 3. Person erzählt wird – und das wenige was bei den wichtigsten Personen rübergebracht wurde, ließ sie in meinen Augen nicht gerade sympathisch erscheinen. Natürlich darf man weiterhin nicht vergessen, dass es sich um eine Jugendlitarur handelt. Und wahrscheinlich bin ich auch aus diesem Grunde nicht die Zielgruppe für dieses Werk. Hauptcharakter Ve läuft keinerlei Entwicklung durch uns bleibt bis zum Schluss relativ naiv. Besonders ihre Entscheidung ganz zum Schluss ist für mich nicht nachvollziehbar, aber wahrscheinlich handelt man in diesem Alter noch so kopflos. Ich habe erfolgreich alles von damals verdrängt. :)
Des Weiteren wurde dem Hauptthema um die Parallelwelten nicht genügend Beachtung geschenkt. Ich erwarte selbst in Fantasyromanen (bis auf das Reisen zwischen den Welten ist dieses Werk allerdings eher in die reine Kategorie Jugendroman einzuordnen) einigermaßen logische und nachvollziehbare Erklärungen. Hier wurden mehrfach Andeutungen gemacht, wie genau die Theorien und Apparaturen funktionieren aber jedes Mal mit einer Bemerkung der Hauptcharakterin ala „Braucht man mir nicht zu erklären, da ich es ja eh nicht verstehe“ abgetan. Ich schwanke als Erklärung hierfür noch zwischen den Möglichkeiten, dass die Autorin sich selbst mit der Materie nicht auseinander gesetzt hat, oder die LeserInnen für ebenso ungebildet wie Ve gehalten werden. Wenn ein Jugendlicher zu einem Roman dieser Art greift wird er sicherlich ebenfalls an dem ‚Wie‘ Interesse haben. Da bin ich mir sehr sicher.
Die Liebesgeschichte in diesem Buch wirkt auf mich leider sehr gewollt und zu konstruiert, als ob man sie unbedingt mit einbringen musste. Denn fantastische Jugendliteratur darf mittlerweile auf keinen Fall ohne eine Romanze daher kommen! Sie ist direkt von der ersten Begegnung an vorhersehbar und weist die typischen Klischees von Jugendromanen und Romanen für junge Erwachsene auf. Auch wenn ich mich wiederhole und dieses seichte und oberflächliche Liebesdreieck wahrscheinlich bei einem sehr jungen Publikum sehr gut ankommen kann hat man als Verleger und Autor auch einen gewissen Vorbildcharakter. Ich beziehe mich hier auf den Schluss des Romans, den ich nicht spoilern möchte. Wer von euch das Buch bereits gelesen hat kann sich hierzu gerne per Mail (info @ kitsunebooks. de) mit mir austauschen. Bin da sehr auf andere Meinungen gespannt. Dieses Ende soll als Aufhänger für den zweiten Band als Cliffhanger wahrscheinlich die Vorbestellungen in die Höhe treiben, aber es gibt im Buch so viele ungeklärte Fragen, dass dies nicht nötig gewesen wäre.
Am meisten mitreissen konnte mich die Gestaltung der Unterschiede, die in den beiden Welten durch gewisse Ereignisse hervorgerufen wurden und somit für das nötige Konfliktpotenzial gesorgt haben. Die Autorin bringt hier gut politische Themen ein, die auch in unserem Leben für viel Spannungen sorgen. Dies war auch der Teil, der mich bis zum Schluss bei Laune halten konnte. Auch hier bleiben mir einige Fragen offen, die (hoffentlich) wahrscheinlich in den nächsten Bänden aufgeklärt werden.
Fazit:
Ich hatte mit einer Lektüre ähnlich einer „Everflame“ Reihe gerechnet, jedoch einen Roman erhalten, den ich ausschließlich der Zielaltersgruppe empfehlen würde. Aufgrund der mangelnden Entwicklung der Hauptcharakterin und auch der leider fehlenden Tiefe sämtlicher Protagonisten konnte ich mich nicht richtig auf die Geschichte einlassen, so sehr ich es auch wollte. Denn sie hat so viel Potenzial! Der Lesefluss wurde zwar konstant durch einen einfachen Schreibstil aufrecht erhalten und auch die politischen Themen wurden nennenswert eingebaut, jedoch haben gewisse Einflüsse, wie die unglaubwürdige Liebesgeschichte, dies für mich wieder kaputt gemacht.
Es bleiben zum Ende hin einige Fragen ungeklärt, deren Auflösungen mich generell interessieren. Auch würde ich gerne wissen, ob Ve und Nicky noch eine Reifung durchlaufen. Jedoch werde ich diese Reihe zum jetzigen Stand der Dinge nicht beenden.
3 von 5 Sterne für „Gefangen zwischen den Welten“.