Starker Anfang - schwaches Ende
Als John Rikker zum ersten Mal die Kabine seines neuen Eishockeyteams betritt, ist nicht jeder erfreut über den neuen Mitspieler. Allen voran Michael Graham, der Rikker schon aus der Vergangenheit bestens ...
Als John Rikker zum ersten Mal die Kabine seines neuen Eishockeyteams betritt, ist nicht jeder erfreut über den neuen Mitspieler. Allen voran Michael Graham, der Rikker schon aus der Vergangenheit bestens kennt und ebendieser sein größtes Geheimnis kennt, dass er um jeden Preis für sich behalten möchte. Doch die Gefühle zwischen ihnen sind immer noch da - so sehr Graham sie auch zu ignorieren versucht.
Michael Graham ist ein ruhiger, aber sehr sympathischer Eishockeyspieler, den man einfach ins Herz schließen muss. Denn Michael hat Angst in der Öffentlichkeit seine wahren Gefühle preis zugeben und tut daher alles um nicht als homosexuell aufzufallen. Er trinkt zu viel, nimmt das ein oder andere Mädchen mit aufs Zimmer und achtet sehr darauf wie er sich kleidet und verhält. Alles in allem ist er im Bezug auf seine wahren Gefühle sehr paranoid und kämpft gegen sich selbst an. Dabei wird auch deutlich, dass er noch sehr unter einem Ereignis in seiner Vergangenheit leidet, dass ihn genau in diesen Dingen geprägt hat und falsche Entscheidungen treffen lassen hat, die er unbedingt wieder gut machen möchte.
Mit John Rikker haben wir einen weiteren Eishockeyspieler als Protagonisten, der sich im Gegensatz zu Graham allerdings schon geoutet hat - wenn auch unfreiwillig und nun mit den Folgen zu kämpfen hat, wovor er sich aber keinesfalls versteckt. Lieber tut er jede noch so kleine Bemerkung mit einem schlagfertigen, aber zum Teil auch humorvollen Spruch ab, denn Rikker weiß definitiv wie man um das kämpft, was man liebt. Trotzdem zeigt er hin und wieder auch seine verletzliche Seite, die ihn noch authentischer und sympathischer wirken lässt.
Die Beziehung zwischen den beiden hat auf mich sehr authentisch gewirkt. Die beiden kennen sich schon aus Highschool Zeiten und haben damals schon ihre Zuneigung zueinander entdeckt, konnten diese aber aufgrund der christlich geprägten Gemeinde nicht offen ausleben und wurden schließlich durch ein schreckliches Ereignis voneinander getrennt. Auf dem College stehen die beiden sich wieder gegenüber und die Gefühle sind immer noch da, aber auch von viel Schmerz und Angst geprägt und vor allem Graham versucht alles zu ignorieren. Mir hat es super gefallen, wie Rikker versucht hat ihn aus seinem Schneckenhaus zu locken und ich bewundere ihn für seine Durchhaltekraft.
Als Nebencharaktere sind sowohl Hartley und Bridger aus Band 1 und 2 wieder mit dabei, aber wir lernen auch neue Leute aus Harkness kennen. Hier hat es mir vor allem Bella angetan, denn sie bringt mit ihrer etwas aufgedrehten Art immer wieder frischen Wind in die Geschichte und daher freue ich mich noch mehr auf Band 4, wo sie ihre eigene Geschichte bekommt. Auch Grahams Familie mochte ich richtig gerne, denn sie sind immer füreinander da und haben ein großartiges Verständnis zueinander. So sehr ich Grahams Familie ins Herz geschlossen habe, so wenig mochte ich Rikkers Familie, denn ich konnte deren Handeln überhaupt nicht nachvollziehen.
Der Schreibstil von Sarina Bowen ist wieder locker leicht und sie findet die richtige Mischung aus Drama, Humor und Erotik. Vor allem aber lebt die Geschichte von Gefühlen, die wir durch die abwechselnde Sicht der beiden Hauptprotagonisten hautnah mit erleben.
Insgesamt habe ich das Buch wirklich über weite Strecken geliebt. Allerdings habe ich die ganze Zeit auf den großen Knall und eine unerwartete Wendung gewartet, doch irgendwie kam in dieser Hinsicht nicht wirklich etwas. Viel mehr plätschert die Geschichte zum Teil etwas langweilig vor sich hin und auch das Ende wurde meiner Meinung nach leider etwas künstlich in die Länge gezogen..
Trotzdem befasst sich Sarina Bowen mit einem doch teilweise noch sehr sensiblen Thema, denn Homosexualität - gerade im Leistungssport - bietet immer wieder Diskussionsbedarf. Die Autorin zeigt hier eindrucksvoll wie sich der Druck auf die Athleten auswirkt und das es immer noch einige schwarze Schafe gibt, die mit diesem Thema nicht umgehen können.
Insgesamt ist der dritte Band eine über weite Strecken gelungene Fortsetzung, die auch mal ein etwas anderes Thema behandelt. So sehr ich das Buch lieben wollte (und das habe ich wirklich über den größten Teil), so sehr war ich von den letzten 30% enttäuscht, denn die Geschichte plätscherte plötzlich ohne jegliche Spannung und viel zu viel Harmonie vor sich hin. Dafür gibt es von mir 3,5/5 Sterne.