Fitzek wie wir ihn kennen und lieben - mit einer Ausnahme...
Alexander Zorbachs Leben könnte chaotischer kaum sein: Vor einigen Jahren verlor er auf tragische Weise seinen Job, woran seine Ehe zerbrach. Seitdem arbeitet er als Sensationsjournalist, was nicht dazu ...
Alexander Zorbachs Leben könnte chaotischer kaum sein: Vor einigen Jahren verlor er auf tragische Weise seinen Job, woran seine Ehe zerbrach. Seitdem arbeitet er als Sensationsjournalist, was nicht dazu beiträgt, dass sein Leben wieder geregelte Bahnen ziehen könnte. Alles wird noch schlimmer, als er auf mysteriöse Weise in den Fall eines Serienmörders verwickelt wird, der "Augensammler" genannt wird. Dieser entführt Kinder, nachdem er die Mütter getötet hat und schickt die Väter auf eine grausame Schnitzeljagd, bei der die Zeit gegen sie spielt. Werden die Kinder gefunden, sind sie tot - und ihnen fehlt ein Auge. Zorbach selbst gerät durch eine Verkettung seltsamer Zufälle ins Visier der Ermittler und kämpft nun ebenfalls gegen die Zeit. An seiner Seite steht die blinde Alina, die sich ganz sicher ist, den Augensammler erst kürzlich selbst getroffen zu haben...
Was bei diesem Thriller zuallererst auffällt, ist die ungewöhnliche Nummerierung von Seiten und Kapiteln - diese ist nämlich absteigend. Die Auflösung erklärt dieses Phänomen, was der Geschichte im Nachhinein einen zusätzlichen Kick gibt.
Hat man diese erste Verwunderung überwunden ( das Buch beginnt mit einem Epilog), startet der Thriller in bekannter Fitzek-Manier: Schon mit der Handlung des kurzen Epilogs steckt man mitten in der fesselnden Handlung, möchte unbedingt wissen, wie es zu diesem Punkt hat kommen können und von welchem Grauen die Geschichte hier berichtet. Diese Spannung zieht sich dann durch das ganze Buch, von Seite zu Seite, von Kapitel zu Kapitel wird man eingesogen in den Wettlauf Zorbachs gegen die Zeit und gegen den Augensammler. Natürlich trägt die dem Fitzek-Leser wohlbekannte Tatsache, die Kapitel jeweils mit kleinen Cliff-Hängern enden zu lassen, maßgeblich dazu bei, dass man kaum aufhören kann zu lesen.
Vor allem durch die Figur der blinden Physiotherapeutin Alina bekommt diese Geschichte ihre Besonderheit: Nicht nur hat Fitzek hier wieder unvergleichlich gut und genau recherchiert (was er in seinem Nachwort näher beschreibt), sodass mit einigen Klischees über Blindheit und den Alltag sehbehinderter Menschen aufgeräumt werden kann. Auch die leicht übernatürliche Komponente, die Alina ins Spiel bringt, heben den Plot auf neue Ebenen.
Wie in seinen anderen Büchern schafft es Fitzek im "Augensammler", dass ich als Leser die Geschichte lese und mich ständig frage: Wer ist es? Was übersehe ich? Man misstraut allen Figuren und möchte ihnen doch glauben. Und trotzdem ist die Auflösung absolut überraschend...
Was diesen Fitzek jedoch von anderen unterscheidet, ist zunächst die Tatsache, dass es sich hier um einen Zweiteiler handelt. Auf den Augensammler folgt der Augenjäger, und tatsächlich endet der Augensammler auch mit einem entsprechenden Cliff-Hänger, auch wenn die Handlung in sich abgeschlossen und gewohnt sauber und detailliert aufgelöst ist. Zum anderen ist dieser Thriller ungewohnt brutal! Zum einen bedient sich Fitzek einer recht vulgären Alltagssprache, über die man ab und an dann doch stolpert. Zum anderen finden sich Szenen absoluter menschlicher Grausamkeit, was sich abhebt vom restlichen Werk des Autors (ausgenommen "Abgeschnitten"). Mir persönlich hat dies nicht gestört, für zarte Gemüter allerdings kann der Plot hier doch etwas zu viel sein.
Zusammengefasst handelt es sich hier um einen Thriller, bei dem Fitzek-Leser alles finden, was sie suchen und schon kennen: Authentische Figuren, die allerdings zum Teil etwas vorschnell handeln, spannende Clif-Hänger zwischen den Kapiteln, die das Buch zu einem Page-Turner machen, eine fulminante und überraschende Auflösung und Spannung pur!