Ein vermisstes Kind - ein verzweifelter Vater - ein Höllentrip ins Innere der Psychiatrie
Zwei entsetzliche Kindermorde hat er bereits gestanden und die Berliner Polizei zu den grausam entstellten Leichen geführt. Doch jetzt schweigt der psychisch kranke Häftling Guido T. auf Anraten seiner Anwältin. Die Polizei ist sicher: Er ist auch der Entführer des sechsjährigen Max, der seit drei Monaten spurlos verschwunden ist. Die Ermittler haben jedoch keine belastbaren Beweise, nur Indizien. Und ohne die Aussage des Häftlings werden Max' Eltern keine Gewissheit haben und niemals Abschied von ihrem Sohn nehmen können.
Drei Monate nach dem Verschwinden von Max macht ein Ermittler der Mordkommission dem verzweifelten Vater ein unglaubliches Angebot: Er schleust ihn in das psychiatrische Gefängniskrankenhaus ein, in dessen Hochsicherheitstrakt Guido T. eingesperrt ist. Als falscher Patient, ausgestattet mit einer fingierten Krankenakte. Damit er dem Kindermörder so nahe wie nur irgend möglich ist und ihn zu einem Geständnis zwingen kann....(Klappentext)
Triggerwarnung: Pädophilie, Kindesmissbrauch, Vergewaltigung
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"Langsam, mit schlurfenden Schritten, tastete er sich Meter um Meter voran. Und dann trat Till aus dem rosa farbenen Isolationszimmer in die ihm fremde und Angst einflößende Welt der Steinklinik."
(S. 86)
Vor einem Jahr gelangte der sechsjährige Max, Sohn von Till Berkhoff, in die Fänge des Serienkillers Guido Tramnitz, von den Medien nur "Brutkasten-Bestie" genannt. Kurz darauf wurde Tramnitz, aufgrund seiner Unachtsamkeit, endlich gefasst und gestand drei Morde. Vom kleinen Max kam jedoch kein Wort über seine Lippen, nur ein hämisches Grinsen.
Aufgrund einer schweren schizophrenen Störung wurde Tramitz als schuldunfähig eingestuft und fristet nun im Hochsicherheitstrakt einer psychiatrischen Klinik sein Dasein. Ab diesem Zeitpunkt sprach er kein Wort mehr über seine verübten Morde und die Leiche von Max wurde nie gefunden.
Seit sein Sohn verschwand ist Till nur noch der Schatten seiner selbst. Die Ehe liegt in Scherben, Schuldgefühle plagen ihn und die Ungewissheit was mit seinem Sohn passiert ist frisst ihn auf. Er möchte seinen Sohn begraben und somit zumindest zum Teil mit diesem Verlust abschließen. Dafür schmiedet er einen äußerst gewagten Plan - er muss in die Nähe von Tramnitz kommen und dafür muss er selbst eingewiesen werden. Doch der Mann, dessen Identität er für dieses Unterfangen annimmt, ist selbst ein Kindermörder und der Klinikaufenthalt wird für ihn dadruch ein Gang durch die Hölle. Dabei lässt er jedoch niemals sein Ziel aus den Augen - sich den Mörder seinen Sohnes vorzuknöpfen.
Das klingt nun alles spannend, toll und aufregend, doch für mich wurde es eine Leseerfahrung voller Augenrollen, genervtes Seufzen und entrüsteten "WTF's!".
"Babyshampoo und Angst ergeben eine herrliche Duftmischung, finde ich. Man müsste sie in Flaschen füllen und bei Rossmann verkaufen."
(S. 232)
Es ist nämlich alles einfach too much. Da wollte der Autor wohl so viel wie möglich in diesen Psychothriller hinein packen, um den LeserInnen so richtig die Schlüppis wegzusprengen. Dadurch wirkt die gesamte Story jedoch völlig überfrachtet und unglaubwürdig.
Zudem macht Fitzek auch vor Klischees nicht Halt, welche mich als ehemalige Krankenschwester einer geschlossenen Akut-Psychiatrie die Haare zu Berge stehen lässt. Actionszenen, spektakuläre Abgänge und Körperverletzungen, wechseln sich damit ab. Dann noch etwas von E.A. Poes "Das System des Dr. Teer und Prof. Feder" und, um alles noch etwas beklemmender und unheimlicher zu machen, noch etwas Alcatraz-Stimmung, indem die Klinik durch Hochwasser von der Außenwelt abgeschnitten wird. Dies alles übrigens schon auf den ersten 100 Seiten und selbst im Hinblick auf die Auflösung völlig sinnfrei, übertrieben und, wie schon erwähnt, too much.
Es geht bei den Protagonisten weiter, denn wir erhalten Einblicke in unzählige Perspektiven, wie z.B.: Till, Rebecca (Till's Frau), Dr. Frieder, Seda (Patientin), Dr. Sänger (ärztl. Leiterin), Max und natürlich Tramitz mit Einblicken in seine Kindheit. Auch hier einfach alles zu viel und dadurch bleibt jede Figur blass und oberflächlich.
Zudem hat man es hier mit korrupten Ärzten, inkompetent agierendem Personal, Prostitution innerhalb der Klinik, etc. zu tun.
Die ganzen Unglaubwürdigkeiten ärgerten mich jedoch am meisten. Man stelle sich eine topmodern ausgestattete psychiatrische Einrichtung vor. Ausgestattet mit einem Schließsystem wie in einem Hochsicherheitsgefängnis, Keycard und Iris-Scanner gewähren nur dem Personal uneingeschränkten Zugang zu den verschiedenen Abteilungen. Gerade diese Ausgangssituation macht die Story und so manche Handlungen so unglaubwürdig, denn hier scheint trotzdem alles möglich zu sein ... für Patienten ebenso, wie auch für Ärzte. Im selben Atemzug scheint der Autor diese Handlungen zu rechtfertigen, was alles nur noch unglaubwürdiger macht.
Auf jeder Seite raufte ich mir entweder die Haare oder rollte genervt mit den Augen..manchmal auch beides gleichzeitig.
"Bis auf einen Pfleger, der im Schwesternzimmer auf Abruf blieb, versammelten sich in diesem Moment alle Mitarbeiter in der Lobby. Und die meisten Patienten waren bereits in anderen Häusern untergebracht, weswegen Tramnitz das Stockwerk im Grunde für sich alleine hatte."
(S. 205 - kopfschüttel)
Man hat dabei ständig das Gefühl alles schon mal gelesen/gehört/gesehen zu haben und auch wenn die Auflösung in typischer Fitzek-Manier daherkommt, bleibt der Überraschungseffekt doch etwas auf der Strecke, im Gegenzug erhält man einen bitteren Nachgeschmack.
Fazit:
Ich habe von Fitzek nun schon länger kein Buch mehr gelesen, war jedoch vor paar Jahren ein Fan von ihm und seinen Büchern. Hier frage ich mich nun wo der "alte" Fitzek hin ist. Schon beim Schreibstil erkannte ich ihn nicht wieder, welcher sich von fesselnder Sprachgewalt zu einem plumpen und einfachen Schreibstil entwickelt zu haben scheint. Sollte ein Autor mit den Jahren nicht besser werden, anstatt schlechter?
Zu der Story selbst möchte ich hier nicht mehr viel sagen, habe ich dies doch bereits oben schon getan.
Der Autor produziert zwar am laufenden Band Bücher, sein Augenmerk scheint jedoch eher auf dem Marketing und der äußeren Erscheinung der Bücher liegen, während die Storys auf der Strecke bleiben und nichts Neues zu bieten haben.
Außen hui, innen literarisches Pfui. Wenn ich also in Zukunft einen Fitzek lese, dann mit Sicherheit nur ältere Werke.
© Pink Anemone