Max Rhode ist ein gesetzestreuer Bürger und ein One-Hit-Wonder in Sachen Schriftstellerei. Er kann einfach nicht an den Erfolg seines ersten Buches anknüpfen. Seine Frau verdient das Geld und er kümmert sich um die Pflegetochter. Doch dann bricht die Hölle über ihn herein – und er muss an allen Fronten kämpfen: um seine Ehe, seine Pflegetochter, sein Leben und seine Existenz.
Bisher habe ich nur „Noah“ von Fitzek genossen und war da nicht sonderlich angetan, muss ich zugeben. Die Idee, dass es das im Buch vorkommende Buch tatsächlich gibt (noch habe ich „Die Blutschule“ nicht gelesen, aber es liegt auf meinem SuB) finde ich aber sehr gelungen und ich wagte mich an „Das Joshua-Profil“ heran. Was soll ich sagen? Das Buch polarisiert, mich hat es überzeugt!
Die Figur Max Rhode ist sehr realitätsnah angelegt. Schon schnell ist er ein sympathischer Zeitgenosse, dessen Schicksal den Leser berührt und interessiert. Man kommt nicht umhin, sich zu wundern, dass all das ihn, den braven, unbescholtenen Bürger, trifft und nicht seinen völlig anders gestrickten, kriminellen Bruder, der all das doch „verdient“ hätte.
Fitzek hat eine Reihe Wendungen und Schicksalsschläge eingebaut, die immer wieder schockieren, aber nicht komplett an den Haaren herbeigezogen sind. Am Ende staunt man, wie alles zusammenhängt und wie gut das passt. Und genau das jagt dann eine extra-Gänsehaut über den Körper, da die Erkenntnis kommt: das könnte exakt so passieren!
Ich hätte wirklich nicht erwartet, dass mir das Buch so gut gefällt. Aber Fitzek beherrscht die Kunst, eine Prise (passenden) Humor mit einzubauen und die Story so noch echter, noch mehr an den Leser direkt gerichtet wirken zu lassen. Es kommen immer wieder Sätze vor, die mir besonders gut gefallen und die besondere Situationen sehr außergewöhnlich, aber absolut gut treffen. Ein Beispiel: „Die Welt drehte sich ohne mich, für eine kurze Weile zumindest.“ Ganz besonders gefallen hat mir eine Szene, in der sich Rhodes Ziehtochter mit ihrer Lehrerin auseinander setzt. Diese Szene allein ist schon einen Sonderpreis wert und für mich mit das Beste, was je zum Thema Schwulenhass geschrieben oder gesagt wurde.
Auch findet Fitzek immer wieder Vergleiche, die einfach köstlich und unheimlich treffend sind. Mir gefällt das sehr gut und ich genieße es, wenn es so rund und stimmig gemacht ist, wie hier.
Die Protagonisten sind teils sehr speziell, aber noch gerade so exzentrisch, dass man sie akzeptieren kann. Jola ist ein Teenager, den man auf Anhieb mag, trotz oder auch gerade wegen der Knodderschnauze, die sie hin und wieder hat. Toffi könnte direkt aus einer der Anwalt-Serien kommen, passend wäre er bei Ally McBeal beispielsweise. Schon deshalb mag ich ihn. Max Rhode ist der typische Loser, den man trotzdem mag, weil er ein anständiger Kerl ist. Kim hat den Part des Brötchenverdieners inne und ermöglicht Max so, weiter an seiner Karriere zu arbeiten. Die anderen Protagonisten … nun, das sollten die künftigen Leser dann einfach mal selbst herausfinden!
Ich hatte wenig erwartet und sehr gute und spannende Unterhaltung bekommen. Das sind Überraschungen, die ich mag. „Das Joshua-Profil“ spricht eine Problematik und eine Thematik an, die in nicht allzu ferner Zukunft tatsächlich akut werden könnte. Es lohnt sich, mal darüber nachzudenken. Alles in allem ist das für mich ein fünf-Sterne-Buch. Wer hätte das gedacht!