Cover-Bild Salomés Zorn
(16)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 246
  • Ersterscheinung: 26.01.2023
  • ISBN: 9783406800009
Simone Atangana Bekono

Salomés Zorn

Roman
Ira Wilhelm (Übersetzer)

WENN AUSGRENZUNG IN GEWALT UMSCHLÄGT

Simone Atangana Bekono legt mit "Salomés Zorn" ein erstaunliches Debüt über das Aufwachsen in einem rassistischen Umfeld vor. Mit der Geschichte der Jugendlichen Salomé, die ihre Wut nicht kontrollieren kann und sich zunehmend an den Rand der Gesellschaft manövriert, erzählt sie auf eindringliche Weise, wie stark das Gefühl des Fremdseins ein Leben dominieren kann.

"Du musst deiner Faust folgen", erklärte er und machte mir den Schlag vor. "So, als ob du ein Loch in deinen Feind schlagen willst." Salomés Vater weiß, was Rassismus bedeutet. Als Kameruner in der niederländischen Provinz hat er ihn oft genug am eigenen Leib erfahren. Für ihn liegt es auf der Hand, was er seiner sechzehnjährigen Tochter mit auf den Weg gibt: Du musst kämpfen. Seinen Blick voller Scham, als sie verhaftet wird, vergisst Salomé nicht. Die Jugendstrafanstalt, in die sie gebracht wird, ist kaum beklemmender als das Dorf, in dem sie aufgewachsen ist. Doch muss sich Salomé hier zum ersten Mal wirklich mit dieser großen Wut auseinandersetzen, die ihr Handeln immer stärker bestimmt. Und das ausgerechnet mit dem Therapeuten Frits, den sie aus "Hello Jungle" kennt, einer Trash-TV-Show, die mit den fremdenfeindlichen Vorurteilen ihrer Kandidaten auf Quotenfang geht. Aber mit Gewalt und Verachtung wird sie hier nicht weiterkommen, Salomé muss umdenken – und beginnt zu verstehen, dass ihre eigene Feindseligkeit nichts von dem aufwiegt, was sie selbst so verachtet.

  • Das preisgekrönte Romandebüt der niederländischen Lyrikern Simone Atangana Bekono
  • Ein packender Roman über strukturellen Rassismus in Europa
  • Prägnant, tiefschürfend und mit großer Dringlichkeit erzählt

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.03.2023

Fremde Heimat

0

Die sechzehnjährige Salomé lebt zusammen mit ihrer Familie in einem niederländischen Dorf, ihr Vater kommt aus Kamerun, die Mutter ist Niederländerin. Auf dem Gymnasium, das sie besucht, ist sie immer ...

Die sechzehnjährige Salomé lebt zusammen mit ihrer Familie in einem niederländischen Dorf, ihr Vater kommt aus Kamerun, die Mutter ist Niederländerin. Auf dem Gymnasium, das sie besucht, ist sie immer wieder Anfeindungen ausgesetzt, die Situation spitzt sich zu. Salomés Vater kauft einen Punchingball und bringt seinen Töchtern bei, sich zu verteidigen. Salomé aber kann ihre Wut kaum kontrollieren; als sie zum wiederholten Male bedrängt wird, eskaliert die Situation, was damit endet, dass Salomé in der Jugendstrafanstalt landet, wo sie lernen soll, ihren Zorn im Zaum zu halten. Ihr Therapeut aber ist ausgerechnet ein Mann, der als Kandidat in einer fremdenfeindlichen Fernsehsendung aufgetreten ist.

„Ich brülle, weil ich nicht weinen will. Und dann flippe ich aus.“ (Seite 58)

Salomé ist die Ich-Erzählerin in diesem Debütroman und ihre Wut und ihr Zorn ziehen sich durch das ganze Buch. Welcher Vorfall dazu geführt hat, dass sie für sechs Monate in die Jugendstrafanstalt muss, wird erst spät enthüllt, davor gibt es immer nur kleine Andeutungen, Versuche einer Erklärung und die Suche nach einer Antwort, ohne die Frage zu kennen. Der unterschwellige und auch der offene Rassismus waren schwer zu ertragen, manche Ausdrücke fand ich so schlimm, dass es mich förmlich geschüttelt hat beim lesen. Was das mit einem jungen Menschen macht, wage ich mir gar nicht vorzustellen, zumal wenn dieser auch so schon auf der nicht einfachen Suche nach Identität und Zugehörigkeit ist.

Ich habe ein wenig gebraucht, um ins Buch zu finden, fand den Schreibstil speziell und die Erzählweise sehr gewöhnungsbedürftig. Die Gedanken der Jugendlichen waren manchmal wirr, wache Momente, Erinnerungen und Träume wechselten sich ab, Wünsche, Sehnsüchte und Hoffnungen standen im Raum und fanden dennoch keinen Platz. Im Laufe der Geschichte wurde dies anders, ich konnte Salomé verstehen, mit ihr fühlen, hatte Verständnis für ihre Ohnmacht, ihren Zorn und diese große Wut. Ein Buch mit einem wichtigen Thema, aktueller denn je, auf das man sich einlassen muss, denn einfach macht es die Autorin der Leserschaft nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.03.2023

Im Kopf von Salomé

0

Wie ist es als einzige schwarze Kind unter vielen weißen Niederländer:innen aufzuwachsen? Wie ist es toleriert zu werden aber nicht gemocht? Die Protagonistin Salomé, die mit ihren Eltern aus dem Kamerun ...

Wie ist es als einzige schwarze Kind unter vielen weißen Niederländer:innen aufzuwachsen? Wie ist es toleriert zu werden aber nicht gemocht? Die Protagonistin Salomé, die mit ihren Eltern aus dem Kamerun als kleines Kind in die Niederlande kam und nun als Jugendliche auf das örtliche Gymnasium geht, ist fortwährend Rassismus, Xenophobie und Diskriminierungen ausgesetzt. Sie ist eine starke junge Frau, die sehr gebildet ist, aber eine tiefe Wut in sich trägt.
Es geht so weit, dass eine Situation eskaliert und Salomé für 6 Monate in der Jungendhaftanstalt landet. Hier ist sie gezwungen sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und ihrer Wut auf den Grund zu gehen. Helfen soll ihr dabei Frits, ein Therapeut. Auch hier wieder die Verwebung vom bekundeten Anti-Rassist, aber im Grunde ist er sich seiner rassistischen Bewertungen nicht bewusst.
Das Debüt der jungen Niederländerin Simone Atangana Bekono ist aus Sicht von Salomé geschrieben und man muss sich ein wenig einfuchsen in den Text. Eintauchen und ihren Gedanken folgen, ihrer Reflektionen den nötigen Raum geben.
‚Salomés Zorn‘ hat einen eindringlichen Rhythmus im Text, klingt ab und an fast lyrisch, aber erzählt auch sehr plastisch und gut vorstellbar. Ein gelungenes Debüt aus meiner Sicht. Ich kann es allen ans Herz legen, die das Thema Fremdenfeindlichkeit umtreibt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.02.2023

Ein zweites Ich

0

In ihrem kraftvollen und zornigen Debütroman „Salomés Zorn“ schildert die niederländische Autorin und Lyrikerin Simone Atangana Bekono eindrücklich, was Rassismus und Mobbing mit einem jungen Menschen ...

In ihrem kraftvollen und zornigen Debütroman „Salomés Zorn“ schildert die niederländische Autorin und Lyrikerin Simone Atangana Bekono eindrücklich, was Rassismus und Mobbing mit einem jungen Menschen anrichtet.

Die Teenagerin Salomé Henriette Constance Atabong lebt zusammen mit ihrer Familie in einem niederländischen provinziellen Dorf – ihr Vater stammt aus Kamerun und weiß, was es bedeutet, wegen der Hautfarbe von täglichen Anfeindungen betroffen zu sein. Er installiert in der Garage einen Punchingball und sein Mantra an seine Töchter lautet: Arbeitet hart, beklagt euch nicht und schlagt ein Loch in den Feind. Auf dem Gymnasium ist Salomé schlau, besonders die Literatur und das Lesen haben es ihr angetan, aber Freunde findet sie kaum. Im Gegenteil: Das Schulleben ist geprägt von Mobbing, verletzenden Kraftausdrücken und herabsetzenden Handlungen. Als sie eines Tages zwei Jungs aus der Schule beim Nachhauseweg verfolgen, befolgt Salomé den Ratschlag ihres Vaters und lässt ihrer aufgetauten Wut freien Lauf. Die Gewalttat bringt sie in eine Jugendstrafanstalt, in der sie sechs Monate lang lernen soll, ihre Gefühle auszudrücken und sich zu rehabilitieren.

Der Kernpunkt des eindringlichen und bewegenden Romans liegt in diesem Aufenthalt im sogenannten Donut, der kreisförmigen Jugendstrafanstalt. Salomé wird dem Betreuer und Therapeuten Frits zugeordnet, der vorher in der fragwürdigen TV-Show „Hello Jungle“ teilgenommen hat – in diesem Format werden indigene Völker in Afrika bloßgestellt. Aus der Ich-Perspektive erzählt Salomé von anderen Insassinnen, vom Alltag in der Anstalt, aber vor allem von ihren Albträumen und ihrem mäandernden Zusammenfinden der Erinnerungen. Faszinierend, lyrisch und packend setzt Simone Atangana Bekono diese Erinnerungen mosaikartig und künstlerisch abstrakt zusammen, lässt Salomé in einer Art sogartigem Monolog von ihrer Kindheit, ihrer Familie samt den Ratschlägen der intellektuellen Tante Céleste, aber auch von ihrem prägenden Besuch in Kamerun, dem Entstehen eines Geflüchtetenheims und damit einhergehenden Anfeindungen in ihrem Dorf und den darauffolgenden inneren und äußeren Veränderungen in ihrer Seele reflektieren.

„Meine Gedanken sind alt. Sie wiederholen sich in merkwürdigen Formationen, wie die Vögel, die über den Donut fliegen, wie Erinnerungen, die sich mir aufdrängen.“ S. 111

In Salomés Gedanken mischen sich beim Aufbrechen ihres Seelenlebens mythische Geschichten, griechische Tragödien, Furien und Charaktere der vielen anspruchsvollen Romane, die sie in der Haft liest, bis sie ergreifend zum Kern ihrer Gewalttat vordringt. Besonders die Schilderung der Tat beweist pointiert das lyrische Talent der Autorin, aber auch der Rest des Romans lebt von der sprachlichen Wucht und Akzentuierung – Kernaussagen werden wie ein roter Faden wiederholt und zusammengesetzt, was einem einprägendem Klagelied und einer Katharsis gleicht.

Salomés tiefgründige und philosophische Gedanken auf der Suche nach dem ausschlaggebenden Zeitfenster, in dem sie einen Weg eingeschlagen hat, der sie von dem ihrem zweiten Ich, der anderen Salomé, der alles im Leben offensteht und gelingt, entfernt hat, mögen zwar stellenweise etwas zu mystisch-verwirrend aufgefangen sein, ergeben am Ende aber ein klug-beklemmendes Gesamtkunstwerk und prägen sich beim Lesen so tief ein, dass sie sich nicht so schnell abschütteln lassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.02.2023

Fremd und voller Wut...

0

Mir war vor Lektürestart schon klar, dass es sich um keine leichte Kost handelt, aber dass es dann so derb wird, das hatte ich nicht erwartet.

In der Geschichte geht es um Salomé, die nach einem Vorfall ...

Mir war vor Lektürestart schon klar, dass es sich um keine leichte Kost handelt, aber dass es dann so derb wird, das hatte ich nicht erwartet.

In der Geschichte geht es um Salomé, die nach einem Vorfall in eine Art Besserungsanstalt für junge Erwachsene muss. Was hat sie dahin gebracht? Und warum ist sie nur so voller Wut?

Diesen Roman liest man nicht mal eben nebenbei, denn er erfordert die volle Konzentration des Lesers, sofern er denn mitkommen möchte. Die Gegenwart im sogenannten Donut, der Besserungsanstalt, wechselt ohne Vorankündigung mit Vergangenem, Gefühlen, Träumen und Gedanken. Ist man nicht aufmerksam bei der Sache, so verliert man schnell den Faden.

Was Bekono dem Leser da schildert ist so hart und derb, dass es nur schwer zu ertragen ist. Man spürt in jeder Zeile wie gemein Mobbing und Diskriminierung sind und wie schwer sie das Leben der betroffenen Person machen. Immer nur wegsehen und sich wegducken wird die Situation auch nicht bessern.

Ich habe mich nicht wirklich durch die Lektüre gequält und dennoch fiel mir das Lesen alles andere als leicht, weil eben das Geschilderte einen hart trifft, berührt, verletzt und man es kaum glauben kann, wenn man so etwas selbst nicht erlebt hat.

Für meinen Geschmack kann ich nur jedem Interessierten dazu raten in einem ausgeglichenen und halbwegs guten emotionalen Zustand zu sein, um sich dem Buch zu widmen, da man sonst in den schwarzen Strudel hinabgezogen wird als Gewalt, Ablehnung und Angst.

Hervorheben möchte ich noch das ungewöhnliche Cover, welches zwar sehr unscheinbar daherkommt, aber beim näheren Betrachten so viel in einem auslöst. Sollte das Mädchen auf dem Cover aus dem Leben gekritzelt werden, wie es Salomé im täglichen Leben zu erfahren bekommt? Frei nach dem Motto: "Du bist hier nicht erwünscht."

Fazit: Wer verstehen möchte wie es sich anfühlt fremd und unerwünscht zu sein, der wird es hier erfahren. Emotional und nichts für Zartbesaitete. Gelungen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.02.2023

Selbstfindung

0

Im Rahmen dieser Leserunde durfte ich Salomé Atabong begleiten. Mobbing aufgrund Rassismus hinterlässt bei ihr tiefe Spuren, die sich in einem unbändigen Wutanfall ihren Weg bahnen. Dieses Ereignis und ...

Im Rahmen dieser Leserunde durfte ich Salomé Atabong begleiten. Mobbing aufgrund Rassismus hinterlässt bei ihr tiefe Spuren, die sich in einem unbändigen Wutanfall ihren Weg bahnen. Dieses Ereignis und vor allem die Folgen daraus sorgen dafür, dass Salomé zu einem Aufenthalt in einer Jugendstrafanstalt verurteilt wird. Mit niemandem im Jugendgefängnis hat sie einen einfachen Start, das größte Entsetzen vermittelt ihr ihr Therapeut beim ersten Aufeinandertreffen, als sie feststellt, dass er an einer zweifelhaften TV-Show teilgenommen hat. Im Verlauf des Buches kann man die Zeit im Jugendgefängnis ebenso begleiten, wie man das ein oder andere Detail aus ihrer Familie und ihrem Leben erfährt und so einen Einblick bekommt, warum Salomé so ist wie sie ist.

Salomés Verhalten und Entwicklung konnte ich nicht gut nachvollziehen, ich hatte das Gefühl, dass mir einige Details zum besseren Verständnis gefehlt haben. Andererseits erlaube ich mir hierüber nicht so recht ein Urteil, da ich selbst von Diskriminierung und Rassismus bisher nicht betroffen war und mir daher die eigene Erfahrung fehlt. Zusätzlich werden auch die Konsequenzen für Salomé und ihre Familie nach der Haftentlassung geschildert, was auf mich ziemlich bedrückend gewirkt hat.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, er war fesselnd und hat auf mich authentisch gewirkt. Der Roman hat nicht nur Diskriminierung und Rassismus angesprochen, sondern auch die damit verbundene Gewalt und die Intoleranz vieler Menschen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere