Cover-Bild Vom Krähenjungen
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Edition W GmbH
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 223
  • Ersterscheinung: 19.02.2024
  • ISBN: 9783949671104
Sonja Kettenring

Vom Krähenjungen

Roman
Ein kleines Dorf in Bayern, mit einer Bäckerei, in der es noch das gute Brot gibt und vor allem: Geschichten. Die vom See, der durch einen Sturm entstanden ist und niemals zufriert. Die vom toten Wald, der die Macht hat zu bestimmen, wer ihn finden und betreten kann. Die vom reichen Münchner, der im roten Cabrio kam und die Anna holte. Vom Tresen weg, und jeder wusste, dass daran alles falsch war. Und die von seinem Enkel Sam, dem Krähenjungen, den er als seinen Stammhalter heranzog und an dem ohnehin alles falsch war.
Was aber, wenn es mehr sind als bloße Dorfgeschichten? Was, wenn mit dem Krähenjungen nun etwas zurückgekehrt ist, an das niemand glauben will und von dem doch jeder weiß, dass es da ist?
Halt dich fern von dem Jungen, sagen die Dorfbewohner. Doch was, wenn er zu dir kommt?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.04.2024

Düster

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Ein kleines Dorf in Bayern, ein paar Häuser, ein einsamer Wald und ein See, um dessen Entstehung sich eine düstere Geschichte rankt. Kein Wind kräuselt das Wasser, keine Tiere leben im, oder auf dem See, ...

Ein kleines Dorf in Bayern, ein paar Häuser, ein einsamer Wald und ein See, um dessen Entstehung sich eine düstere Geschichte rankt. Kein Wind kräuselt das Wasser, keine Tiere leben im, oder auf dem See, die Öberfläche friert selbst in den eisigsten Wintern nicht zu und nie, unter keinen Umständen würde jemand aus dem Ort hier schwimmen. Bis auf den Krähenjungen, der immer wieder im Dorf auftaucht und Unglück bringt.

Sonja Kettenring erzählt hier eine Art modernes Märchen. Ihr Erzählstil ist dabei eher ungewöhnlich, fast etwas gewöhnungsbedürftig. In teils recht kurzen Kapiteln, in denen immer eine andere Person zu Wort kommt, wird die Geschichte um Sam, den Krähenjungen erzählt. Wie sein Großvater einst mit dem Cabrio ins Dorf kam und die anna direkt vom Tresen der Bäckerrei wegholte und wie nun sein Enkel immer wieder das Dorf besucht, ängstlich beäugt von den Dorfbewohnern. Der Leser lernt so die junge Mutter Karolina kennen, die heute in der Bäckerei im Dorf arbeitet, oder Lissi, die Schwester von Jan, der Sam in der Schule angehimmelt hat und natürlich später auch Gärtner, den Münchner Polizisten.

Durch die Augen der verschieden Figuren lernt man den Krähenjungen kennen und auch er selbst bekommt seinen Auftritt und nimmt den Leser mit in seine düstere Kindheit unter der Hand des Großvaters. Die Atmosphäre die hier beschrieben wird ist dicht und bedrückend, ohne, dass die Autorin ins Detail geht. Vieles wird angedeutet, aber letztlich bleibt es dem Leser überlassen das Bild zusammenzufügen. So im Nebel wie die Kindheit des Jungen, der eigentlich gar kein Junge mehr ist, bleiben auch die Gründe für die Ängste, die im Dorf umgehen. Ängste, die genährt werden durch Aberglaube und Vorurteile und denen einzig ein kleines Mädchen vollkommen unbedarft gegenübertritt.

Als Leser kann man sich der Anziehungskraft des Krähenjungen nicht entziehen, ohne das eigentlich wirklich klar wird, worin diese Anziehungskraft besteht. Die Geschichte beginnt zwar wie ein klassisches Märchen mit "Es war einmal" entwickelt sich dann aber in verschiedene Richtungen und lässt sich nicht richtig fassen. Man findet leichte Grusel/Horrorelemente neben Mystischem und einem klassischen Kriminalfall. Auf ein "und sie lebten glücklich bis an ihr Ende" wartet man allerdings vergeblich. Das Buch lässt sich in keine Schublade einordnen und irgendwie bin ich mir auch gar nicht sicher, ob ich die Story tatsächlich so verstanden habe, wie sie von der Autorin gemeint ist, aber das ist am Ende gar nicht so wichtig, denn ich fand sie gut.

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Veröffentlicht am 19.02.2024

Schweres Erbe

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Moosbruck ist ein kleines Dorf, jeder kennt jeden, und jeder kennt den See, der nie zufriert, auch im tiefen Winter nicht. Geschichten ranken sich um das Stück Wald mit schwarzer Erde, fernhalten solle ...

Moosbruck ist ein kleines Dorf, jeder kennt jeden, und jeder kennt den See, der nie zufriert, auch im tiefen Winter nicht. Geschichten ranken sich um das Stück Wald mit schwarzer Erde, fernhalten solle man sich von dort, besonders von der kleinen Hütte – und vom Krähenjungen, dem Enkel des Städters, der dazumal die Anna aus dem Dorf geholt hat.

Mystisch mutet dieses moderne Märchen an, die Sprache, derer sich Kettenring bedient ist malerisch, ja fast poetisch, wie sie die weißen Schneedecken der Wiesen beschreibt, welche mit dem schmutzigen Grau des Himmels verschwimmen (kindle, Pos. 64). Sofort bin ich gefesselt von der Geschichte, welche ganz klassisch mit „Es war einmal“ beginnt und eine Familientragödie zum Inhalt hat. Die Erbfolge reicht vom Urgroßvater bis hin zum kleinen Johannes, dem eine schwere Last aufgebürdet wird. Allerdings geht die Autorin knapp und sparsam um mit ihren Worten, nicht alles wird ans Licht gezerrt, sondern bleibt Mutmaßungen überlassen. So bin ich am Ende des Buches nicht sicher, ob ich tatsächlich die Botschaft Kettenrings ganz verstanden habe, ob ich meine Fantasie spielen lassen soll oder ob ich schlicht etwas überlesen habe im Text, denn dem Sog, welcher immer wieder entsteht, sollte man sich nicht bedingungslos hingeben, vielmehr muss man sich konzentriert auf nichts als auf diese Geschichte einlassen.

Fazit: ein bemerkenswertes Buch mit einem beeindruckenden, faszinierenden Schreibstil, welches mich völlig in seinen Bann gezogen hat, auch wenn – für mich – wohl durch die stark verdichtete Handlung noch ein paar Fragen offen geblieben sind.

Veröffentlicht am 14.06.2024

Viel Raum für Interpretation

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Man weiß nicht viel vom Krähenjungen in Moosbruck, einem kleinen Dorf in der Nähe von München, aber eines weiß man auf jeden Fall: Man hält sich am besten von ihm fern. Warum? Das weiß man nicht so recht.

Durch ...

Man weiß nicht viel vom Krähenjungen in Moosbruck, einem kleinen Dorf in der Nähe von München, aber eines weiß man auf jeden Fall: Man hält sich am besten von ihm fern. Warum? Das weiß man nicht so recht.

Durch die Geschichte "Vom Krähenjungen" fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt, in eine düstere, eine in der es noch üblich war, abergläubisch zu sein und Menschen nach ihrer Herkunft zu be- und verurteilen. Und genau so ergeht es Sam, der plötzlich wieder da ist, zurückgekehrt, um - was eigentlich?

Sonja Ketterings Schreibstil ist sehr besonders und - für meinen Geschmack etwas zu gewollt - ungewöhnlich. Einerseits kann ich mich nicht wirklicht damit anfreunden, andererseits passt er hervorragend zur Geschichte und erzeugt gemeinsam mit der Handlung einen Sog, dem ich mich kaum widersetzen kann. Die Autorin macht Andeutungen, spricht kaum etwas konkret aus und lässt so ganz viel Raum für Interpretation. Immer wieder frage ich mich, ob ich verstehe, was die Autorin sagen möchte. Das lässt mich etwas ratlos zurück.