Cover-Bild Deutscher Meister
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12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Atlantik Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 10.03.2016
  • ISBN: 9783455650921
Stephanie Bart

Deutscher Meister

Berlin, 9. Juni 1933: Johann Rukelie Trollmann ist ein talentierter, unkonventionell kämpfender Boxer und
charismatischer Publikumsliebling. Er steht im Kampf um die Deutsche Meisterschaft. Seinem Gegner ist er überlegen. Doch Trollmann ist Sinto. SA steht am Ring. Funktionäre und Presse tun alles, um seine Karriere zu zerstören und ihn endgültig auf die Bretter zu schicken.

Stephanie Barts Roman "Deutscher Meister" führt ins Innerste der nationalsozialistischen Machtentfaltung und an ihre Grenzen.

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Veröffentlicht am 18.10.2024

Deutscher Meister

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Johann (Heinrich Rukelie) Trollmann ist ein junger Boxer im Deutschland Anfang der 30er Jahre. Er kommt aus einfachen Verhältnissen und hat sich hochgearbeitet. Dabei sind seine Trainingsmethoden und sein ...

Johann (Heinrich Rukelie) Trollmann ist ein junger Boxer im Deutschland Anfang der 30er Jahre. Er kommt aus einfachen Verhältnissen und hat sich hochgearbeitet. Dabei sind seine Trainingsmethoden und sein Leben alles andere als das, was man heute mit einem Leistungssportler verbinden würde. Und er muss noch einen „Nachteil“ ausgleichen. Er und seine Familie gehören zu den Sinti und waren in Deutschland damit schon verpönt. Das wird noch schlimmer, als 1933 die Nazis an die Macht gekommen die Rassengesetze verabschieden. Inzwischen hat Trollmann einen professionellen Manager und auch Trainer. In mehreren Kämpfen wurde er um den Sieg betrogen. Jetzt hat Hitler den Boxsport sozusagen „geadelt“ und die Führung des Boxverbandes setzen als erstes radikal die Rassengesetze um und entfernen alle Juden aus dem Verband, bei den Trainern, Boxern, Boxställen und Managern. Damit fehlt aber auf einmal ein Herausforderer für den Kampf um den Deutschen Meister und Trollmann soll als Ersatz einspringen. Der Verband stellt sich ihn als Verlierer vor, doch Trollmann hat eigene Vorstellungen und trainiert hart…
Das Buch erzählt die Geschichte des Boxers Trollmann in einer kurzen Zeit und zwischen und über wenige Kämpfe. Ich bin kein Boxfan und wußte daher nicht, dass Trollmann eine reale Person war. Auch im Verlaufe des Buches hat sich mir dies nicht erschlossen. Trotzdem gefiel mir das Buch gut. Auch als Laie konnte ich dem Geschehen gut folgen, es wurde nicht wirkliches Fachwissen verlangt, die Beschreibung der Kämpfe war manchmal etwas zu lang für mich. Andererseits fand ich bewundernswert, wie man überhaupt einen Boxkampf über mehrere Runden beschreiben kann. Die schwierige Situation von Trollmann wurde gut beschrieben, auch die der anderen Boxer und der einfachen Leute und Boxfans. Nicht so gut gefallen hat mir der Stil, dass die beteiligten Personen fast ausschließlich mit dem Nachnamen benannt wurden und ganz wenige direkte Rede erfolgte bzw. es kaum Dialoge gab, sondern immer nur „über“ etwas berichtet wurde. Das schuf in meinen Augen eine ständige Distanz zu den Personen. Man kam auch Trollmann nicht „näher“. Das fand ich schade. Doch ansonsten ist es eine gut gelungene Zeitbeschreibung zu Beginn der Naziherrschaft aus dem Bereich des Sports.

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Veröffentlicht am 25.07.2018

In the clearing stands a boxer

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singen Simon & Garfunkel in ihrem bekannten Song: auch in Berlin steht einer im Ring - ein Boxer, meine ich. Und was für einer: Trollmann, der Zigeuner, der auch 1933 noch kein Auge trocken lässt. Ein ...

singen Simon & Garfunkel in ihrem bekannten Song: auch in Berlin steht einer im Ring - ein Boxer, meine ich. Und was für einer: Trollmann, der Zigeuner, der auch 1933 noch kein Auge trocken lässt. Ein Auszug aus seinem (Boxer)Leben in einer sehr schweren Zeit, unmittelbar nach Hitlers Machtergreifung wird hier geschildert, die Vorbereitung auf den Kampf seines Lebens - gegen den Konkurrenten Witt - und der Kampf selbst. Ein halbes Jahr als Auszug aus Trollmanns Leben, aus Nazideutschland, denn auch das ist es und Autorin Stephanie Bart schildert dies ausgesprochen gekonnt und so atmosphärisch, dass es mir nicht schwerfiel, in diese ganz spezielle Umgebung einzutauchen.
Trollmann ist - noch - magisch: "SA-Mann Willi Radzuweit rempelte zurück: "Mach du mir erst mal so ne Flanke vor, dann kannste mir in Zukunft auch sagen, bei wem ich klatschen soll und bei wem nich!""(S.8) Auch die falsche Seite, die neue Führungsriege kann sich - noch - nicht entziehen.
Doch geht es mir zu sehr ins Boxen - ich habe wirklich große Achtung vor der Autorin, dass sie so tief in die Materie eingetaucht ist, die Zusammenhänge so detailliert und gleichzeitig stimmungsvoll beschreiben kann, auch wenn ihr Versuch, die Sprache, den Stil der damaligen Zeit aufzugreifen, mitunter mühselig zu rezipieren ist.
Keine leichte Kost: Stephanie Barth hat es sich und ihrer Leserschaft nicht leicht gemacht: ihr Einblick in das Sportler-, das Boxermilieu der Nachkriegszeit beruht auf mehr als auf guter Recherche - es ist das absolute Eintauchen in das Thema, eine Verschmelzung auf Zeit. Ich lese viel und empfinde dies in der Regel auch bei durchaus anspruchsvollen als Entspannung, als kleinen Ausbruch aus dem Alltag. Hier war es anders: dieses Buch hat mich gefordert, über Gebühr, wie ich finde. Im Klartext: Das Thema Boxen nahm überhand, wurde mir einfach zu viel. Trotz meiner Bereitschaft, in diesem Milieu zu versinken, war ich froh, mich daraus wieder befreien zu dürfen.

Eine Leseempfehlung mit Einschränkungen ist es also, die ich ausspreche, für einen sehr, sehr kleinen Personenkreis, der gewillt ist, sich dem Thema Boxen in der frühen Nazizeit für einen begrenzten Zeitraum komplett auszuliefern!