Als die Bilder laufen lernten...
Ellys Leben ist auf dem Reißbrett bereits von ihren Eltern fest vorgeplant und die arrangierte Hochzeit steht ins Haus. Aber Elly pfeift auf Konventionen und bricht aus dem altmodischen Schubladendenken ...
Ellys Leben ist auf dem Reißbrett bereits von ihren Eltern fest vorgeplant und die arrangierte Hochzeit steht ins Haus. Aber Elly pfeift auf Konventionen und bricht aus dem altmodischen Schubladendenken aus. Nach einem heftigen Streit mit ihren Eltern, die sie des Hauses verwiesen haben, steht Elly Peter gegenüber und wagt den Schritt in ein selbstbestimmtes freies Leben. Mit ihrer Aushilfstätigkeit beim Fernsehen lernen nicht nur die Bilder auf der Mattscheiben laufen, sondern auch Elly wagt sich immer mehr und geht neue Wege...
Stephanie von Wolff nimmt ihre eigenen Erfahrungen beim HR-Fernsehen zum Anlass, um daraus eine reich bebilderte Geschichte über die Anfänge des Fernsehens in den 1950er Jahren zu schreiben.
Es gelingt der Autorin sehr gut, das angestaubte Weltbild und das erzkonservative Denken von damals zu transportieren. Ellys Vater ist ein Paradebeispiel an Doppelmoral und ein Verfechter der alten Werte, aber auch er muss feststellen, dass seine persönliche Überzeugung überholt ist und seine Familie auseinanderbricht.
Elly ist auf der einen Seite eine sehr sympathische junge Frau, der die Herzen zufliegen und die die Ellenbogen ausfährt, um sich in der Fernsehwelt zu behaupten. Auf der anderen Seite scheint sie keine Stolperfallen zu kennen und klettert scheinbar mühelos die Karriereleiter hoch. Das wirkt in meinen Augen leider unglaubwürdig und einfach zu glatt. Es gibt zwar das ein oder andere Problemchen, aber Elly dreht sich einfach nur mal kurz um die eigene Achse und schon haben sich die Misstöne und schlechten Stimmungen in Luft aufgelöst.
Es gibt ein Wiedersehen mit bekannten Fernsehgrößen der 50er Jahre - Peter Alexander, Hans Albers und Clemens Wilmenrodt mit seiner Erfindung des Hawaii-Toasts machen Halt im Sender und verströmen nostalgischen Flair.
Der Einblick in die Fernsehwelt ist gelungen, auch weil es viele unterschiedliche Charaktere gibt, die mal schmierig und aalglatt, mal gehässig und schadenfroh, aber auch jovial und freundschaftlich durch die Flure laufen und des Gewusel im Sender verkörpern.
Der Wandel von Elly von der Tochter aus gutem Hause hin zum Tausendsassa und "Allzweckwaffe" des Senders ist an manchen Stellen arg überzogen, aber trotzdem unterhaltsam zu lesen.