Eher leise Suche nach einem verschwundenen Mädchen
In Schweden beginnt langsam der Sommer, die Tage werden wieder heller, bis die Sonne gar nicht mehr untergeht. Das ist die Zeit, in der der Lehrer Lelle Gustafsson den Silvervägen, die Silberstraße, abfährt, ...
In Schweden beginnt langsam der Sommer, die Tage werden wieder heller, bis die Sonne gar nicht mehr untergeht. Das ist die Zeit, in der der Lehrer Lelle Gustafsson den Silvervägen, die Silberstraße, abfährt, jede Nacht. Er ist auf der Suche nach seiner vor drei Jahren verschwundenen Tochter, die er an einer Bushaltestelle absetzte und dann nie wieder sah. Auf einer Karte notiert er jeden Waldweg und jedes verlassene Haus, das er durchsucht hat.
Mit dem Zug kommt Meja mit ihrer Mutter Silje in die gleiche Gegend. Sie ziehen beim alten Thorbjörn ein, einer Internetbekanntschaft von Silje. Um dem trostlosen Haus und der trinkenden Mutter zu entgehen, flüchtet Meja immer wieder in den Wald, obwohl er ihr Angst macht. Hier lernt sie Carl-Johan kennen. Plötzlich verschwindet wieder ein Mädchen, von einem Campingplatz am Silvervägen.
Stina Jackson beschreibt ein eher düsteres, raues und unwirtliches Schweden, beileibe keine Idylle. Die Charaktere sind ebenfalls keine strahlenden Helden, sondern vom Leben gezeichnete Figuren. Selbst die erst siebzehnjährige Meja weiß, dass die Sonnenseite des Lebens ganz anders aussieht. Einzig der Polizist Hassan, Lelles einziger Freund, hebt sich positiv gegen die anderen Charaktere ab.
Die Autorin schreibt schnörkellos. In eher kurzen, beschreibenden Sätzen vermittelt sie den Fortgang der Handlung. In der Mitte kommt die Geschichte etwas ins Stocken, gewinnt aber in Teil II (ab Seite 263) durch eine andere Sichtweise wieder an Fahrt und Spannung.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, ein Highlight ist es für mich aber nicht. Dafür fehlt es dem Roman deutlich an Tempo. Das begrenzte Personal des Buches ließ auch nicht ganz so viel Spielraum für die Tätersuche, das ließ früh die Spannung etwas abflachen. Ich kann das Buch allen empfehlen, die einen durchaus spannenden Krimi verbunden mit einer Sozialstudie mögen. Hier prallen verschiedene Weltauffassungen aufeinander und sorgen für Konfliktpotential. Knappe vier Sterne.