Ein Sommer wie damals...
„Schwört ihr?“ (…)
„Was?“ (…)
„Dass wir immer beste Freundinnen bleiben“, fuhr Judith fort. (…)
Es klang zwar wie ein Spaß, aber Judith meinte es ernst. Ein Leben ohne Katharina und Lene – unvorstellbar!
(Seite ...
„Schwört ihr?“ (…)
„Was?“ (…)
„Dass wir immer beste Freundinnen bleiben“, fuhr Judith fort. (…)
Es klang zwar wie ein Spaß, aber Judith meinte es ernst. Ein Leben ohne Katharina und Lene – unvorstellbar!
(Seite 6)
1989 unvorstellbar, aber 20 Jahre später Realität. Aus dem einstigen Kleeblatt sind drei sehr unterschiedliche Frauen geworden, die keinen Kontakt mehr zueinander haben. In Zeitsprüngen und in der Gegenwart erfahren wir aus wechselnden Perspektiven, wie es zu diesem Zerwürfnis kam. Und was aus den drei Mädchen, die 1991 unbedingt Schauspielerinnen werden wollten, geworden ist.
Alle drei talentiert, doch wie man im Verlauf der Geschichte merkt, mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften. Zu Beginn scheinen sie fast ident, doch man merkt immer mehr, wie sehr die dominante Katharina die Gruppe beherrscht und ihre Träume zu denen der anderen werden.
Doch das Leben hat anders entschieden, Lene hat einen wunderbaren Job gefunden, der ihrer ruhigen Art, aus dem Hintergrund zu wirken, gerecht wird. Katharina ist, wie sie selbst sagt, beruflich unter ihren intellektuellen Möglichkeiten geblieben – und man hat das Gefühl, dasselbe denkt sie auch bei ihrer Partnerwahl.
Einzig Judith hat es geschafft, sie ist Schauspielerin geworden, hat gerade für eine ganze Serie unterschrieben – und noch immer das Gefühl, nicht zu „reichen“, nicht schön, fleißig, talentiert genug zu sein. Nach dem Tod ihrer Mutter beginnt sie nachzudenken, über früher, über die verlorene Freundschaft. Mit Hilfe ihrer Tochter macht sie sich auf die Suche nach ihren Freundinnen von damals. Erst mal nach Lene, mit der das Zerwürfnis nicht ganz so groß war.
Zwischen Judith und Katharina scheint es mehr zu klären zu geben, der Auslöser dafür: Robert. Meine Achillesferse in der Geschichte, denn Robert ist ein Kaliber von Mann, den ich nachgeschmissen nicht nehmen würde. Ich fand ihn so dermaßen unsympathisch, dass ich die um ihn entfachte Rivalität absolut nicht nachvollziehen konnte. Auch er ist mit dem Alter reifer, gesetzter und genügsamer geworden, aber richtig warm wurde ich bis zuletzt nicht mit ihm.
Verspricht das Cover und der Titel eine sommerlich-zitronig-frische Geschichte, so war es für mich eher ein verregneter Herbsttag einen Großteil des Buches lang, so einer zum melancholisch unter die Decke kuscheln und Tee trinken. Hautnah erleben wir, was die Mädchen auseinandertrieb, welche Schicksalsschläge sie einstecken mussten. Und das stimmte mich doch sehr traurig, vor allem, dass sie in all der Zeit nie versucht haben, ein klärendes Gespräch zu führen.
Letzten Endes landen wir aber im Sommer Italiens und es ist wieder eine traurige Gelegenheit, die sie dann doch noch zusammenführt. Und auch bei den Charakteren wendet sich das Blatt, denn wenn man die Details kennt, versteht man (bis zu einem gewissen Grad) auch Katharina und ihr oft oberflächliches und überhebliches Gehabe.
Susanne Fülscher versteht ihr Handwerk, ihre Worte fließen nur so dahin, manchmal mit schönen Strudeln aus tiefsinnigen Sätzen durchzogen. Leider konnten in diesem Buch die Protagonisten nicht ganz mithalten – aber ich werde sicher wieder mal zu einem ihrer Bücher greifen!
Fazit: Eine nachdenklich stimmende Geschichte über verlorene Freunde, vergangene Sommer, verstrichene Gelegenheiten und Konflikten, die so lange nicht angesprochen wurden, bis es (fast) zu spät ist.