Sprachlich brillant
Sven Stricker zeigt, wie Regionalkrimis auch sein können. Seine Sörensen-Reihe hebt sich in jeder Hinsicht von den typischen Nord- und Ostseekrimis ab. So habe ich auch den vierten Band "Sörensen sieht ...
Sven Stricker zeigt, wie Regionalkrimis auch sein können. Seine Sörensen-Reihe hebt sich in jeder Hinsicht von den typischen Nord- und Ostseekrimis ab. So habe ich auch den vierten Band "Sörensen sieht Land" wieder gerne gelesen.
Klappentext:
In Katenbüll gibt es nicht viel zu feiern. Umso schlimmer, als ausgerechnet das Jubiläumsfest des Einkaufszentrums ein jähes, gewaltsames Ende nimmt: Ein Auto rast in die Menschenmenge. Es gehört einem alten Bekannten von Sörensen – dem Ex-Praktikanten und Kriminalkommissaranwärter Malte Schuster. Sörensen hat Zweifel an der vermeintlich klaren Lage des Falls - und viele Fragen. Wieder einmal begibt er sich in düstere Gefilde …
Sven Stricker ist sprachlich brillant. Da gibt es Wortschöpfungen mit einer unzählbaren Buchstabenflut wie "Krankenhausflurlinoleumfußboden" (19 Konsonanten und 12 Vokale), da gibt es Sätze, die die über eine halbe Seite gehen. Alles Dinge, die jeder Schreibratgeber verbieten würde - und die trotzdem gut lesbar sind.
Stricker malt mit Worten, mal bunt, mal düster. Er lässt uns in Abgründe schauen und manchmal sogar kurz zum Himmel schweben. Seine Dialoge wirken wie aus dem Leben gegriffen, teilweise konfus, oft unfreiwillig komisch.
Herauskommen dabei sensible Krimis mit tiefgründigen Figuren.
Manchmal ist es allerdings ein wenig viel des Guten. Es fehlt die Originalität der einzelnen Figuren. Irgendwie denken und reden sie alle gleich. Manchmal zieht sich die Geschichte durch die vielen Grübeleien, Abschweifungen, Verwirrungen, so dass eine rechte Spannung nicht aufkommen will.
Strickers Krimis leben von der Sprache, von den Figuren, von der sehr bildlich eingefangenen Atmosphäre einer Kleinstadt am Meer, weniger von einer spannenden Handlung.
Ich mag seine Art zu schreiben - und das gerade nicht an der Verfilmung mit Bjarne Mädel, denn den mag ich nicht.
Fazit: Die Sörensen-Reihe hebt sich wohltuend vom sprachlichen Einheitsbrei mancher Regionalkrimis ab. Sprachlich fantastisch, die Individualität und die Entwicklung der Figuren sowie der Spannungsaufbau bleiben dabei leider etwas auf der Strecke.