Die bekannte und preisgekrönte Autorin T. Kingfisher hat mit ihrem Buch „Was die Toten bewegt“ eine Neuerzählung eines Klassikers zu Papier gebracht. In diesem Werk wird die Kurzgeschichte „Der Untergang des Hauses Usher“, welche aus der Feder von Edgar Allan Poe stammt, neu erzählt, mit anderen Gedankengängen ergänzt und etwas umfangreicher neu aufgeschrieben.
Klappentext:
Auf die Nachricht hin, dass Madeline Usher – eine alte Jugendfreundin – im Sterben liegt, eilt Alex Easton augenblicklich zum entlegenen Stammsitz der Ushers im ländlichen Ruravien, um ihr beizustehen. Was Alex dort vorfindet, ist ein albtraumhafter, düsterer See, umgeben von wild wuchernden Pilzen und einer Fauna, die vom Teufel besessen zu sein scheint. Madeline schlafwandelt nachts und spricht mit seltsam veränderter Stimme, und ihr Bruder Roderick wird von einer mysteriösen Nervenkrankheit heimgesucht. Mithilfe einer bemerkenswerten britischen Mykologin und eines ratlosen amerikanischen Arztes muss Alex das Geheimnis des Hauses Usher lüften, ehe sie ihm alle zum Opfer fallen.
Ich persönlich habe noch kein Werk aus der Feder von Kingfisher, ein Pseudonym von Ursula Vernon gelesen. Aber dieses Buch hat mich gereizt, verspricht es gruselige Lesestunden und eine gute Portion Horror. Von Poe habe ich schon die ein oder andere Geschichte gelesen, wobei mir die Vorlage zu „Was die Toten bewegt“ leider nicht geläufig war. Bisher habe ich „Der Untergang des Hauses Usher“ noch nicht gelesen, aber dies werde ich auf jeden Fall noch nachholen.
An erster Stelle möchte ich die Gestaltung positiv erwähnen, dieses Werk ist wahrlich ein Blickfang. Und jeder, der dieses Werk gelesen hat, wird nachvollziehen können, wie passend dieses Cover für den Inhalt des Buches ist. Es stimmt einen schon Mal auf die Grundstimmung des Buches ein und macht neugierig. Auch die Darstellungen der Pilze mitten im Buch passen hervorragend zum Inhalt und haben mich persönlich noch zusätzlich in die richtige Stimmung versetzt.
Den Stil von Kingfisher fand ich zu Beginn des Werkes etwas gewöhnungsbedürftig. Kurze, prägnante Sätze vermitteln eine klare, fast schon kalte Atmosphäre. Als Leser wird man sofort mitten ins Geschehen hineinkatapultiert und dies nicht auf die sanfte Art. Man muss sich erst einmal zurechtfinden und die Situation sortieren. Die ersten Andeutungen über die grammatikalischen Feinheiten von Gallazien tun hier sein Übriges, sodass ich leider nur peu a peu einen Zugang zur Geschichte gefunden habe. Allgemein fand ich die Ausführungen über die sprachlichen Feinheiten zwar meistens interessant, aber der Zusammenhang zur Haupthandlung hat mir persönlich gefehlt. Für mich waren sie für die Story nicht weiter relevant und haben mich eher aus den Lesefluss gebracht. Gelungen fand ich im Gegensatz dazu die Atmosphäre. Diese ist düster und bedrohlich, ein Gruselfaktor ist spürbar. Innerhalb von „Was die Toten bewegt“ gab es ein paar Szenen, die einen Gänsehaut verursachen können. Einige Gedankengänge fand ich hier wahrlich faszinierend und regen zum Hinterfragen und Nachdenken an. Hier merkt man auch ganz gut, dass die Autorin sich von Poe hat inspirieren lassen. Sein Spannungsaufbau ist ganz gut erkennbar (allein die Beschreibungen hinsichtlich dem Zustand des Hauses) und auch sein Faible für Pilze von Seitens Poe lässt sich nach diesem Werk definitiv nicht mehr abstreiten. Insgesamt fand ich die Ansätze und auch die Ausführungen zu den Pilzen recht interessant. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass ich Miss Potter – die Illustratorin von Beruf ist, sich aber sehr intensiv mit der Mykologie beschäftigt, als einen wirklich spannenden Charakter empfand, welche das Buch bereichert hat.
Allgemein fand ich die Charakterdarstellung für dieses Genre ausreichend. Ein Horrorroman lebt durch die gruselige Atmosphäre und auch den überraschenden Moment. Da wäre eine ausführliche Charakterdarstellung nicht sinnvoll. Dennoch sind sowohl die Hauptcharaktere als auch die Nebencharaktere gut skizziert, sodass man als Leser ein Bild vor Augen hat und sich gut in die Charaktere hineinversetzen kann. Im Mittelpunkt steht hier Alex Easton, ein Soldat aus Gallazien. Eine Nachricht von Madeline, eine gute Jugendfreundin treibt Alex in das Haus der beiden Geschwister Usher und die Zustände dort sind wirklich katastrophal. Mit jeder Seite lernt man Alex besser kennen und erfährt auch einiges über die Zusammenhänge und über die Vergangenheit der einzelnen Charaktere. Meine heimlichen Helden waren hier auch Hob, das Pferd von Alex und dessen Begleitung Angus, die beiden haben einen teilweise morbiden Humor in der Geschichte verlauten lassen.
Positiv möchte ich auch noch die Story an sich erwähnen. Sowohl die Grundidee dahinter als auch die Umsetzung und Schwerpunkte bzw. Wichtungen mancher Zusammenhänge fand ich gelungen. Gebannt habe ich an den Seiten gehangen und wollte mehr über die Kausalitäten erfahren und lesen, wie diese Geschichte für alle beteiligten ausgeht. Wer heil aus dieser ganzen Sache herauskommt und wer hier Federn lassen muss.
Insgesamt konnte mich die Autorin T. Kingfisher mit ihrem Roman „Was die Toten bewegt“ wirklich auf eine gruselige Art gut unterhalten. Ich fand diese Neuauflage bzw. Neuinterpretation der Kurzgeschichte aus der Feder des berühmten Autors Edgar Allan Poe wahrlich interessant. Hierfür möchte ich 4 Sterne vergeben.