hab mir mehr erwartet, aber gerade Diskriminierung gut dargestellt
„Vielleicht reicht es ja schon, gelernt zu haben, dass sich die Liebe als unverhofftes Werkzeug entpuppt hatte, als das Messer, das ich gebraucht hatte, um den Schutzanzug zu zerschneiden, den ich mir ...
„Vielleicht reicht es ja schon, gelernt zu haben, dass sich die Liebe als unverhofftes Werkzeug entpuppt hatte, als das Messer, das ich gebraucht hatte, um den Schutzanzug zu zerschneiden, den ich mir jeden Tag angezogen hatte.“
- S. 348
Rezension
{spoilerfrei}
Cover
Das Cover ist durch den starken Kontrast zwischen Schwarz und Weiß und die zwei Personen, die Shirin und Ocean darstellen, sehr auffällig. Man kann auch durch die Beschreibungen im Buch die Protagonisten gut identifizieren.
Der Kontrast zwischen den beiden Farben stellt die unterschiedlichen Leben der Zwei da und passt daher gut zum Buch.
Dennoch ist dieses Cover keins mit einem Wow- Effekt, das gewisse Etwas fehlt mir.
4 /5 🦋e
Inhalt
Es ist kurz nach 9/11 und Shirin ist mal wieder umgezogen und muss ihr Leben an einer neuen High-School meistern. Mit ihren persischen Wurzen, dem Kopftuch und ihrem offensichtlichen Anderssein hat sie es nicht leicht und als LeserIn ist man schon fast schockiert, wie schnell sie auf Anfeindungen trifft, wie stark die institutionelle Diskriminierung zu spüren ist und wie schwer es Shirin hat.
Ihr etwas ruppiger und eher anti- eingestellte Charakter ist da leicht erklärt.
Dadurch, dass die Geschichte kurz nach 9/11 spielt, sind diese Anfeindungen wohl stärker, als (offensichtlich gekleidete) Muslim es jetzt über sich ergehen lassen müssen. Und doch gab es so viele Szenen, in die ich mich komplett in Shirin hineinversetzen konnte und es toll finde, wie authentisch es dargestellt wurde: der falsch ausgesprochene Name, die Vermutung, sie könne kein Englisch, die falschen Behauptungen und Gedanken über ihren Kleidungsstil und und und.
Direkt beim Reinlesen dachte ich mir: Wow Tahere Mafi trifft es auf den Punkt!
Mit der Zeit wurde mir dennoch eine Sache wichtig:
Jedem sollte bewusst sein, dass das hier NUR Shirins Geschichte ist, nicht die von allen Perserinnen oder allen Musliminnen.
Bei manchen Sachen wird es im Buch zu sehr auf die Kultur bezogen und pauschalisiert (z.B. der Bruder darf mehr – Nein! Das ist bei Shirin so, aber sicher nicht (& das weiß ich) bei allen dieser Religion oder dieser Kultur. )
Wäre die Protagonistin „weiß“ und „westlich“, müsste man das wohl so nicht explizit sagen, doch leider denkt man sobald es um eine ethnisch oder religiöse Andere geht, dass mit diesem Charakter ALLE Personen dieser Kultur oder Religion beschrieben werden. Aber nein, es geht nur um Shirin.
Im Ganzen gefällt mir der Plot gut, es ist nicht voraussehbar, wie es weitergeht. Und Ocean ist ein toller männlicher Protagonist, bei dem man sich so manches mal dachte „Mensch Shirin, sei doch mal netter!“. Es bleibt immer spannend und man fiebert mit beiden, besonders mit Ocean mit.
Es wurde nie langweilig und auch wenn ich gerne etwas mehr Backgroundwissen gehabt hätte; zu Sachen, die Shirin erwähnt (Fastenmonat o.Ä.) und mir dadurch ein paar Themen zu oberflächlich gehalten wurden, gefällt mir der Plot im Ganzen gut.
4 /5 🦋e
Schreibstil
Das Buch ist aus Shirins Ich- Perspektive geschrieben und lässt sich super leicht und flüssig lesen. Die Seiten flogen nur so dahin und obwohl Shirin wirklich ruppig ist, verstand ich vieler ihrer Probleme wirklich gut.
Dennoch fehlte mir bei dem Schreibstil, besonders bei emotionalen Szenen, der gewisse Wow- Effekt, manches kam einfach nicht so ganz an.
Gerade weil ich weiß, dass es größtenteils autobiographisch ist, habe ich in der Protagonistin sehr oft Tahereh Mafi wiedererkannt und hatte das Gefühl, dass sie sich ihren LeserInnen gerade selber öffnet. Das hat alles noch mal viel persönlicher gemacht.
3,5- 4 /5 🦋e
Fazit
Mal ein ganz anderer Young Adult Roman, in dem Rassismus und Diskriminierung offen angesprochen wird und deutlich wird, welche verheerende Rolle beides spielen kann.
Die Diskriminierungserfahrungen waren sehr authentisch dargestellt und ich denke, viele können sich (leider) damit identifizieren.
Da die Autorin jedoch bewusst von einem persischen und muslimischen Mädchen schreibt, dass ein Kopftuch trägt und zum Teil religiöse Praktiken erwähnt, hätte ich mir diesbezüglich etwas mehr Tiefe gewünscht und auch eine Abgrenzung zwischen Shirins eigener Meinung und Kultur und Religion, da alles recht vermischt wurde und ich dadurch die Vermutung habe, dass es für LeserInnen so rüberkommen kann, als seien diese drei Sachen identisch. Jedoch ist Shirin, wie jeder einfach ein Mädchen (egal welcher Kultur & Religion) mit ihren eigenen Ansichten und ihrem eigenen Leben.
Ich habe etwas die Angst, dass sie zu sehr als Rollenbild gesehen wird, nicht als ein individueller Charakter.