Für mich doch zu flach
Ich wollte mal wieder etwas fürs Herz lesen und habe mich aufgrund des ansprechenden Covers für "Friesenwinterzauber" von Tanja Janz entschieden. Außerdem liebe ich die deutsche Nordseeküste und besonders ...
Ich wollte mal wieder etwas fürs Herz lesen und habe mich aufgrund des ansprechenden Covers für "Friesenwinterzauber" von Tanja Janz entschieden. Außerdem liebe ich die deutsche Nordseeküste und besonders Eiderstedt.
Klappentext:
Alle schwärmen von der schönsten Zeit im Jahr, doch Isabel möchte sich am liebsten den gesamten Winter über verkriechen. Da bittet ihre alte Nachbarin Helma Osterfeld sie, sie nach St. Peter-Ording zum Wiedersehen mit ihrer Schwester zu begleiten. Isabel muss nicht lange überlegen und spürt beim Blick auf Salzwiesen und Wattenmeer bald den heilsamen Zauber der nordfriesischen Winterlandschaft. Und nicht nur das. Es scheint, dass sie sich diesem Ort nicht ohne Grund so verbunden fühlt. Findet sie im alten Haubarg womöglich, wovon sie ein Leben lang geträumt hat: ihre Familie?
Wenn man einen "Wohlfühlschmöker" (Verlagsankündigung) liest, dann darf man nicht allzu sehr murren, wenn alles etwas weichgespült ist. Jedenfalls ist das meine Meinung. Ein Buch muss halten, was es verspricht. Das ist der Vertrag, den die Autorin - und natürlich auch der Autor - mit den Lesenden eingeht.
Gut, "Friesenwinterzauber" ist ein Wohlfühlschmöker. Alles ist weichgespült, die Landschaft, die Charaktere, die Konflikte. Es wimmelt nur so von herzensguten Menschen, jeder versteht jeden und der einzige Konflikt dauert gerade mal eineinhalb Seiten. Ein Konflikt, aus dem manche Autorin eine ganzes Buch entwickelt hätte.
Durch diese Oberflächlichkeit geht allerdings auch die Tiefe des Buches verloren. Wenn Isabel (Achtung Spoiler, aber bei dem Genre ja eigentlich logisch) nach 35 Jahren ihre Mutter wieder findet, die sie nach der Geburt ausgesetzt hat, dann ist auch da alles eitler Sonnenschein. Keine Fragen, keine Vorwürfe, nur Verständnis. So viel heile Welt tut dann doch schon wieder weh.
Was mich geärgert hat, ist ein grober Plottfehler: Isabel kennt Jens erst sechs Monate, als dieser sich von ihr trennt. (Für Isabel auch ziemlich schmerzlos). Später heißt es mehrmals: Sie hatte die letzten Jahre die Weihnachtstage immer mit Jens verbracht ...
Fazit: Ein weich gespülter Wohlfühlschmöker, leicht zu lesen - aber für mich dann doch ein wenig zu weit weg vom realen Leben.