Interessantes Zeitdokument
Ich habe letztens den albernsten Film überhaupt gesehen. Ich glaube nicht, dass es möglich ist, einen noch alberneren zu machen […]. Er heißt ‚Metropolis‘, stammt aus den großartigen Ufa-Studios in Deutschland, ...
Ich habe letztens den albernsten Film überhaupt gesehen. Ich glaube nicht, dass es möglich ist, einen noch alberneren zu machen […]. Er heißt ‚Metropolis‘, stammt aus den großartigen Ufa-Studios in Deutschland, und man muss erwähnen, dass er enorme Produktionskosten verschlungen hat. Er präsentiert eine turbulente Konzentration aus fast jeder denkbaren Blödsinnigkeit, Klischee, Plattitüde und Chaos über den mechanischen Fortschritt und den Fortschritt im Allgemeinen, serviert mit einer Sauce von Sentimentalität." - H.G. Wells (Wikipedia)
Heute ist der expressionistische Filmklassiker des Regisseurs Fritz Lang Inspirationsquelle für vielfältige Werke.
Das Drehbuch basiert auf dem Roman von Langs Partnerin Thea von Harbou.
Geschrieben hat diese das Buch zur Zeit der Weimarer Republik, als das Fließband bei 'uns' erstmals zum Einsatz kam, neue Wirtschaftszweige wie Elektro- und Automobilindustrie entstanden, aber auch Klassenunterschiede sowie die neue stumpfsinnige Arbeit und der Zeitdruck kritisiert wurden.
Das Thema hat mich angespochen, denn der damalige Wandel zum Maschinenzeitalter könnte Parallelen zur heutigen Digitalisierung aufweisen.
Vom ersten Viertel des Buches war ich begeistert. Die Autorin hat den Maschinen und der Stadt Leben eingetaucht und Bilder voll Rythmus, Emotion und Energie geschaffen.
"Lichtkaskaden schäumten gegen die Scheiben. Draußen, tief am Fuß des Neuen Turms Babel, kochte Metropolis."
"Seine Brüder tragen die Blauleinentracht, die schwarzen Kappen und die harten Schuhe."
"Ich dämpfte meine Schritte, so gut ich konnte, aber ihr Schall war übermäßig laut und weckte an den schiefen Häusermassen ein rauschendes Raunen, als murrten die Häuser mir nach."
Mit der Zeit erlosch mein Interesse und ich begann querzulesen, obwohl ich das Buch wirklich mögen wollte. Ich liebe Symbole und Metaphern.
Die Autorin nutzt z.B. Farbsymbolik, über die ich mir jedoch keine Gedanken mehr machen mochte, weil die Theatralik der überhöhten flachen und auch religiösen Archetypen mich zu sehr störte.
Entkleidet man die Geschichte von allem Kitsch, enthält sie einen Kern, der auch heute noch gültig sein mag. Auch wenn ich diesen Kern wo anders wiederfinden würde, als die Autorin.
Ansonsten kann man das Buch als Dokument einer Zeit lesen. Einer Zeit der Begeisterung für Maschinen, der Vergnügungssucht, der alten Rollenbilder und der im Untergrund brodelnden Unzufriedenheit der Massen.
»Narren seid ihr! Dummköpfe! Dummköpfe! In euren Morgen, euren Mittag, euren Abend, eure Nacht heult die Maschine nach Futter, nach Futter, nach Futter! Ihr seid das Futter! Ihr seid das lebendige Futter! Euch frißt die Maschine wie Häcksel und speit euch aus!"