Einschneidende Jahre
Einundachtzig Jahre alt ist Gudelia, die hier aus ihrem Leben erzählt. Teils Monolog, teils frühere Handlungsstränge aus ihrer Sicht, so erlebt der Leser die aktuelle Sturmflut, welcher sie trotzt und ...
Einundachtzig Jahre alt ist Gudelia, die hier aus ihrem Leben erzählt. Teils Monolog, teils frühere Handlungsstränge aus ihrer Sicht, so erlebt der Leser die aktuelle Sturmflut, welcher sie trotzt und nicht flieht, wie ihre Nachbarn. Was hält sie fest in ihrem Haus, ihrem Heim seit über fünfzig Jahren?
Mit dem Ende beginnt die Geschichte, allerdings so raffiniert, dass es nichts vorwegnimmt, vor allem nicht von der Spannung, die das Geschehen oft nur latent, aber stetig begleitet. Überaus gelungen finde ich den Kniff, dass außer der alten Frau praktisch niemand zu Wort kommt, keine anderen Sichtweisen zugelassen werden. Im Wesentlichen beherrschen Vorfälle in drei unterschiedlichen Jahren (2024, 1984 und 1998) die Handlung und das Leben Gudelias. Abseits dieser einschneidenden Ereignisse führt sie ein eher zurückgezogenes und unauffälliges Dasein.
Kurze, flotte Sätze, prägen den Schreibstil rund um diesen außergewöhnlichen Roman, die kriminalistischen Anteile sind geschickt verwoben mit Gudelias spezieller, ja skurriler Figur. Verlust und Schaffenskraft, gepaart mit einem starken Willen, das sind Themen, welche unter anderem angesprochen werden, mit Einfallsreichtum und gewitzten Ideen kann die Hauptperson punkten.
Ein absolut unvergleichliches Buch, welches ich voller Neugierde und, gebannt vom Erzählstil her, in einem Rutsch gelesen habe. Ich hoffe, viele andere Leser haben damit ebenso viel Vergnügen!