Wir begleiten Eve Legrand im September/Oktober 2191 in einer Phase der Neuausrichtung der Weltgesellschaftsform ausgehend von einer durch Künstliche Intelligenz gelenkten Gesellschaft. Die für mich faszinierende KI Askit optimiert den Fortschritt der Renaturierung des in Verwüstung befindlichen Planeten, indem sie die Menschen zusammen bringt, deren Talente in Kombination die anstehenden Aufgaben am besten lösen können. Eve ist eine der sogenannte Reinsten, die anders als die übrigen Bewohner der Erde mit Askit in Verbindung treten dürfen. Sie ist begeistert von der Unterstützung Askit‘s bei ihrer mentalen und wissenschaftlichen Ausbildung bis die KI merkwürdige Verhaltensweisen aufzeigt. Askit’s Verhalten bringt eine rasante Geschichte ins Rollen bei der es um nichts weniger als die Aufrechterhaltung der Chance, die Erde als Lebensraum retten zu können, geht.
Ich bin begeistert von der Glaubwürdigkeit, die mir die geschaffene Welt in 2191 vermittelt. Die Metropolen, in denen die Menschen geschützt vor den gefährlichen Umwelteinflüssen leben können, erscheinen mir genauso möglich, wie die vielen technischen Details, begonnen bei den Körperschutz-Anzügen, über die Krankheiten erkennenden und heilenden Nanobots bis hin zu den CO2-Konvertern, den Solarjets und dem Hyperloop. Ich kann gar nicht entscheiden, was ich davon am besten finde.
Eve Legrand mochte ich sehr gern, vielleicht weil ich mich gut mit ihr identifizieren konnte. Sie liebt es, ihr Wissen zu erweitern, möchte etwas Positives bewirken, ist diszipliniert und konzentriert. Als ihr Weltbild zusammenbricht, reagiert sie zunächst unbeholfen und trotzig. Auch wenn ihre Reaktion irgendwie nachvollziehbar war, haderte ich kurz mit ihr. Nachdem Eve dieses Tief überwunden hatte, nahm ihre persönliche Entwicklung riesige Schritte. Letztlich wuchs Eve über sich hinaus.
Von den recht zahlreichen weiteren Charakteren mochte ich Tessa, Eves Mutter, am meisten, weil sie Eve immer wieder mit ihren mütterlichen Rat beiseite steht und somit Eve‘s Blickwinkel erweitert. Ebenfalls gern hätte ich Levar und Ronan.
„Die Reinsten“ liest sich so wie die Story ist, rasant. Man muss sich zwingen eine Lesepause einzulegen, um das Gelesene verarbeiten zu können. In kurzen Kapiteln, die immer wieder mit einem Cliffhanger enden, konstituiert Thore D. Hansen eine faszinierende Zukunftsvision, deren Probleme als Fortschreibung unseres heutigen Handeln und damit sehr real erscheinen.
Mein Leseerlebnis war fesselnd, desillusionierend und schockierend zugleich. Ich bin total geflashed. Ganz klare und uneingeschränkte Leseempfehlung.