Gelungene Fortsetzung, genau mein Humor
Dies ist bereits der zweite Band, der sich um den notorischen Klugscheißer Timo Seidel dreht. Im ersten Buch haben wir Timo kennengelernt, und ich muss gestehen, es hat ein wenig gedauert, bis ich ihn ...
Dies ist bereits der zweite Band, der sich um den notorischen Klugscheißer Timo Seidel dreht. Im ersten Buch haben wir Timo kennengelernt, und ich muss gestehen, es hat ein wenig gedauert, bis ich ihn mochte, aber inzwischen finde ich ihn richtig sympathisch. Timo ist nämlich kein unverbesserlicher Klugscheißer, sondern er macht sich Gedanken über sich und seine Mitmenschen, und er ist auch ziemlich kritikfähig, aber wenn jemand die deutsche oder auch englische Sprache regelrecht vergewaltigt, kann Timo nicht an sich halten und muss so manches richtigstellen. Im ersten Buch gab es einen ziemlich heftigen Einschnitt im Leben des Protagonisten, und er hat aus der Not eine Tugend gemacht und beschlossen, spät aber doch noch zu studieren. Immerhin hat er eine Aushilfsstelle als Lehrer an einer Abendschule, und eine seiner Kolleginnen dort spart nicht mit Kritik, dass er ja gar kein richtiger Lehrer sei. Schon das ist für ihn ein triftiger Grund, sich erneut für ein Studium zu entscheiden, auch wenn sich das nicht so ganz einfach gestaltet. An der Uni hat er interessante, teils schicksalhafte Begegnungen, und es werden ihm auch diesmal wieder einige Steine in den Weg gelegt. Er muss sich mit egozentrischen und unsympathischen Lehrkräften herumschlagen, die Geldsorgen drücken ihn, und zu allem Überfluss verliebt er sich auch noch. Neben dem Studium wartet sein Job als Aushilfslehrer auf ihn, und so könnte für Timo der Tag ruhig mehr als 24 Stunden haben.
Timos Erlebnisse schildert der Autor in diesem Buch wieder kurzweilig und humorvoll. Sehr amüsant finde ich immer Timos Straßenbahnbegegnungen. Das Besondere an Thorsten Steffens‘ Klugscheißer-Romanen ist das integrierte, sehr spezielle Wörterbuch. Wer also wissen möchte, was es mit Begriffen wie „Intelligenzpomeranze“, „Sprachapokalypse“ oder „Studentenhalma“ auf sich hat, der sollte dieses Buch unbedingt lesen.
Ich für meinen Teil habe mich wieder köstlich amüsiert, wobei der Roman durchaus auch seine ernsten und tiefgründigen Momente hat, beispielsweise wenn Timo von seiner Familie erzählt. Dadurch kommt die Handlung realistisch rüber, denn der Humor ist geistreich und wirkt nicht aufgesetzt.
Die Klugscheißer-Romane werden gerne mit Büchern von Tommy Jaud oder mit „Fack ju Göhte“ verglichen, wobei ich gestehen muss, dass ich persönlich mit Tommy Jauds Geschichten nicht warm werde, während ich Timo mittlerweile schon richtig ins Herz geschlossen habe. Die Göhte-Filme kenne ich nicht und kann daher keinen Vergleich ziehen.
Ich finde auf jeden Fall, es lohnt sich, den Klugscheißer und sein Umfeld kennenzulernen, denn mir haben die Bücher schon viele vergnügliche Lesestunden bereitet.