Cover-Bild Radio Sarajevo
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Biografischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 176
  • Ersterscheinung: 21.08.2023
  • ISBN: 9783446277267
Tijan Sila

Radio Sarajevo

„Eine Jugend zwischen Blauhelmen und Bon Jovi. Tijan Sila erzählt rau, verletzlich, unverstellt.“ (Micky Beisenherz) Brutal ehrlich beschreibt er das Leben und Überleben im belagerten Sarajevo.

„Dies ist die Geschichte meiner Kindheit und meines Kriegs.“ Als im April 1992 der Krieg beginnt, ist Tijan Sila nur zehn Jahre alt, doch bis heute kann er sich an den Geruch von gezündetem Sprengstoff erinnern. Während Sarajevo in Flammen steht, wird aus dem Jungen, der er damals war, ein junger Mann. Er streift durch die Ruinen der ausgebombten Stadt und sammelt Dinge, die von den Geflohenen und Gestorbenen zurückgeblieben sind, um sie auf dem Schwarzmarkt gegen Essen zu tauschen. Er lernt zu überleben, und er akzeptiert die grausame neue Normalität, doch zu welchem Preis?
Seine Geschichte ist eine Geschichte des Unerwarteten. Sie erzählt davon, wie Dichter zu Mördern werden und Mörder zu Helden. Sie erzählt von Menschen, denen jede Menschlichkeit jäh genommen wurde, und von den Spreißeln, die der Krieg im Hirn jedes Überlebenden hinterlässt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2024

Großartig

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"Wie soll man den Bosnienkrieg erklären?"

Ja, wie eigentlich? Wie erzählt man vom Krieg? Wie schreibt man über etwas, das so schwer und wuchtig, so brutal, unmenschlich und vor allem tiefgreifend ist ...

"Wie soll man den Bosnienkrieg erklären?"

Ja, wie eigentlich? Wie erzählt man vom Krieg? Wie schreibt man über etwas, das so schwer und wuchtig, so brutal, unmenschlich und vor allem tiefgreifend ist und das Leben von Menschen auf allen nur erdenklichen Ebenen nachhaltig verändert?

Ich habe Tijan Silas Roman" Radio Sarajevo" zu einer Zeit gelesen, in der mir eigentlich gar nicht der Sinn nach schweren Themen stand. Aber ich muss sagen, dass ich den Roman trotz der Tristesse, trotz der Brutalität des Krieges nicht als ausschließlich belastende Lektüre empfunden habe. Das lag sicherlich am Erzählstil, der sich an keiner Stelle im Schwelgen und Ausschmücken von Kriegsgräueln verliert. Stattdessen rückt Sila den ungetrübten Blick des Kindes in den Vordergrund und auch das gelingt ihm ausgesprochen gut, denn nie wird das Erzählte rührselig, nie wird es kitschig.

Der junge Protagonist ist Sohn eines muslimischen Bosniers und einer christlich-orthodoxen Serbin. Beide sind Akademiker, beide entpuppen sich schnell als völlig ungeeignet, um sich im Krieg durchzukämpfen. Der Protagonist selbst wird schnell zu einem "Wildling", der in den Ruinen der Stadt mit seinen Freunden nach Pornoheften und anderem Wertvollem sucht, das sie mit den Blauhelmen oder auf dem Schwarzmarkt tauschen können. Er gewöhnt sich an die Bombardements, seine Freunde fliehen, er hingegen entwickelt eigene Überlebensstrategien.

"Sarajevo kam mir vor wie ein schwarzer Wald, der Tod als ein Jäger, und ich fühlte zum ersten Mal das, was ich erst Jahre später, in Deutschland, in Worte zu fassen schaffte: Ich fühlte, dass zu leben vor allem bedeutete, Grauen auszuhalten."

"Radio Sarajevo" ist für mich die Geschichte einer Kindheit im Krieg. Es ist aber auch die Geschichte von entwurzelten und vergessenen Menschen, eine Geschichte der Spuren und Narben des Bosnienkriegs.

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Veröffentlicht am 15.10.2023

Bewegend und wichtiger denn je!

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Der zehnjährige Tijan Sila lebt in Sarajevo als die ersten Bomben fallen und die Belagerung der Stadt beginnt. Der erwachsene Tijan Sila blickt auf seine Kindheit zurück und erzählt von der unerwarteten ...

Inhalt:
Der zehnjährige Tijan Sila lebt in Sarajevo als die ersten Bomben fallen und die Belagerung der Stadt beginnt. Der erwachsene Tijan Sila blickt auf seine Kindheit zurück und erzählt von der unerwarteten kindlichen Freude, wieder in die Schule gehen zu dürfen, von einem Leben in Banden, von Soldaten und vermeintlichen Kriegshelden, von der Ohnmacht der Eltern und der bitteren Kälte in einem Winter ohne Ofen. Er erzählt auch, wie es sich anfühlt, nach der Flucht noch einmal neu ankommen zu müssen und wie sehr gewisse Ereignisse ein Leben für immer verändern.

Meine Meinung:
"Radio Sarajevo" habe ich gemeinsam mit Jamie vom Blog Librovore gelesen. Vielen Dank für den schönen, spannenden Austausch. Der kurze, äusserst intensive Text lässt tief blicken in eine belagerte Stadt und auf einen Krieg, der immer noch so nahe ist. Der junge Erzähler schafft dabei mit seiner Sprache Zugänglichkeit und lässt immer wieder einen zarten Humor durchschimmern, ohne auch nur einmal zu verharmlosen, welche Gräuel sich tagtäglich ereigneten.
Sila schreibt im autofiktionalen Buch von seiner Liebe zur Musik und seiner Freundschaft zu Sead und Rafik, die stellvertretend für alle seine Freunde stehen. Diese Erinnerungen lassen uns Leser*innen am Geschehen teilnehmen und zumindest ein wenig nachvollziehen, wie komplex, brutal und einschneidend der Bosnienkrieg war und wie er sich auf ganz viele Kinder ausgewirkt hat. Wir lesen von der Freude, als die Schule ausfällt und der kurz darauf folgenden Ernüchterung und Langeweile und können nachvollziehen, wie abenteuerlich wohl genau deshalb das Herumstreunen in Banden, der Schwarzhandel mit Soldaten oder das Kleberschnüffeln auf Kinder wirken konnten.
Besonders berührt haben mich die Schilderungen vom neuen familiären Alltag und der Rolle der Eltern in Tijan Silas Leben. Dadurch schafft er es, liebevoll und zugleich kritisch auf eine tief traumatisierte Generation zu blicken.

Meine Empfehlung:
Ich bin begeistert und immer noch sehr bewegt von dieser intensiven Geschichte, die so wichtig ist und noch viel mehr Aufmerksamkeit verdient hat. Sila schafft es, mit seinem Text für Menschen mit Kriegserfahrungen zu sensibilisieren und denen eine Stimme zu geben, die keine (mehr) haben. Gerade angesichts des aktuellen Weltgeschehens sollte uns dieses Buch zu denken geben und uns immer wieder daran erinnern, dass aus einem Krieg keine Gewinner hervorgehen können. Unbedingte Leseempfehlung!

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