Cover-Bild Radio Sarajevo
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16,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Biografischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 21.08.2023
  • ISBN: 9783446278899
Tijan Sila

Radio Sarajevo

„Eine Jugend zwischen Blauhelmen und Bon Jovi. Tijan Sila erzählt rau, verletzlich, unverstellt.“ (Micky Beisenherz) Brutal ehrlich beschreibt er das Leben und Überleben im belagerten Sarajevo.

„Dies ist die Geschichte meiner Kindheit und meines Kriegs.“ Als im April 1992 der Krieg beginnt, ist Tijan Sila nur zehn Jahre alt, doch bis heute kann er sich an den Geruch von gezündetem Sprengstoff erinnern. Während Sarajevo in Flammen steht, wird aus dem Jungen, der er damals war, ein junger Mann. Er streift durch die Ruinen der ausgebombten Stadt und sammelt Dinge, die von den Geflohenen und Gestorbenen zurückgeblieben sind, um sie auf dem Schwarzmarkt gegen Essen zu tauschen. Er lernt zu überleben, und er akzeptiert die grausame neue Normalität, doch zu welchem Preis?
Seine Geschichte ist eine Geschichte des Unerwarteten. Sie erzählt davon, wie Dichter zu Mördern werden und Mörder zu Helden. Sie erzählt von Menschen, denen jede Menschlichkeit jäh genommen wurde, und von den Spreißeln, die der Krieg im Hirn jedes Überlebenden hinterlässt.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei clematis in einem Regal.
  • clematis hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.07.2024

Kindheit im Krieg

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Tijan Sila schildert in "Radio Sarajevo" die Zeit zwischen dem Kriegsausbruch in Sarajevo im April 1992 und seiner Flucht nach Deutschland Anfang 1994. Damals ist er elf bzw. zwölf Jahre alt, und mit ...

Tijan Sila schildert in "Radio Sarajevo" die Zeit zwischen dem Kriegsausbruch in Sarajevo im April 1992 und seiner Flucht nach Deutschland Anfang 1994. Damals ist er elf bzw. zwölf Jahre alt, und mit dem Beginn des Bombardements seines Viertels endet abrupt seine Kindheit. Da die Schulen für Monate geschlossen werden und später nur behelfsmäßiger Unterricht stattfindet, sind Tijan und seine Freunde weitgehend sich selbst überlassen. Sie ziehen trotz der der ständigen Gefahr, beschossen zu werden, durch die Gegend, auf der Suche nach Dingen, die sie bei den Blauhelmsoldaten gegen Süßigkeiten tauschen könnten. Sie kommen auf dumme und gefährliche Ideen, und es ist manchmal nur ein schmaler Grat zwischen nochmal davonzukommen oder unter die Räder zu geraten. Die Atmosphäre ist bedrückend, die Situation zwischen Milizen, Warlords und Armee unübersichtlich. Der Schwarzmarkt blüht, und Glück hat, wer Kleinkriminelle kennt, die etwas "organisieren" können.

Besonders schockiert hat mich zu lesen, wie stark das Umfeld der Kinder in Sarajevo von Gewalt geprägt war. So gehörte diese nicht nur unter den Jugendlichen selbst, sondern auch in der Schule und zu Hause zum Alltag, und prügelnde Lehrer und Eltern waren Normalität.

Auch wenn Sila und seine Familie den Krieg überlebt haben, hat er ihr Leben für immer verändert. Wenn Sila über diese Folgen schreibt, werden der Schmerz, die Trauer und die Bitterkeit, die die Ereignisse hinterlassen haben, deutlich, und er findet starke und eindrückliche Worte, um dies zu beschreiben. Ich verzichte hier bewusst auf Zitate, um diese besonders im Gedächtnis bleibenden Passagen nicht vorwegzunehmen.

Ein starkes, schonungslos ehrliches und unbedingt lesenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 02.07.2024

Wie Kinder im Krieg werden

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Wie Kinder im Krieg werden

Tijan Sila schafft mit seinem Roman,
Radio Sarajevo, eine autobiografische Icherzählkunst.
Er lässt sein 10jähriges Ich von seinen Eindrücken und Erlebnissen während des Krieges ...

Wie Kinder im Krieg werden

Tijan Sila schafft mit seinem Roman,
Radio Sarajevo, eine autobiografische Icherzählkunst.
Er lässt sein 10jähriges Ich von seinen Eindrücken und Erlebnissen während des Krieges erzählen.
Sein erster Eindruck war ein Erstaunen, bis er richtig wahrnimmt, wie der Krieg ist.
Tijan und seine beiden Freunde erkunden immer wieder, wie sie ein wenig Profit erlangen können. Der Roman zeigt mit grausamer Klarheit, wie das Leben der Kinder gezeichnet wird. Wenn man dann bedenkt, wie viele Kinder jetzt wieder leiden müssen, macht mich traurig.
Der Autor hat diesen Krieg überlebt, seine Eltern sind mit ihm 1994 nach Deutschland geflohen. Was er hier erlebt wird immer kurz eingeflochten.
Interessant war der Epilog, als er seine Freunde bei einer Lesereise wieder trifft.
Die Geschichte nimmt den Leser mit und ist unbedingt lesenswert.

Veröffentlicht am 02.07.2024

Mit den Augen eines Kindes

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Mit den Augen eines Kindes erzählt Tijan Sila vom Krieg, mit seinen Augen, die im zarten Alter von nur zehn Jahren das Verbrechen gesehen haben. Plötzlich herrscht in Bosnien Krieg, Sarajevo wird bombardiert, ...

Mit den Augen eines Kindes erzählt Tijan Sila vom Krieg, mit seinen Augen, die im zarten Alter von nur zehn Jahren das Verbrechen gesehen haben. Plötzlich herrscht in Bosnien Krieg, Sarajevo wird bombardiert, während man gerade noch genüsslich sein Ohr am Radio hatte und Bon Jovi lauschte. Eindringlich beschreibt der Autor, wie es ihm damals ergangen ist und wie man sich automatisch angepasst hat an die schreckliche Situation.

Dieses Buch spiegelt keine Szenen am Schlachtfeld wider, zeigt keine typischen Kampfhandlungen, nein, dieses Buch erzählt von einem Zehnjährigen, den der Geruch von Sprengstoff ebenso überrascht wie seine Eltern und Nachbarn, den der ohrenbetäubende Lärm ebenso in Aufruhr versetzt wie seine Freunde. Aber – er lernt damit zu leben, lernt, durch Tauschhandel an Essen zu gelangen, lernt, seine Tränen zurückzuhalten, fast fünfundzwanzig Jahre lang, denn der Krieg in einem drinnen, der hört nicht einfach auf, nur weil man nach Deutschland flieht. Sehr authentisch, wenn auch immer wieder eher sachlich und distanziert, lässt uns Tijan Sila teilhaben an seiner Freundschaft mit Sead und Rafik, Burschen, die im selben Grätzel wohnen und daher wie selbstverständlich einer gemeinsamen Bande angehören. Aber der Leser trifft auch auf väterliche Gewalt und schnelles Erwachsenwerden mit der Bürde, den kleinen Bruder zu hüten und sich in Krisenzeiten seinen Platz zu sichern. Traurig und bewundernswert zugleich, welche Strategien zum Zug kommen, wie man das Unvermeidliche zu akzeptieren sucht und zwischendrin noch Platz hat für Humor.

Ein Roman des Verarbeitens, ein Roman zum Erinnern, ein Roman zum Aufrütteln. Kindliche Naivität trifft hier auf ganz plötzlich veränderte Anforderungen, denen man sich stellen muss. Ein erschütterndes Bild aus der Sicht eines Kindes, das viel zu schnell erwachsen wird – lesenswert.