Cover-Bild Ich bin Anna
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kanon Verlag Berlin
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 21.02.2024
  • ISBN: 9783985681037
Tom Saller

Ich bin Anna

Roman
Anna Freud und die legendärste Therapie der Welt

Wien im Kriegswinter 1917/18: Sigmund Freud plant, sein analytisches Erbe an seine jüngste Tochter weiterzugeben. Doch Anna kämpft ihren eigenen Kampf. – Ein suggestiver Roman von Bestsellerautor und Tiefenpsychologe Tom Saller.

Tief in ihrem Inneren strebt Anna Freud nach Unabhängigkeit vom schier übermächtigen Vater. Als Nesthäkchen lebt sie noch immer daheim, als der Erste Weltkrieg die Menschen blind macht. So etwa einen von Sigmund Freuds wenigen Patienten: Ludwig Stadlober kann nach einem Senfgasangriff nicht mehr sehen und sucht Hilfe beim berühmten Analytiker. Hinter seinem Rücken trifft sich Anna mit dem schüchternen Mann. Behutsam erkunden beide die eigenen Bedürfnisse. Doch zunehmend machen sich bei Anna verdrängte Triebe bemerkbar, sodass das Unglaubliche geschieht: Sigmund Freud nimmt die eigene Tochter in Therapie.
Zwanzig Jahre später. Die Nazis marschieren 1938 in Österreich ein. Anna und Stadlober begegnen sich erneut, und plötzlich geht es um das Überleben der Familie Freud.
Virtuos erzählt Tom Saller die Geschichte einer therapeutischen Dreiecksbeziehung, der Entdeckung des Todestriebes und der Selbstbehauptung von Anna Freud.

»Denn ich bin frei. Bin Anna. Bin ich.«

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2024

Interessant gewebte Geschichte mit Denkanstößen

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84-jährig blickt Anna Freud nach Erhalt einer Todesanzeige auf ihr Leben zurück.
„Die Arbeit hat mein Leben bestimmt getreu dem Vorbild Vaters“, sinniert sie und leitet durch diesen Satz schon in eine ...

84-jährig blickt Anna Freud nach Erhalt einer Todesanzeige auf ihr Leben zurück.
„Die Arbeit hat mein Leben bestimmt getreu dem Vorbild Vaters“, sinniert sie und leitet durch diesen Satz schon in eine komplizierte Thematik ein. Sie war die Tochter von Sigmund Freud, dem Entdecker und Entwickler der Psychoanalyse. Sie ist das Kind, dass sich hingebungsvoll den Erkenntnissen des Vaters gewidmet und sein Werk weitergeführt hat.Sie wird später selber Analytikerin, hilft vor allem Kindern.
Rückblickend nach Wien kurz vor dem ersten Weltkrieg beginnt der Roman. Anna damals Anfang 20, unbeholfen, unsicher und kränkelnd. Aus ihres Vaters Sicht wild und ungebärdig, andererseits, was stets gelobt wird, brav und vernünftig. Von Mutters Seite erlebte sie Distanziertheit und Emotionslosigkeit. Sie entschließt sich vorerst Lehrerin zu werden.
„Eine überschwängliche Unterstützung bei der Berufswahl sah seitens des Vaters anders aus, der feste Glaube an die Widerstandsfähigkeit der eigenen Tochter ebenso.“

Auch im gewählten Beruf zeigten sich bei ihr Müdigkeit und Schwäche – etwas hielt sie davor zurück ganz ins Leben zu treten, um es in vollen Zügen zu erleben. Sie hat allerdings weibliche Unterstützer, die ihr nahestehen.
Als ein junger Patient Freuds Praxis betritt, ist auch Anna interessiert an den Studien und darf bei dem Vater an diesem Fall die Analyse lernen. Herr Stadlober hat Erblindungserscheinungen, die zeitweise auftreten und dann wieder verschwinden.

Ergänzend zu Annas und Sigmunds Erzählungen, die sich abwechseln und den Fortgang des Buches interessant gestalten, erfährt man die politische Lage in Österreich und Deutschland. Als der Thronfolger Österreichs, Franz Ferdinand in Sarajevo 1914 ermordet wurde, in dessen Folge der 1. Weltkrieg ausbrach, änderte sich auch die Welt der Freuds.Die Brüder von Anna leisteten Kriegsdienst, Freud entdeckte Thanatos, den Todestrieb.

Anna findet vorerst Gefallen an Ludwig Stadlober, doch durch einen Ohnmachtsanfall ausgelöst, bittet sie ihren Vater, sie zu therapieren.
Stadlober taucht im späteren Geschehen wieder auf und die Fäden und Ereignisse des Romans ziehen sich zusammen und lassen eine klug entscheidende selbstbewusste Anna handeln.

Mir hat gut gefallen dass Anna Freud ein Roman gewidmet wird. Tom Saller hat mithilfe seiner umfangreichen Recherchen eine interessant gewebte Geschichte erfunden, die so hätte sein können, die ganz und gar stimmig ist, spannend aufgebaut mit vielen Informationen über psychologische Fachbegriffe sowie das damalige politische und gesellschaftliche Umfeld.
Freud: „So betrachtet ließ sich die Erfindung einer neuen Psychologie durchaus als Akt des Widerstandes deuten, des Widerstandes gegen die Welt, in der ich gezwungen war, zu leben.“
Die feinsinnige Erzählung gibt viele Denkanstöße und ehrt die Anfänge über das, was dem aufgeklärten Menschen heute, 100 Jahre später, wie selbstverständlich in die Bewusstheit und Denkweise eingegangen ist.

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Veröffentlicht am 06.06.2024

Einblicke in das Leben von Anna und Siegmund Freund

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Anna ist die Letztgeborene der insgesamt sechs Kinder im Hause Freud. Sie blickt auf ihr Leben zurück als ihr eine Todesanzeige eines Menschen zugestellt wird, mit dem sie ein zwiegespaltenes Verhältnis ...

Anna ist die Letztgeborene der insgesamt sechs Kinder im Hause Freud. Sie blickt auf ihr Leben zurück als ihr eine Todesanzeige eines Menschen zugestellt wird, mit dem sie ein zwiegespaltenes Verhältnis verband. Sowohl der Begründer der Psychoanalyse als auch Anna selbst erzählen aus ihrem Leben, ihrem beruflichen Werdegang und der Arbeit mit dem Patienten Ludwig Stadlober. Das Vermächtnis seiner Arbeit, die im Kollegenkreis nicht ganz unumstritten ist, möchte Freud unbedingt weitergeben. Und Anna scheint die Richtige zu sein.
Es ist ein Roman, der Einblicke in die Anfänge der Analyse des menschlichen Unterbewusstseins liefert. Tom Saller, selbst vom Fach, schildert mit viel Einfühlungsvermögen und sprachlich gewandt von Annas Selbstfindung, ihrer Entwicklung von der ewig Kränkelnden zur selbstbewussten, starken Frau.

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Veröffentlicht am 02.06.2024

Clever konstruierte Lektüre

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„Bedauerlicherweise weiß niemand, ob das Glückhaben eine konstante Eigenschaft des Menschen ist.“ (S. 70)

1917, der 1. Weltkrieg tobt und Sigmund Freud behandelt den blinden Patienten Ludwig Stadlober. ...

„Bedauerlicherweise weiß niemand, ob das Glückhaben eine konstante Eigenschaft des Menschen ist.“ (S. 70)

1917, der 1. Weltkrieg tobt und Sigmund Freud behandelt den blinden Patienten Ludwig Stadlober. Stadlober, der nach einem Senfgasangriff erblindet ist, zeigt keine organischen Ursachen für seine Blindheit, was ihn zu einem interessanten Fall für die Psychoanalyse macht. Anna, fasziniert von der Arbeit ihres Vaters, nimmt inoffiziell Kontakt zu Stadlober auf und entwickelt eine tiefe Verbindung zu ihm. Diese Begegnungen sind prägend für Annas weitere Entwicklung.
Im Laufe der Jahre entwickelt sich die Beziehung zwischen Anna und ihrem Vater weiter, wobei auch Annas eigene psychoanalytische Fähigkeiten und innere Konflikte eine zentrale Rolle spielen. Als die Nazis 1938 in Wien einmarschieren, steht die Familie Freud vor existenziellen Herausforderungen. Anna und Stadlober begegnen sich erneut, und ihre einst freundschaftliche Beziehung wird auf eine harte Probe gestellt.

Anna, die jüngste Tochter des berühmten Psychoanalytikers, steht im Mittelpunkt des Romans. Sie wird als eine vielschichtige und facettenreiche Persönlichkeit dargestellt, die in der Schattenwelt ihres übermächtigen Vaters und ihrer starken Schwester nach ihrer eigenen Identität sucht. Ihr Weg zur Selbstverwirklichung und ihre Entwicklung von der schüchternen Tochter zur eigenständigen Frau und Psychoanalytikerin bilden das Herzstück der Erzählung.

Saller thematisiert nicht nur die Beziehung zwischen Vater und Tochter, sondern auch die inneren Kämpfe und die Suche nach Selbstbestimmung in einer von patriarchalen Strukturen dominierten Welt. Anna ringt mit den Erwartungen ihres Vaters und der Gesellschaft, während sie gleichzeitig ihre eigene Identität und ihren Platz in der Welt finden muss. Die Integration von psychoanalytischen Konzepten und Analyse der Persönlichkeitsmuster verleiht den Figuren im Roman Lebendigkeit und Tiefe.

Die abwechselnden Erzählperspektiven aus der Sicht von Sigmund und Anna Freud zeigen, wie unterschiedlich ein und derselbe Sachverhalt verstanden und interpretiert werden kann. Saller gelingt es, diese verschiedenen Stränge und Sichtweisen präzise und mit sprachlicher Finesse zu verbinden und er verwebt historische Fakten gekonnt mit erzählerischer Freiheit.

"Ich bin Anna" ist auch als feministischer Roman zu verstehen, der Annas Emanzipation von familiären und gesellschaftlichen Zwängen thematisiert. Ein atmosphärischer und erfrischender Roman, der in die Welt der Psychoanalyse und die komplexen Dynamiken der Familie Freud entführt. Zeitgleich aber auch die „Befreiung“ von Anna Freud erzählt. Saller zeichnet ein fesselndes Psychogramm einer jungen Frau, die zwischen der Loyalität zu ihrem Vater und ihrem eigenen Streben nach Freiheit hin- und hergerissen ist. Eine clever konstruierte Lektüre, die zum Nachdenken anregt und einen Blick auf die berühmte Familie Freud bietet. Mit hat das sehr gefallen! #leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 26.02.2024

Interessante Einblicke

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Tom Saller zeigt den Lesenden einen kleinen Einblick aus dem Leben von Anna und Sigmund Freud. In kurzen Kapiteln aus den jeweiligen Perspektiven der beiden Protagonisten erfährt man von dem Schaffen und ...

Tom Saller zeigt den Lesenden einen kleinen Einblick aus dem Leben von Anna und Sigmund Freud. In kurzen Kapiteln aus den jeweiligen Perspektiven der beiden Protagonisten erfährt man von dem Schaffen und Leben der Freuds.

Sigmund Freud, ein jüdischer Analytiker, der keinen guten Stand bei den Wiener Kollegen hat, berichtet von seinem Verhältnis zu seiner Tochter Anna. Dem einzigen Kind, welches noch zu Hause lebt und seine einzige Chance, sein Vermächtnis zu übertragen. Seine Söhne befinden sich zum Zeitpunkt der Geschichte im ersten Weltkrieg und seit Wochen haben die Freuds nichts von ihnen gehört.

Anna Freud, die Tochter von Sigmund Freud, ist eigentlich Lehrerin, doch der Beruf zehrt an ihren Nerven. Sie kränkelt von klein auf und sie kämpft immer wieder mit Selbstzweifeln. Doch sie will die Chance ergreifen und das Vermächtnis des Vaters übernehmen.

Ich habe etwas Zeit und ein paar Seiten mehr gebraucht, um in die Geschichte eintauchen zu können. Der innere Kampf von Anna und die Gedanken von Sigmund Freud über sie fand ich interessant und spannend zugleich. Der Schreibstil des Autors sorgt dafür, dass der Inhalt der Geschichte nicht zu trocken und wissenschaftlich wird. Der Wechsel zwischen den Perspektiven sorgt zusätzlich dafür, dass man sich mittendrin statt außen vor fühlt.