Wunderbarer, authentischer Frauenroman - Lesegenuss!
Die 52-jährige Cornelia, genannt Nelly, trauert um ihren Mann, der plötzlich verstorben ist. Durch seinen Tod wurde das Geheimnis gelüftet, dass er sie mit ihrer besten Freundin betrogen hat und sogar ...
Die 52-jährige Cornelia, genannt Nelly, trauert um ihren Mann, der plötzlich verstorben ist. Durch seinen Tod wurde das Geheimnis gelüftet, dass er sie mit ihrer besten Freundin betrogen hat und sogar ein Kind mit ihr hat.
Nelly ist verletzt und aufgewühlt von ihren unterschiedlichsten Gefühlen wie Trauer, Enttäuschung und sogar Wut.
Sie beschließt einen Neuanfang zu wagen und der soll sie vom Odenwald nach München führen. Sie verkauft das Haus und die Apotheke ihres Mannes und nimmt ein Angebot ihrer Studienfreundin Mona an, in deren Apotheke in München zu arbeiten.
Wir begleiten Nelly also bei ihrem Umzug nach München und erleben ihren Neustart im neuen Zuhause, in einer neuen Stadt und einem neuen Job.
Passend zum Titel ist das Buch in mehrere Abschnitte unterteilt, die die Entwicklung des Orangenbaums wiedergeben, wie z. B. Knospen, Blüten, Fruchtstände usw.
Die Idee fand ich sehr schön, denn auch die Handlung entwickelt sich passend dazu.
Nelly erzählt uns ihre Geschichte in der Ich-Form und so war ich sehr schnell Nelly ziemlich nah.
Mich hat begeistert, dass wir es hier mal mit einer Protagonistin zu tun haben, die schon über 50 ist und mitten im Leben steht, aus dem sie dann durch die Ereignisse gerissen wird.
Ich habe Nelly schnell in mein Herz geschlossen, nicht nur weil sie den gleichen Vornamen trägt wie ich. Ich konnte mich gut mit ihr identifizieren und habe mich in vielen ihrer Gedanken, Handlungen und Entscheidungen wiedergefunden.
Sie trauert um ihren Mann aber ist auch gleichzeitig wütend, auf ihn und ihre ehemalige beste Freundin, denn die beiden haben sie hintergangen. Diese innere Zerrissenheit zwischen Trauer und Enttäuschung ist gut bei mir angekommen und war für mich auch glaubhaft dargestellt.
Deshalb konzentriert sie sich auf ihren neuen Lebensmittelpunkt und ihren neuen Job.
Ganz anders reagieren ihre Kinder. Sie haben wenig Verständnis dafür, dass ihre Mutter alles aufgegeben hat und weggezogen ist. Für sie sieht es so aus, als wollte ihre Mutter alles was gewesen ist vergessen und verdrängen, einschließlich des Vaters. Das bringt Spannungen und Konflikte, die alle Beteiligten traurig machen.
Aber Nelly lässt sich nicht unterkriegen und startet mit großem Engagement in ihr neues Leben und ihren neuen Job. Sie erkundet die Stadt, lernt andere Menschen kennen und richtet sich nach und nach ihr Leben neu ein.
Auch "neue" Männer treten in ihr Leben und wirbeln gleich einiges durcheinander.
Das alles ist sehr lebensnah und authentisch beschrieben, so dass es großen Spaß macht, Nelly dabei zu begleiten und ihre Entwicklung zu verfolgen.
Ulrike Sosnitza ist eine großartige Erzählerin, die mit ihrem schönen Schreibstil die Emotionen der Protagonisten wunderbar zum Leser transportieren kann.
Dabei ist ihr eine tolle Mischung aus ernsteren Themen aber auch Humor und Romantik gelungen, gewürzt mit Lebensweisheiten in Form von Sprüchen auf einer Tafel vor einem Café.
Nellys Geschichte hat mich berührt, denn sie zeigt, dass es immer irgendwie weiter geht im Leben und ein neuer Zyklus beginnt. Genau wie bei Nellys Orangenbaum, an dem aus den Blüten Früchte werden und danach erneut Knospen und Blüten sprießen.
„Orangenblütenjahr“ ist ein wunderbarer Frauenroman, der authentisch ist, wie aus dem Leben gegriffen, und deshalb nicht nur sehr gute Unterhaltung sondern auch Tiefgang bietet.
Lesen und genießen!
Fazit: 5 von 5 Sternen
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