Hanna und die Esoteriker
„...Tja, immer nur platt wie eine Flunder am Strand zu liegen, um trotz aller Warnungen der Hautärzte so richtig schön broilermäßig braun zu werden, und dabei die lieben Kleinen mit einem Auge beim Quallenvergraben ...
„...Tja, immer nur platt wie eine Flunder am Strand zu liegen, um trotz aller Warnungen der Hautärzte so richtig schön broilermäßig braun zu werden, und dabei die lieben Kleinen mit einem Auge beim Quallenvergraben zu beaufsichtigen, haut schließlich eventmäßig auf die Dauer niemanden so richtig vom Hocker...“
Hanna Hemlokk ist genervt. Die Kornkreise auf Fridjof Plattmanns Weizenfeld ziehen Scharen von Touristen an. Hinzu kommt, dass sie schon den ganzen Sommer von einer Frau gestalkt wird, die sich als Möchtegern-Schriftstellerin sieht.
Dann erscheint eine Frau bei Hanna und bittet sie um ihre Hilfe. Ihr Mann Reinhold Schmale ist angeblich bei einem Unfall ums Leben gekommen. Er ist die Steilküste herabgestürzt. Seine Frau glaubt nicht an einem Unfall.
Kurze Zeit später hat Hanna ein zweites Problem zu lösen. Ihr Freund Johannes wird von der esoterischen Gemeinde geschnitten. Deshalb wurden ihm schon seine Aufträge als Tischler gekündigt. Er soll am Verschwinden von Juliane Schott Schuld sein, weil eine gewisse Klara diese Botschaft empfangen hat.
Die Autorin hat erneut einen fesselnden und humorvollen Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Sie wird von Hanna selbst erzählt.
Dass Hanna, die mit beiden Füßen fest im Leben steht, gerade in der Esoterikszene ermitteln muss, birgt schon eine Spur Ironie in sich. Doch auch der Tote Reinhold Schmale ist eher nicht ihr Fall. Dass er ein Zahlenmensch ist, mag ja noch gehen, seine Pedanterie, sein übersteigertes Selbstbewusstsein und seine Menschenverachtung machen ihn nicht gerade sympathisch. Dadurch hat er sich allerdings eine ganze Reihe von Feinden gemacht, die Hanna nun konsequent unter die Lupe nimmt. Im esoterischen Zirkel dagegen ist die Ermittlung eher schwierig, weil die Befragten in ihren eigenen Sphären leben. Ein gewisser St. Germain, der allerdings schon lange tot ist, kommt trotzdem stets wieder zur Sprache.
Die Geschichte lässt sich angenehm lesen. Einen kleinen Einblick in Hannas deutliche Sprache mit der gewissen Prise Sarkasmus zeigt das obige Zitat. Es bezieht sich auf die neue Situation durch die Kornkreise. Wie die allerdings zustande gekommen sind, darüber hat Hanna logischerweise ihre ganz eigene handfeste Meinung.
Besonders beeindruckend ist Hannas Verhörtaktik. Meist kommt sie sehr schnell zum Punkt und lässt dem Gegenüber nicht viel Zeit für Ausflüchte. Bloß bei den Esoterikern funktioniert das nicht. Bei deren Gefasel wird man als Leser gleichzeitig zum Lachen und Kopfschütteln animiert. Dass in diesen Kreisen aber auch ein gesundes Konkurrenzdenken funktioniert, hätte ich nicht für möglich gehalten.
Nebenbei hat Hanna einige private Probleme am Hals. Als sich zwei Käufer für ihre Schildkröten melden, wird klar, dass die von Tierhaltung null Ahnung haben. Auch Hannas Mutter und ihre Freundin Marga haben im Eifer für den Schutz der Natur und der Meere ihre Finanzen überschätzt. Glücklicherweise normalisiert sich Hannas Beziehung zu Harry wieder. Das kommt vor allem dessen Neffen Daniel zugute, der den Erziehungsversuchen seines Onkels nicht viel abgewinnen kann.
Es gibt im Buch viele kleine Szenen, die Anlass zum Schmunzeln bieten.
Immer wieder klingt der lokale Aspekt der Geschichte durch. Zum einen werden Land und Leute gut beschrieben, zum zweiten erhalte ich einen Einblick in die nordische Küche und zum dritten gibt es ab und an den örtlichen Dialekt. Sehr gut gefällt mir, dass bei Hannas Schilderung in jeder Zeile zu spüren ist, wie sie das Flair ihrer Heimat liebt.
Der Krimi hat mich ausgezeichnet unterhalten. Neben der spannenden Handlung, Hannas unwiderstehlichen Schriftstil haben dazu auch die im Text geschickt integrierten Wissensbröckchen beigetragen. Zum Abschluss darf Hanna nochmals zu Wort kommen:
„...Nur weil man etwas pausenlos wiederholt, wird es auch nicht wahrer, sondern rückt höchstens bei der Google-Suche weiter nach oben. Obwohl das für viele ja leider gleichbedeutend ist...“