Morgentau – Apfelblütenträume 1
von Valentina May, 312 Seiten, erschienen am 04.11.2019, im Piper Verlag
Der zarte Duft von Apfelblüten liegt in den Seiten und hüllt mich ein. Mich hat eindeutig das Apfelvirus befallen.
Um was es geht:
Pia wirft ihr Betriebswirtschaftsstudium in Berlin hin und zieht sich so den Zorn ihres Vaters zu. Er droht und dreht ihr den Geldhahn zu und Pia denkt: Jetzt erst recht!
Sie möchte endlich ihre Träume verwirklichen und eine Ausbildung in Hamburg zur Fotografin absolvieren. Doch der Weg dorthin ist ereignisreicher, als sie es je vermutet hätte. Durch eine Autopanne lernt sie den unnahbaren Tom kennen und von diesem Moment an lehrt sie das Leben, was es heißt, wirklich zu leben.
Die Figuren:
Pia Storm ist 25 Jahre und will es ihrem Vater immer recht machen und stellt viel zu lange ihre eigenen Bedürfnisse zurück. Dabei leben ihre Eltern in ihrer eigenen Welt. Ihre Mutter ist seit Jahren auf esoterischen Reisen unterwegs, um die Erleuchtung in ihrem dunklen Leben zu finden, und ihr Vater lebt für sein erfolgreiches Unternehmen. Pia ist spontan, bodenständig und naturverbunden. Sie hat Biss, ist zäh und trägt ihre Herkunft als Geheimnis mit sich herum. Pia ist bereit für ihre Ziele bis an ihre Grenzen zu gehen und wenn es sein muss, auch darüber hinaus. Sie zeigt große Einsatzbereitschaft und eine ausgeprägte Neugier, die ihr manchmal auf die Füße fällt.
Tom Matthiesen ist 34 Jahre alt, attraktiv, viel zu lange schon Single, von der Liebe gebeutelt und im Herzen verbrannt. Er kommt oft mürrisch rüber, ist stur, aber hat einen guten Kern. Er lebt mit seiner Schwester Imke und dem obersturen und verbitterten Vater in einem großen Gutshaus, nebst Apfelplantagen und kleinem Hofladen. Tom ist unglaublich ehrgeizig und ordnet alles dem Gutsleben unter.
Die beiden wirbeln mit Leichtigkeit in einen emotionalen Tiefgang und ich habe ein klares Bild vor Augen.
Die Nebenfiguren ergänzen das Apfelgut perfekt und ich schließe sie alle in mein Herz. Ich fühle mich unglaublich wohl dort und kann es kaum erwarten, bis der nächste Band herauskommt, um endlich wieder auf dem Gut Matthiesen zu sein.
Die Entwicklung:
Pia und Tom legen beide eine glaubwürdige Entwicklung hin, wobei mich Tom immer wieder fordert. Der Autorin gelingt die schmale Gratwanderung, Tom nicht zum kompletten Ekelpaket mutieren zu lassen, so das ich ihm seine entstehenden Gefühle für Pia abnehme. Dabei zieht sie mich durch die wechselnden Perspektiven von Tom und Pia, die in der 3. Person erzählt werden, wahnsinnig dicht ans Geschehen heran.
Die Umsetzung:
Die Dialoge befeuern die Geschichte ungemein. Es kommt immer wieder zum Schlagabtausch zwischen Pia und Tom, zu Szenen, in denen ich vor lauter Mitgefühl meine Arme abwechselnd um beide legen möchte. Der exzellente Schreibstil beschert mir einen super Einstieg in die Story und ich ziehe begeistert mit aufs Gut Matthiesen. Durch das bezaubernde Setting erfahre ich, was es bedeutet, schwere körperliche Arbeit zu verrichten. Und zwar von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang. Kurz vor der Erntezeit auch sieben Tage in der Woche. Und trotz aller Widrigkeiten, die ein Gut so mit sich bringt, bleibt mir genug Zeit, mich in den Schönheiten der Apfelplantage zu verlieren. Tief sauge ich den süßlichen Duft der fast reifen Äpfel auf und bewundere den Lichterglanz, den die späten Sonnenstrahlen auf diese zaubern. Es könnten die unbeschwertesten Tage meines Lebens werden, wenn es da nicht dieses erdrückende Familiengeheimnis gäbe, über das ich mit Pia gestolpert bin. Und Pia ist hartnäckig.
Und dann ist da immer noch der unverschämt gutaussehende Tom, der Pia unfreundlich und abweisend behandelt. Oh man, wir Frauen werden Männer wohl nie verstehen. Es ist aufregend und macht mir großen Spaß, den beiden zu folgen.
Mein Fazit:
Morgentau – Apfelblütenträume, ist ein wunderbares Buch der leisen Töne, die lange in mir nachklingen. Die Geschichte hat mir beste Unterhaltung beschert. Es gibt immer wieder Spannungsbögen und ich genieße es, dass mein Kopfkino von der ersten bis zur letzten Seite auf Hochtouren läuft. Das macht das Apfelgut für mich noch anschaulicher und greifbarer. Ohnehin werden ständig meine Sinne angesprochen und die Charaktere sind megagelungen.
Zu diesem Buch empfehle ich ein Stück warmen Apfelkuchen, am besten mit einem Hauch Zimtduft und dann ab auf die Couch und genießen, schwelgen und glücklich sein. Genau, das hat dieses Buch in mir ausgelöst – Glücksgefühle!
Deshalb vergebe ich mit großer Freude ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ apfelfrische Sterne von 5 und eine unbedingte und absolute Leseempfehlung. 🔥